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Abhängigkeit bis zur Kumpanei
Wirtschaftsprüfer: Die peinlichen Fehlleistungen der stillen Zunft (mm 4/2000)
Die Vielzahl der Wirtschaftsprüfer (WP), die es zwischenzeitlich gibt, sowie die Fusionen vieler großer und prüfungspflichtiger Unternehmen führen dazu, dass bei steigendem Angebot an WP die Nachfrage sinkt. Das hat zwangsläufig zur Folge, dass WP, die Auftraggeber haben, in eine gewisse Abhängigkeit kommen, die bis zur Kumpanei führen kann.
Walter Urbancik, Ortenberg
Es ist ermutigend, dass es Journalisten gibt, die sich
ernsthaft mit dem Problem der "Sauberkeit" im Berufsstand
der Wirtschaftsprüfer befassen.
Ich zweifle aber daran, ob man die in unserem Berufsstand
bei verschiedenen Unternehmenskatastrophen
(HypoVereinsbank, Flowtex, Balsam und so weiter) wieder
einmal deutlich gewordenen Missstände mit weiteren
Gesetzen, Vorschriften oder einer neuen Kontrolleinrichtung
beheben kann. Auch der Einsatz von internen oder externen
"Quality-Control-Maßnahmen", "Peer Review" und so weiter
lassen das gewünschte Ergebnis nicht erwarten.
Es würde ausreichen, wenn man alle Wirtschaftsprüfer davon
überzeugen könnte, dass wir noch ein Rückgrat haben, das
wir unseren Auftraggebern durch aufrechten Gang zeigen
sollten. Zudem müsste bei den Wirtschaftsprüfern dringend
die Fähigkeit geschult werden, im Berufsalltag den
Auftraggebern auch einmal nein zu sagen. Das wörtliche Zitat eines
Kollegen beschreibt den Zustand in unserem Berufsstand
überdeutlich: "Die Biegsamkeit der Wirschaftsprüfer ist mit
nichts zu vergleichen. Ein Grashalm ist dagegen ein
Betonpfeiler."
Georg Wengert, Wirtschaftsprüfer, Singen
Gerade mittelständische WP-Gesellschaften haben vielfach
Probleme, am Markt angemessene Preise für ihre qualitativ
hochwertige Prüfung durchzusetzen.
Die so genannten Big Five drücken diese oft aus den
Mandaten mit Angeboten, die selbst bei bereits scharf
kalkulierten Preisen nochmals um 50 Prozent niedriger
liegen. Sieht der Mandant dann nur die kurzfristigen
Kosten, die mit der Testatserlangung verbunden sind, geht
dieses mittel- bis langfristig zu Lasten der Qualität.
Vor diesem Hintergrund kann es nicht mit einem Peer Review
getan sein. Zu fordern ist vielmehr die Rotation der Prüfer
in festen zeitlichen Abständen, die verbindliche Regelung
der Prüfungshonorare und eine strukturierte Regelung der
Dritthaftung. Mit einem solchen Geflecht ist es dann auch
möglich, auf die Selbstregulierung zu setzen.
Dr. Wolfgang Leibner, Rechtsanwalt, Hannover
Claus-Peter Weber von Arthur Andersen hat Recht, wenn er
eine deutsche SEC fordert. Alles andere wird der Sache kaum
gerecht. Schließlich war deren Installation auch die Folge
von spektakulären Betrugsfällen in den USA, auf die
"certified public accountants" hereingefallen waren.
Und es wird noch etwas nötig sein, um den von Politikern
zuletzt so überstrapazierten "unabhängigen
Wirtschaftsprüfer" tatsächlich unabhängig zu machen: die
Rotation von längstens fünf Jahren. Wenn überlange
Amtszeiten und Mandate anderswo als zunehmend negativ
erkannt werden, dann gibt es keine überzeugenden
Gesichtspunkte, warum gerade prüfende Berufe sich dem
entziehen wollen.
Kurt A. Schneider, per E-Mail
Fehlendes Vertrauen
Interview: Währungsspezialist Bofinger über den Euro (mm 3/2000)
Der Ökonomieprofessor Peter Bofinger kann sich die Ursache für den Verfall des Euro gegenüber Dollar und Yen nicht erklären. Des Rätsels Lösung liegt im fehlenden Vertrauen in das europäische Geld. Anleger misstrauen dem Euro, der Staaten mit unterschiedlichen Volkswirtschaften und Fiskalverhalten aufgesetzt worden ist. Sie bevorzugen - wer könnte es ihnen verdenken? - Währungen, hinter denen eine einheitliche, solide und nachvollziehbare Wirtschafts- und Finanzpolitik steht.
Dr. Walter Roth, Erkrath
Fassade der Unfehlbarkeit
Psychologie: Die Angst der Führungskräfte vor dem Versagen (mm 4/2000)
Über Angst spricht man nicht. Lieber gibt man sich den Anschein, dynamisch, tatkräftig und selbstbewusst zu sein. Manager sind, wenn es von ihnen erwartet wird, wahre Könner im Herausstellen einer Fassade der Unfehlbarkeit. Aber wie sieht es dabei innen im Menschen aus?
Es gibt für Manager zwei Gründe, sich mit dem eigenen Umgang mit Stress auseinander zu setzen:
- das Gefühl, fremdbestimmt zu sein und
- keine Zeit für das Wesentliche zu haben.
Dies wird bestätigt durch eine Umfrage, die das Institut für Demoskopie Allensbach seit 1972 bei Berufstätigen zu den Auswirkungen des Arbeitsklimas auf die Verbundenheit mit der Arbeit durchführt. Diese Umfrage wurde bereits mehrere Male wiederholt, und die Ergebnisse bestätigen jedes Mal: Immer sind es die Menschen, die am Arbeitsplatz eine große subjektive Entscheidungsfreiheit haben, die fröhlicher, aktiver und sozial freundlicher sind.
Was kann man gegen die Angst tun? Aus meiner 17-jährigen Erfahrung als Manager halte ich folgende Gegenmaßnahmen für wichtig:
- mentale Freiräume sichern,
- Ereignisse, Probleme, Schwierigkeiten nicht zu nah an sich herankommen lassen,
- Lebensziele definieren und anstreben.
Erster Schritt: Erkennen, dass man selbst dazu beitragen muss, dass sich die "Angstsituation" bessert.
Zweiter Schritt: persönliche Ziele setzen.
Dritter Schritt: Konzentration auf die gesteckten Ziele.
Last not least: Gelassenheit üben.
Es ist eine Managerunsitte, dass über Angstprobleme und wie man ihrer Herr wird, öffentlich nicht gesprochen wird - bis es zu spät ist: gesundheitliche Folgen, innere Kündigung. Dass darüber wieder mehr geredet und nachgedacht wird, dazu leisten Sie mit Ihrem Artikel einen guten Beitrag.
Dr. Wolfgang Stehling Autor des Buches: "Ja zum Stress", Eltville
Erfolg durch Kopie
Essay: Professor Backhaus über Imitation und Innovation (mm 3/2000)
Professor Backhaus ist sicherlich zuzustimmen, denn Unternehmen, die die Besten ihrer Branche imitieren, werden dadurch selbst noch lange nicht zu Spitzenunternehmen.
Dennoch muss die Frage erlaubt sein, ob nicht viele mittelprächtige Unternehmen noch viel schlechter wären, wenn sie nicht wenigstens das eine oder andere von Topunternehmen kopieren würden.
Dr. Peter Reich, Vermögensberater,München
Junge "Bianca"
Eisenbahnen: Mit Nostalgiezügen in die Vergangenheit (mm 4/2000)
Bei der interessanten und informativen Schilderung der "Luxuszüge" hat sich jemand von der berechtigten Nostalgie zu sehr mitreißen lassen: Die Dampflok "Bianca" (Nr. 2702) von Rovos Rail - ich bin ihr 1997 begegnet - wurde nicht 1838, sondern 1938 bei Borsig geboren; Rohan Vos hat sie auf den Namen einer seiner Töchter getauft.
Willibald Sontag, Koblenz
Die Redaktion behält sich vor, Leserzuschriften zu kürzen.