BMW Kostspielige Ikone
Mal ist er Kult, mal eine Ikone, mal beides. Stets aber schwingt in der Autobranche Hochachtung mit, wenn über den Mini geredet wird; jenen Kleinwagen, den BMW sich aus den Resten des Rover-Desasters gerettet und zu einem Verkaufsschlager gemacht hat.
Rund 120.000 Autos pro Jahr hatten sich die BMW-Oberen für die erste Ausgabe des neuen Mini vorgenommen, 200.000 wurden es im Rekordjahr 2005. Die Kunden legen sogar Tausende Euro für Sonderausstattungen hin.
Trotz dieser komfortablen Situation schrieb die erste Generation rote Zahlen; aber das war angesichts der Anlaufinvestitionen kaum vermeidbar, zumal BMW die Mini-Fabrik in Oxford 2006 für rund 300 Millionen Euro erweiterte.
Seit dem vergangenen Herbst nun ist der neue Mini auf dem Markt und sollte seinem Hersteller allmählich Freude bereiten. Doch auch die zweite Auflage der "Blech gewordenen Lebenseinstellung" ("Stern") bringt noch kein Geld. BMW geht bislang nur vage davon aus, "dass der Mini mit verschiedenen Maßnahmen schwarz wird".
Konzernchef Norbert Reithofer (51) hat Projektteams eingesetzt, die nach Einsparmöglichkeiten suchen. Ein schwieriges Unterfangen: Der Mini wird schließlich bereits produziert, und die Kunden dürfen nicht merken, dass und wo BMW geizt. Trotzdem müssten 600 bis 700 Euro Ersparnis pro Auto möglich sein, schätzen BMW-Leute.
Übers Ziel hinausgeschossen
Schuld an den trüben Zahlen trügen die Entwickler; die seien mit etlichen Details übers Ziel hinausgeschossen, erläutern BMW-Manager. Das Auto sei deshalb in der Herstellung teurer geworden als ursprünglich gefordert. Die Folge: Ein Mini kostet den Produzenten nicht viel weniger als ein Exemplar des ungleich größeren 1er-BMW. Die Kunden allerdings zahlen für den billigsten Mini etwa 6000 Euro weniger als für den einfachsten 1er.
500.000 bis 600.000 Autos pro Jahr seien nötig, um mit einer Modellplattform eine einträgliche Marge zu verdienen, sagen Branchenkenner. Selbst bei voller Kapazitätsauslastung kommt der Mini nur auf 250.000 - und schlittert an der Grenze zum Verlust entlang.
BMW-Entwicklungschef Klaus Draeger (50) hat deshalb bereits mit seinem Mercedes-Kollegen Thomas Weber (53) über eine Kooperation gesprochen - wenn auch nicht formell verhandelt, wie der Konzern betont. Aber bei BMW gibt es relativ klare Vorstellungen, wie eine Zusammenarbeit aussehen könnte.
Erstes gemeinsames Projekt könnte der Mini Colorado sein, ein Geländewagen auf Mini-Basis. Der Wagen soll ab 2010 bei Magna im österreichischen Graz gebaut werden. Bei einer kalkulierten Stückzahl von 80.000 wäre aber auch dieses Modell schwierig in die schwarzen Zahlen zu führen. Da trifft es sich gut, dass Daimler ein Geländemodell auf Basis der A-Klasse plant.
Noch sind die Widerstände groß, auf beiden Seiten. Aber führende BMW-Entwickler zeigen sich bereits offen für ein bajuwarisch-schwäbisches Bündnis. Die diskutierte Alternative jedenfalls dürfte dem Premiumimage der Marke nicht eben zuträglich sein: eine Plattform von GM.