Gesellschaft Sehnsucht nach Sinn
Wohin führt eigentlich das ewige Schneller, Höher, Weiter? Immer mehr Menschen stellen den Turbokapitalismus infrage. manager magazin zeigt, wie Unternehmen darauf reagieren können.
Es war nicht so, als hätte irgendjemand im Kopf des Investmentbankers Paul Simon einen Schalter umgelegt. Die Sache glich eher einer allmählichen Entwicklung. Sie begann in jenen Monaten, in denen der 29-Jährige mal wieder kreuz und quer durch Europa flog. Er versuchte, Investoren für einen russischen Hightech-Fonds zu begeistern, den seine Bank aufgelegt hatte.
Paul Simon, Ex-Banker und Umweltaktivist
Sein Schwager machte ihn schließlich mit Stanley Fink bekannt, dem langjährigen Chef der Man Group, des weltgrößten börsennotierten Hedgefonds. Simon und Fink verstanden sich auf Anhieb. Heute betreut Simon als eine Art One-Man-Family-Office einige der philantrophischen Aktivitäten Finks, vor allem ein Schulprojekt und eine Stiftung zur Bekämpfung des Klimawandels.
Zum klassischen Aussteiger ist Simon mit seinem Jobwechsel nicht geworden. Er trägt noch immer die Kluft des City-Bankers, dunklen Anzug, Hosenträger, breit gestreifte Krawatte. Noch immer hat seine Arbeitswoche 60, 70 Stunden. "Aber ich weiß jetzt, wofür ich arbeite", sagt Simon.
In den westlichen Industriestaaten stellen sich immer mehr Menschen ähnliche Fragen wie Simon: Macht uns mehr Geld wirklich glücklicher? Wohin führt eigentlich das ewige Schneller, Höher, Weiter des globalisierten Turbokapitalismus? Müssen sich die Menschen in den Unternehmen dem totalen Diktat von Rendite und Shareholder-Value fügen? Sollten in der Wirtschaft nicht andere, humane Steuerungsgrößen eine wichtigere Rolle spielen?
- 1. Teil: Sehnsucht nach Sinn
- 2. Teil: "Wunsch nach mehr Konstanz"
- 3. Teil: Die dritte Legitimationskrise
- 4. Teil: Mehr als Geld und Zinsen
- 5. Teil: "Bergbau kann nicht nachhaltig sein"
- 6. Teil: "Wir ersetzen faktisch den Staat"
- 7. Teil: Spirit für das gute Gefühl
- 8. Teil: "Bereit, Unternehmen zu bestrafen"
- 9. Teil: Ein Phantomschmerz als Sehnsucht
© manager magazin 7/2007
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