

Ian Callum hat den Geschmack der feinen Kundschaft getroffen. Der Designer durfte mit dem Jaguar XF erstmals ein Modell der Marke komplett gestalten - und schon wurde es ein großer Wurf. 2008 kam der XF auf den Markt, seither hat sich die Limousine eine viertel Million Mal verkauft.
Mit der zweiten Generation des XF wollen die Briten nun beweisen, dass ihre rollende Großkatze auch technisch zum großen Wurf taugt. Äußerlich ist der XF erneut gut gelungen: Die Sportlimousine wirkt mit ihrer Dachlinie, die direkt über der Hinterachse entspringt, und der langen Motorhaube wie ein Coupé. Wirklich ausgetobt haben sich die Entwickler allerdings unter dem Blech. Dort sind 83 Prozent der Teile neu.
300 PS/221 kW
V-6-Zylinder-Turbodiesel mit 2993 ccm Hubraum
144 g/km, CO2-Emission (Firmenangaben)
250 km/h Spitzengeschwindigkeit
ab 61.510 Euro
Meine Ausfahrt führt mich von Pamplona nach Nordosten in die spanischen Pyrenäen. Das perfekte Terrain, um die technischen Finessen des Jaguars zu testen. Wie viele andere Hersteller haben auch die Briten downgesizt: Für den neuen XF gibt's keine Achtzylinder mehr, sondern nur noch turbogeladene Vier- und Sechszylindermotoren. Der sparsamste kommt mit einem Normverbrauch von 3,9 Litern aus, bringt für die Steigungen im Hochgebirge allerdings nicht genug Leistung.
Souveräner fährt sich da der (viel teurere) V-6-Zylinder-Turbodiesel, der mit 300 PS fast so viel Kraft hat wie ein BMW 535d, mit 700 Newtonmetern Drehmoment jedoch deutlich mehr Wumms zeigt als der Bayer. Wenn man die Achtstufenautomatik im "Sport"-Modus fährt. Auf der Serpentinenstrecke zur französischen Grenze filtert die elektromechanische Lenkung so ziemlich alle Störkräfte heraus, ohne synthetisch zu wirken. Das adaptive Fahrwerk ist ein Segen: Selbst die straffste Stufe ist noch bandscheibenschonend. Spielereien am Gaspedal (insbesondere am Kurvenausgang) fängt das ESP selbst im "Sport"-Modus sofort ein.
Die nützlichste Neuerung ist das Navigations- und Infotainmentsystem - über viele Jahre die größte Schwäche aller Jaguar-Modelle. Endlich lassen sich die Straßenkarten perfekt lesen, die Software hinter dem Touchscreen arbeitet schnell, logisch und nahezu fehlerfrei, das bordeigene W-Lan-Netz versorgt bis zu acht digitale Geräte. Obwohl der neue XF kürzer und niedriger ist als sein Vorgänger, genießen Passagiere im Fond mehr Knie- und Kopffreiheit als zuvor, auch mehr als bei den Modellen anderer Hersteller.
Mit dem neuen XF ist Jaguar eine Businesslimousine gelungen, die sich vor den großen Rivalen nicht verstecken muss.
Jaguar XF: Glatt, geschmeidig, solide - der Designer Ian Callumder hat mit dem neuen Jaguar XF den Geschmack der feinen Kundschaft getroffen.
Neue Zeit: Früher wähnte man sich im englischen Herrenclub, heute gibt sich Jaguar modern, dennoch könnte der XF noch etwas mehr Feingefühl bei der Materialauswahl vertragen.
Gravitationszentrum: Der neue XF tritt in der Klasse der Business-Limousinen an, also gegen Konkurrenten wie Audi A6, BMW 5er und Mercedes E-Klasse.
Mehr Freiheit für Beine und Kopf: Im Innenraum herrschen großzügige Platzverhältnisse.
Ableitung des XE: Das neue Einstiegsmodell der Marke, der Jaguar XE, war in vielen Details das Vorbild für den jetzt neu vorgestellten, etwas größeren XF. Vor allem auch beim Thema Leichtbau.
Moderne Linien: Ein Blick auf die neue Mittelkonsole und die Armaturentafel mit dem Infotainment-System "InControl Touch Pro", das ab Jahresende verfügbar sein wird.
Wählhebel: Der runde Drehknopf für die Bedienung des Automatikgetriebes fährt erst nach dem Einschalten der Zündung aus der Mittelkonsole hervor.
Selbstbewusster Blick: Unter anderem neu gestaltete LED-Scheinwerfer sorgen für einen markanten Auftritt des neuen Jaguar XE.
Braver Diesel: Drei Diesel-Varianten und zwei Benziner bilden das vorläufige Motorenangebot des XF. In unserem Testauto steckte der mittlere Selbstzünder mit einer Leistung von 180 PS, der gut zum Auto passt.
Mehr Raum: Vor allem die Hinterbänkler im neuen XF dürfen sich über mehr Bein- und Kopffreiheit freuen. Im Fond wurde der neue Wagen deutlich geräumiger als das Vorgängermodell.
Rein damit: Mit einem Ladevolumen von 540 Liter bietet der Jaguar XF einen sehr ordentlichen Kofferraum.
Aufholjagd: Was die Stückzahlen betrifft, sind die drei deutschen Hersteller Audi, BMW und Mercedes der britischen Marke Jaguar weit enteilt. Technisch jedoch fährt der neue XF auf Augenhöhe mit der hiesigen Konkurrenz.