Editorial Heißes Spiel
140 Milliarden Dollar zahlte der US-Konzern AT&T innerhalb von 14 Monaten für Aufkäufe, 413 Milliarden Mark Vodafone für Mannesmann; über 100 Milliarden will die Deutsche Telekom für Voicestream überweisen. Allein die europäischen Telekoms werden für UMTS 400 Milliarden Mark ausgeben, Lizenzgebühren und Installationskosten. Jährlich sind da 30 bis 40 Milliarden Mark an Zinsen fällig. Wie soll das Geld jemals verdient werden? Es mag ja sein, dass die Telekom-Gewaltigen bessere Einsichten in die Zukunft haben als unsereiner.
Es kann aber auch sein, dass hier eine ganze Branche den Sinn für das wirtschaftlich Vernünftige verloren hat: Der Blick erfasst offenbar nur noch den Wettbewerber, den es zu schlagen gilt; an die Kunden denkt keiner. Immer nach der Devise: Wenn mein Konkurrent so viel zahlt, muss ich mithalten.
Einer der Akteure in diesem heißen Spiel ist Ron Sommer, der Chef der Deutschen Telekom. mm-Redakteurin Anne Preissner beschreibt in ihrem Beitrag, wie der Telekom-Star zusehends unter Druck gerät. Der Aktienkurs ist tief gestürzt, in allen Konzern-bereichen sind die Margen verfallen.
Einziger Trost für Sommer: So ergeht es allen, in Europa wie in den USA. Die Branche wirft mit Geld um sich, und gleichzeitig schrumpfen, Folge des Wettbewerbs, überall die Gewinne. Selbst die viel gerühmte Mannesmann Telecommunications hat im ersten Halbjahr rote Zahlen geschrieben.
Es wird Zeit, dass bei den Telekoms wieder nüchtern kalkuliert wird. Zu Recht hat kürzlich die britische Bankenaufsicht verlautbart, die Kredite an diese Branche beunruhigten "in hohem Maße".
Aktionäre, Anleihezeichner, Mitarbeiter ein Crash in der Telekom-Industrie hätte viele Verlierer. Allzu viele.
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