Achten Sie auf: Andreas Rickert Entwicklungshelfer für spendierwillige Millionäre

Der Chef von Phineo bringt Spendern Marktdenken bei. Seine neueste Klientin: Milliardärin Susanne Klatten.
Andreas Rickert

Andreas Rickert

Foto: Ole Schleef für mm; Fotovorlage: imago

Eigentlich folgen Gründer einer anderen Logik als Andreas Rickert (42). Als der ehemalige McKinsey-Berater 2009 Phineo startete, wollte er nicht Millionen verdienen, sondern anderen helfen, ihre Millionen wirksam auszugeben - für das Allgemeinwohl. Ein eher ungewöhnliches Ziel für einen Entrepreneur. Doch Ex-Consultant Rickert, in Stanford promovierter Molekularbiologe, litt an der Ineffizienz der Zivilgesellschaft, jener Weltverbesserungsbranche aus Stiftungen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs), karitativen Einrichtungen und reichen Gönnern, die in Deutschland 100 Milliarden Euro im Jahr bewegt.

Der Sektor quoll über von guten Menschen mit gutem Geld und guten Ideen. Allein an gutem Management mangelte es. Als Direktor bei der Bertelsmann Stiftung beobachtete Rickert Mäzene, die sich in ihrer Freigebigkeit sonnten, ohne sich zu fragen, was ihre Gaben eigentlich bewirkten. Und er wunderte sich über NGOs, die nie Strategien formuliert hatten, wie sie was erreichen wollten. Während in den USA milliardenschwere Spender wie Microsoft-Gründer Bill Gates (60) längst den Wert von Marktmechanismen in der Philanthropie erkannt hatten, überwog in Deutschland, was Rickert "Philanthrotainment" nennt: wohlfeile Reden über das Übel in der Welt, Foto mit Scheck und dann ab zum Büfett.

Das will er mit Phineo ändern. Seine Finanziers: neben der Bertelsmann Stiftung etwa die Deutsche Börse , KPMG und PwC. Seine Mittel: rigorose Outputanalyse und eine Structure-follows-Function-Logik: "Wir helfen Philanthropen dabei, Gutes zu bewirken, statt nur Gutes zu tun." Sein Problem: massives Misstrauen allerorten. Für viele traditionelle Mäzene kommt sein Ansatz einer kleinen Disruption gleich.

Gehör findet er trotzdem, vor allem bei fortschrittlichen Spendern. Die Hälfte der Dax-30-Konzerne hat er bereits beraten und mit dem "Kursbuch Wirkung" einen (kostenlosen) Leitfaden erstellt, der zum Branchenbestseller aufstieg. Sein "Wirkt!"-Siegel zeichnet vorbildliche Initiativen aus. Rickert und seine fast 50 Mitstreiter können inzwischen gar nicht mehr jedes Mandat annehmen, so groß ist die Nachfrage.

Kürzlich stand er in Berlin auf einer Bühne neben Deutschlands reichster Frau. BMW-Großaktionärin Susanne Klatten (54) lässt Phineo 100 Millionen Euro verteilen, um Gutes zu bewirken, also: Projekte auszusuchen, zu beraten, zu überwachen. Ein echter Kulturwandel - für Rickert. Der Berater und Analytiker wird nun selbst zum Macher.

Das folgende Porträt stammt aus der September-Ausgabe 2016 des manager magazins.

Lesen Sie dazu auch die preisgekrönte Analyse: Kapitalistische Weltenretter

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