Was macht eigentlich ... Peter Kabel

Peter Kabel im Neubau des Mediencampus Finkenau
Foto: Henning Kretschmer für manager magazinNoch heute denkt Peter Kabel (56) jeden Tag mit Grausen an die Ereignisse um die Jahrtausendwende. Er hatte seine Firma Kabel New Media 1999 an die Börse gebracht, zeitweise war das Unternehmen mehr als eine Milliarde Euro wert. Der Entrepreneur galt als Star der Internetbranche. Und dann, im Sommer 2001, die Insolvenz.
Kabel hatte viel zu schnell expandiert. Als die New Economy zusammenbrach, erwischte es auch seine Multimediaagentur. "Das war wie ein ganz schwerer Verkehrsunfall", sagt Kabel.
Zum Glück lehrte der Kommunikationsdesigner schon damals an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW). Die laufenden Kosten waren also gedeckt. Zuletzt verantwortete Kabel als Prodekan die Umsetzung der Curricula an der Fakultät Design, Medien, Information. In diesem Frühjahr gab er das Amt auf, seinen Lehrstuhl für Interaction und Servicedesign hat er behalten.
Das Dasein als beamteter Professor hat den umtriebigen Schwaben nie ausgelastet. So zog er - quasi nebenher - 2005 in den Vorstand der Werbeagentur Jung von Matt ein. 2007 schied er wieder aus und fand seine endgültige Berufung: Kabel engagiert sich als Business-Angel.
"Ich stehe nie morgens auf und nehme mir vor, reich zu werden", sagt Kabel. "Ich will nur etwas Tolles machen, das mir wirklich Freude bereitet."

Neustart: Als Peter Kabel seine Kabel New Media im Sommer 1999 an die Börse brachte, herrschte bei ihm und Finanzvorstand Fritz Mathys pure Euphorie. Ihre Firma gestaltete und designte Internetseiten - das reichte für eine fabelhafte Bewertung. Als Kabels Unternehmen zwei Jahre später in die Insolvenz ging, stand er beispielhaft für die irrationale Übertreibung der New Economy. Er selbst ist bis heute als Professor an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg tätig.
Foto: DPASeit Mitte der 2000er Jahre hilft Kabel jungen Unternehmern auf die Beine. Zunächst engagierte er sich bei europäischen Start-ups. Als der Durchbruch ausblieb, wandte er sich von den satten deutschen Gründern ab - und den Indern zu. "Der Wettbewerb dort ist weniger intensiv als bei uns", so Kabel, "weil die Digitalisierung erst zu wirken beginnt."
Der Name seines Vehikels lässt vieles zu: Asian E-Commerce Alliance (AECAL). Kabel sucht nach gut ausgebildeten Gründern und versorgt sie mit Kapital. In der ersten Runde spendieren er und einige Co-Investoren 20.000 bis 30.000 Dollar, im zweiten Schritt kann sich die Summe verzehnfachen.
Elf Unternehmen hat die AECAL ins Portfolio aufgenommen, bei dreien ist sie - mit Erfolg - wieder ausgestiegen. So gab Kabel im vergangenen Herbst seine Anteile an der 2013 in Chennai gegründeten E-Commerce-Firma Flintobox ab. Das Unternehmen beliefert Eltern von Kindern im Alter von vier bis zwölf Jahren via Onlineabonnement mit Lehrmaterialien, die dabei helfen sollen, die Kids auf spielerische Weise zu erziehen und ihnen schulisches Wissen beizubringen.
"Das war einer von zwei sehr schönen Exits", sagt Kabel. "Reich bin ich bislang nicht geworden, aber immerhin vermögend."
Das Internet ist Kabels Heimat, egal wo er arbeitet. Das sei schon immer so gewesen. "Wahrscheinlich bin ich Deutschlands ältester Digital Native."