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China: Pekings Strategen setzen zum nächsten Schlag an

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Weltwirtschaft China bläst zur Jagd auf globale Konzerne

Mit immer ausgefeilteren Strategien strebt Peking nach globaler Dominanz. Auch die demonstrative Harmonie während des Staatsbesuches von Chinas Vizepremier Li Keqiang kann nicht verdecken: Der angeschlagene Westen hat dem chinesischen Expansionsdrang wenig entgegenzusetzen.

Eagle Ford Shale, Südtexas, 11. Oktober 2010: flaches Land, 400 Meilen lang, 50 Meilen breit. Fu Chengyu, Chef des staatlichen chinesischen Ölunternehmens Cnooc, betritt Neuland. Erstmals gelingt es einem Investor aus dem Reich der Mitte, im Herzland des Kapitalismus Bodenschätze zu sichern.

Fu kauft ein Drittel eines gigantischen Schieferfeldes, das mit Öl und Gas versetzt ist und als eines der zukunftsträchtigsten Bodenexplorationsprojekte in den USA gilt.

Vor fünf Jahren noch war Fus Firma mit dem Versuch gescheitert, sich bei einer kalifornischen Ölfirma einzukaufen. Jetzt darf er zwei Milliarden Dollar in Texas investieren. Die Reaktion bleibt dennoch skeptisch. "Könnte dies der Anfang eines Ausverkaufs amerikanischen Bodens an China sein?", fragen US-Kommentatoren besorgt.

Akropolis, Athen, 3. Oktober 2010: Reste antiker Macht und Pracht. Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao erobert das erste Euro-Land. "Opa Wen", wie er in der Heimat gern genannt wird, will mit Milliardenzuwendungen das überschuldete Hellas zum chinesischen Brückenkopf im Handel mit Europa und Nordafrika aufbauen. Auch die Schiffbauindustrie soll nicht länger darben. Und natürlich kauft Peking weiterhin griechische Staatsanleihen. "Freunde sind da, um zu helfen", sagt Wen. Die geplagten Griechen jubeln wie lange nicht mehr.

Messegelände, Shanghai, 15. Oktober. Schaltzentrale der Moderne. Hu Maoyuan, Chef des größten chinesischen Autobauers Saic, unternimmt einen kalkulierten Vorstoß. Er halte es für nicht ausgeschlossen, diktiert Hu Reportern in den Block, dass sich Saic einen Teil von General Motors  greifen werde. Die US-Regierung, die seit der Krise 61 Prozent an "Government Motors" hält, hat die Firma am 18. November mittels eines Börsengangs reprivatisiert. Hu weiß aber: Es wird nicht leicht, wenn der technische Juniorpartner - Saic und GM bauen bereits gemeinsam Autos für den chinesischen Markt - nach dem großen Vorbild greift.

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Geely kauft Volvo: Angriff in der Oberklasse

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Texas, Athen, Shanghai: Chinesen bemächtigen sich der Weltwirtschaft - oder versuchen es zumindest. Mit gigantischen Devisenmengen im Rücken machen staatliche wie private Unternehmen rund um den Globus Jagd auf immer größere und bedeutendere Konzerne.

Sogar in der zweiten Hälfte 2009, als die Krise sich wie eine Epidemie auf den Handel mit Firmen legte, hielt die chinesische Akquisitionsmaschinerie nicht inne.

An 145 M&A-Transaktionen auf allen Kontinenten waren Unternehmen aus dem Reich der Mitte beteiligt. Und auch 2010 kauften sich chinesische Unternehmen im Westen ein - ob bei Volvo  oder dem Club Med.

Bislang wagen sich die Chinesen vor allem vor, wenn sie freundlich empfangen werden. Doch wie lange währt die Vorsicht? Schon jetzt holt sich Peking kühl und berechnend, was es für wichtig erachtet: Technik, Know-how, Bodenschätze.

Geschickt nutzen die Angreifer Schwächephasen von Konzernen oder die Not klammer Staaten, um sich in Position zu bringen. So hat sich China weite Teile des afrikanischen Kontinents als Bodenschatzreservoir gesichert.

Absatzmarkt und Werkbank - das war gestern

Andere Branchen sollen den internationalen Siegeszug fortsetzen: Auto, Maschinenbau, Chemie, Banken. Die Machthaber in Peking haben es auf den lukrativen Inlandsmarkt abgesehen. Den wollen sie nicht länger ausländischen Hightech-Spezialisten überlassen. Die heimische Industrie soll so stark werden, dass sie die Aufbauhelfer des Westens zurückdrängen kann.

Dann ist es nicht mehr weit, bis China Incorporated auch die Weltmärkte mit Industriegütern überschwemmen kann. China als Absatzmarkt und verlängerte Werkbank der Welt - das war gestern.

Etliche Unternehmen des Westens fühlen sich bedroht. Sie fürchten vor allem die Ungleichheit der Mittel, mit denen der Kampf um Vorherrschaft in der Weltwirtschaft geführt wird. Hier die fernöstliche Streitmacht aus Staatslenkern, öffentlichen und privaten Investoren, die freie Weltmärkte attackieren kann. Dort die unternehmerischen Einzelkämpfer, die von chinesischen Administratoren auf dem größten Boommarkt der Welt nach Belieben gegängelt werden.

Erstmals prangern namhafte Konzernlenker des Westens offen - und nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand - die Benachteiligung ihrer Firmen in China an, die Produktkopie, den Technikraub, die Diskriminierung bei der Auftragsvergabe.

So klagte GE-Vormann Jeffrey Immelt im Sommer in Rom: "Ich bin mir nicht sicher, ob die Chinesen wollen, dass wir Erfolg haben." Etwa zeitgleich mokierten sich Siemens-Chef Peter Löscher und BASF-Lenker Jürgen Hambrecht in Gegenwart von Premier Wen Jiabao in China über die allgegenwärtige Diskriminierung im China-Geschäft, obwohl Medienvertreter dem Ereignis beiwohnten.

Chinas reiche Ernte in Afrika

Inzwischen ist die Front breiter und lauter geworden. Viele Industriegrößen erzürnt vor allem, wie China die Hand auf die weltweiten Rohstoffvorkommen legt. ThyssenKrupp-Chef Ekkehard Schulz etwa hat einen regelrechten "Rohstoffimperialismus" ausgemacht.

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Tatsächlich haben sich chinesische Staatskonzerne in den vergangenen zehn Jahren mit Hunderten von Milliarden Euro systematisch Zugang zu Öl-, Kohle- oder Erzvorkommen rund um den Globus - von Australien über Lateinamerika bis Zentralasien - verschafft.

Am leichtesten wurden die Explorationsteams dabei in Afrika fündig. Aus Angola etwa strömt heute circa ein Viertel der Rohölimporte Chinas. Die cleveren Beschaffer bieten den Potentaten des Kontinents für die Bohr- und Schürfrechte häufig mehr Geld als westliche Konkurrenten, und sie stellen auch keinerlei politische Vorbedingungen. Menschenrechte? Teilhabe des Volkes? Egal. Obendrein locken sie mit günstigen Krediten der chinesischen Staatsbanken für Projekte jeder Art, vor allem beim Bau von Straßen, Bahnstrecken und Häfen. Inzwischen ist China bei der Hälfte aller öffentlichen Aufträge in Afrika mit von der Partie.

Selbst der Nahe Osten - eines der wichtigsten Versorgungsgebiete Europas und der USA - liefert gern und viel nach China. Ein Drittel des chinesischen Ölimports stammte 2009 aus Saudi-Arabien. Der Iran bestritt 20 Prozent der Öl-Einfuhren Chinas. Experten sprechen bereits von einer "New Silk Road", auf der die Chinesen mit den Arabern Öl gegen Maschinen und andere Waren tauschen.

Seltene Erden: China fördert 97 Prozent der Weltproduktion

Der Vormarsch ist so weit gediehen, dass Peking inzwischen aus einer Position der Stärke heraus handelt. Deshalb schert sich das Land immer weniger um die Regeln der Welthandelsorganisation WTO, wenn es darum geht, die eigene Industrie mit den nötigen Grundstoffen zu versorgen.

So beschränkt China den Export von wichtigen Rohstoffen wie Bauxit, Koks oder Zink. Zudem belegt es diese und andere Rohstoffe wie Magnesium oder Fluorit - trotz gegenteiliger Verpflichtung beim WTO-Eintritt - mit Exportzöllen. Der EU und den USA blieb nichts anderes, als im November 2009 bei der WTO ein Verfahren gegen diese Praxis einzuleiten.

Eine weitere Klage droht, weil China jetzt auch die Ausfuhr sogenannter seltener Erden drosselt. Japan ist wegen eines politischen Konflikts sogar von der Zufuhr abgeschnitten worden. Bei den Stoffen handelt es sich um 17 Metalle, die die Industrie in Kleinstmengen für die Herstellung von Hightech-Produkten wie Solarzellen, Smartphones oder Elektromotoren benötigt. China fördert 97 Prozent der Weltproduktion und hat damit quasi ein Monopol.

Wegen der Restriktionen fehlen bis Jahresende weltweit etwa 2000 Tonnen seltene Erden. Die Folge: Der Preis von Lanthan, das in Akkus für Elektroautos eingesetzt wird, ist seit Juni um mehr als 560 Prozent gestiegen. Andere seltene Erden haben sich sogar um das 20-Fache verteuert.

Mangel und Preisanstieg machen Industrieunternehmen das Leben schwer. Vielen reicht es allerdings nicht, dass sich die WTO in langen und zähen Prozeduren des Themas annimmt. Sie wollen das Rohstoffthema auf höchster Ebene behandelt wissen.

"Rohstoff AG" soll China in die Schranken weisen

ThyssenKrupp-Mann Schulz schrieb deshalb im Sommer 2010 einen Brandbrief an Bundeskanzlerin Angela Merkel und den damals noch amtierenden brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva. Der Stahlkonzern ist wie kaum ein zweites Dax-Unternehmen auf eine sichere und preisstabile Versorgung mit Rohstoffen angewiesen. Schulz bat die beiden Regierungschefs, die Rohstofffrage zum Thema des Gipfeltreffens in Toronto zu machen. Offenbar aber lehnten China und Russland das Ansinnen ab. Und auch Gastgeber Kanada wollte sich nicht erwärmen.

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Chinas Staatsfonds: Superreiche Dreierbande

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Inzwischen hat sich die Bundesregierung offiziell der Sache angenommen. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle propagiert nun die Gründung einer Deutschen Rohstoff AG, um China in die Schranken zu weisen. Auch ist aus Berlin zu hören, der französische Präsident Nicolas Sarkozy habe zugesagt, das Thema 2011 bei der G-20-Runde in Frankreich auf die Tagesordnung zu setzen.

China ist eine Macht und eine Bedrohung für viele Konzerne - nicht nur auf dem Rohstoffsektor. Auch in einigen wichtigen Industriebereichen erobern chinesische Firmen mehr und mehr Terrain, das sich bislang westliche Spitzenunternehmen teilten.

Das hat unter anderen der deutsche Siemens-Konzern erfahren. Vor einigen Monaten sahen sich die Münchener gezwungen, ein Angebot zum Bau von Zügen und Ausrüstungen für eine sieben Milliarden Dollar teure Eisenbahnstrecke von Mekka nach Medina zurückzuziehen. Der Grund: Siemens  hatte keine Chance gegen einen chinesischen Mitbieter mit dem sperrigen Namen China South Locomotive & Rolling Stock Corporation (CSR). Um dennoch bei dem Projekt dabei sein zu können, musste sich Siemens an das Konsortium des Staatskonzerns CSR koppeln.

Schnellzüge, Solarzellen: Vordringen stets nach gleichem Schema

Firmen wie CSR werden von Chinas mächtigem Eisenbahnministerium bei internationalen Ausschreibungen mit allem Drum und Dran unterstützt. Deshalb gehört China mittlerweile zu den weltweit größten Herstellern von Schienenfahrzeugen. Mit Superschnellzügen wie dem ICE- und TGV-Rivalen "Hexie" (Harmonie) drängen sie jetzt vor allem in Asien und Südamerika auf dem Markt.

Selbst der scheidende kalifornische Gouvernator Arnold Schwarzenegger schwärmt für Schienengeschosse made in China. Weil der klamme US-Staat dafür womöglich weniger bezahlen muss als bei der Konkurrenz. Und vielleicht gibt es ja auch eine "kreative Finanzierung" on top.

Dabei bleibt es nicht: In der Solarindustrie haben chinesische Hersteller Deutschland den Rang als Weltmarktführer abgelaufen. In der Windkraftindustrie ist China ebenso führend, nicht zuletzt, weil chinesische Anbieter auf dem Heimatmarkt zum Leidwesen von Siemens, GE oder Vestas offenbar deutlich bevorzugt werden. Ein großer Weltanbieter soll in den letzten drei Jahren in China keinen einzigen Auftrag bekommen haben, obwohl er kräftig im Land investiert hat.

Das Vordringen läuft stets nach dem gleichen Schema ab. Erst verschafft sich Peking durch westliche Partnerunternehmen oder Zukäufe die Technologie. Dann versorgt es die eigenen Unternehmen mit Aufträgen, erst im Inland, später auch im Ausland.

Maschinenbau, Autobauer, Banken: Aufkäufer schauen auf Schlüsselbranchen

Die Regierung geht dabei generalstabsmäßig vor. Seit der Verkündung ihrer "Go out"-Politik im Jahr 2004 existieren detaillierte Investitionsrichtlinien. Darin hat die allmächtige National Development and Reform Commission (NDRC) festgelegt, in welchen Ländern und in welche Branchen investiert werden soll.

Derzeit konzentrieren sich die chinesischen Aufkäufer auf Schlüsselbranchen wie die Autoindustrie, den Maschinenbau und den Bankensektor. 2010 gelang es dem privaten chinesischen Unternehmen Geely, mit Volvo eine große Automarke zu kaufen. Bald sollen die Schwedenautos massenhaft auch in China gebaut werden, für den dortigen Markt und später auch für den Rest der Welt (siehe Fotostrecke).

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Geely kauft Volvo: Angriff in der Oberklasse

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Zuvor hatte der staatliche Baic-Konzern erfolglos eine Übernahme von Opel versucht. Demnächst könnte aber der staatliche Rivale Saic eine Beteiligung an der Opel-Mutter GM erwerben.

Chinas Firmen-Scouts sind ständig auf der Suche nach Gelegenheiten. So erwarb etwa Shanghai Electric unlängst das Rollendruckgeschäft, das die Heidelberger  Druckmaschinen AG 2004 an die US-Firma Goss verkauft hatte.

Staatsfonds CIC ist fest verwurzelt im Dax

Ende Oktober 2010 weilte eine Delegation der Koordinierungsstelle für Chinas Staatsunternehmen Sasac wieder einmal für mehrere Tage in Deutschland. Die Chinesen kennen sich in Deutschlands Unternehmenswelt aus. Der Staatsfonds CIC (siehe Fotostrecke ) hält Beteiligungen - wenn auch nur kleine - an allen Dax-Firmen.

Womöglich haben sich die Sasac-Herren bei der Visite auch nach der HSH Nordbank erkundigt. Als wichtiger Schiffsfinanzierer könnte die marode Bank für sie von Interesse sein. Solche Sondierungen haben Tradition. Vor einigen Jahren hatten Chinesen mit dem Allianz-Konzern über einen möglichen Einstieg bei der damaligen Tochter Dresdner Bank gesprochen.

Chinesische Finanzinstitute bemühen sich darum, nach westlichen Standards zu arbeiten. Zügig bauen Giganten wie die ICBC oder die Bank of China das Investmentbanking oder das Corporate Banking auf. Allerdings wagen sie bislang nur kleinere Transaktionen oder Gemeinschaftsprojekte, um die Lücken zu füllen. Westliche Investmentbanker halten es aber für "gut möglich, dass die Chinesen in ein paar Jahren tatsächlich mal eine westliche Großbank komplett übernehmen".

Die Unterwanderung der Weltwirtschaft durch China scheint unaufhaltsam zu sein. Neuerdings engagieren sich Wen & Co. mit besonderem Eifer in der Kernregion Europa. Taktisch versiert, haben sie die wirtschaftlichen Schwächlinge der Europäischen Union, Griechenland, Irland, Portugal und einige osteuropäische Länder, in den Blick genommen. Das Ziel: Zugang zu dem großen EU-Binnenmarkt zu bekommen.

Euro-Krise als Investitionschance: "Gateway nach Europa"

Die Randstaaten Europas brauchen dringend Kapital, sei es in Form von Investitionen, seien es Gelder, um die Staatsschulden bedienen zu können. Und da zeigt sich die chinesische Regierung ausgesprochen großzügig. Den Isländern tauschte sie in einem knapp 500 Millionen Euro umfassenden Swap-Deal schwache Kronen gegen starke Yuan. In Griechenland, Portugal und jetzt auch in Spanien kauften die Chinesen massenhaft Staatspapiere.

In Island antichambrieren die Chinesen, weil sie die Insel im Nordatlantik zum einen als Sprungbrett in die rohstoffreiche Antarktis nutzen wollen und zum anderen als Endpunkt der dank Klimawandel bald eisfreien Nordostpassage, durch die Schiffe von Asien nach Europa fahren können.

Ein anderer Stützpunkt entsteht in Athlone, einem kleinen Städtchen am Shannon River in der Mitte Irlands. Knapp 7000 Einwohner zählt die Gemeinde - noch. Demnächst wird sie vorübergehend um rund 2000 Menschen wachsen. Denn so viele Chinesen kommen in die Stadt, um vor deren Toren ein Industriegelände zu erschließen, auf dem chinesische Firmen Fabriken bauen werden.

Irland und Griechenland als Brückenköpfe in Europa

Beijing-on-Shannon titulieren die Lokalblätter das irische Städtchen schon. Irlands Premier Brian Cowen spricht ganz offen davon, dass er Irland für die Chinesen zu einem "Gateway nach Europa" machen will.

Wie er reden viele Politiker in Europa, vor allem in Osteuropa, wo heftig um Investitionen aus China gebuhlt wird. So engagierte sich China in den vergangenen Jahren - fast unbemerkt vom Westen - von Polen bis Bulgarien. Zwischen Warschau und Lodz baut die China Overseas Engineering Group (Covec) mit eigenen Leuten zu Dumpingpreisen - so behauptet zumindest der Verband der Europäischen Bauwirtschaft - eine Autobahn, übrigens mitfinanziert aus europäischen Steuertöpfen. In der Nähe der bulgarischen Hauptstadt Sofia entsteht eine chinesische Industriezone, in Rumänien bauen die Chinesen einen Windpark, und in Serbien entstehen unter chinesischer Regie Brücken und Kraftwerke.

All das ist allerdings nur ein Anfang. "Chinas ultimatives Ziel ist nicht ein Land wie Griechenland, sondern Brüssel, Berlin und Paris", sagt François Godement, China-Experte beim European Council on Foreign Relations in Paris. Dort, in den Entscheidungszentren der EU, wollen sie quasi durch die Hintertür an Einfluss gewinnen.

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Chinas Staatsfonds: Superreiche Dreierbande

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Wie soll Brüssel, wie soll Berlin mit den Anschleichern umgehen? Reicht es, den bisherigen Zickzackkurs fortzuführen? Der schwankt zwischen Kuschen und Prügeln oder - wie es in Amerika heißt - zwischen Containment (Eindämmung) und Engagement (Einbindung). Die europäische Antwort steht noch aus. Auch wenn EU-Handelskommissar Karel De Gucht sich kämpferisch gibt ( siehe Interview).

Australien, Kanada und die Vereinigten Staaten sind da schon ein wenig weiter. Sie haben zumindest strenge Regeln für Investitionen von Ausländern erlassen, womit sie vor allem China treffen wollen. Alle drei Länder haben in einzelnen Fällen auch bereits Übernahmen durch Chinesen unterbunden.

Was passiert, wenn China nach einem Dax-Konzern greift?

Deutschland hat dagegen bislang nur das Außenwirtschaftsgesetz verschärft. Wenn ein Investor von außerhalb der Europäischen Gemeinschaft mehr als 25 Prozent eines hiesigen Unternehmens erwerben will, kann das Bundeswirtschaftsministerium ein Prüfverfahren einleiten. Sollte der Erwerb die öffentliche Ordnung oder Sicherheit der Bundesrepublik gefährden, kann der Einstieg unterbunden werden.

Der Ernstfall ist noch nicht eingetreten. Doch er wird kommen. Was passiert, wenn ein chinesisches Staatsunternehmen nach einem Dax-Konzern greift?

Peking wird die Reaktion wie immer zur Kenntnis nehmen - und seine globale Expansionspolitik unbeirrt fortsetzen. Irland und Griechenland werden zu chinesischen Gateways nach Europa ausgebaut.

Beim Ausschwärmen nach Westen geht die Regierung in Peking generalstabsmäßig vor.

Interview mit Karel De Gucht: "Diskriminierung von Ausländern"

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