Alfa Spider "Ein Schätzchen"
Auf die Probefahrt hat sich Karin Katerbau schon seit Wochen gefreut. Die Frau im dreiköpfigen Vorstand der Comdirect Bank ist fasziniert vom "klassisch italienischen" Design des neuesten Alfa Spider: Von den eleganten Karosserielinien, die Pininfarina entworfen hat, wie von den "klassisch edlen" Materialien im Innenraum: schwarzes Leder, mattes Aluminium. Alles, lobt sie, passe perfekt zum Lack des Testwagens im typischen Alfa-Rot.
Gefallen findet Karin Katerbau auch am klassischen Stoffverdeck. Das bildet nur eine dünne Membran zwischen draußen und drinnen, zwischen, im Idealfall, azurblauem Himmel und entspannten Insassen. Duftende Lavendelfelder begleitet von Pavarotti-Klängen aus der Stereoanlage, untermalt vom Fauchen des Sechszylinders - so träumen Alfa-Fahrer(innen).
Das Leben, man ahnt es, ist profaner. Zuerst die Arbeit. Die Bankerin testet die Telekommunikationstalente des Alfa Spider mit geschlossenem Verdeck, denn die Verbindung zum Büro muss stehen. Flugs die Sim-Karte in der Mittelkonsole des Spider installieren. Dann die Sekretärin in der Quickborner Unternehmenszentrale anrufen - und schon zeigt sich, wie sich die Freisprechanlage gegen die Fahrgeräusche durchsetzt. Ergebnis: "bestens".
Dann das Vergnügen. Die Testfahrt findet allerdings nicht im mediterranen Italien, sondern in der an diesem frischen Frühlingstag vergleichsweise unsinnlichen Nordheide statt. Die 43-Jährige absolviert den Rest der Testfahrt mit offenem Verdeck, den einstelligen Temperaturwerten zum Trotz. "Wozu gibt es warme Kleidung?", fragt die Pfälzerin rhetorisch und wickelt sich den mitgebrachten Kaschmirschal um Ohren und Haupt. Cabrioverdecke, so ihr Wahlspruch, sollten nur bei Hagelschlag geschlossen werden.
Leider machen die vielen Lkw auf der Autobahn 7 im Elbtunnel zu viel Lärm, um den Auspuffsound des Sechs-Zylinder-Motors herauszuhören, der dort von den gekachelten Wänden zurückgeworfen wird. So testet Karin Katerbau die Bedientechnik des neuen Spider. Vor allem lobt sie die gut lesbaren Rundinstrumente der Tankuhr, der Wasser- und Öltemperaturanzeige, die alfatypisch leicht in Richtung Fahrersitz gedreht im Armaturenbrett sitzen.
Sobald das Tempolimit aufgehoben ist, testet Karin Katerbau die Beschleunigung - und freut sich am ebenso wirkungsvollen wie stilistisch tadellosen Windschott aus Plexiglas, das Turbulenzen von den Insassen fernhält.
"Da passen keine zwei Koffer rein"
Auf den kurvigen Landstraßen in den Harburger Bergen erprobt die Bankmanagerin die problemlose Straßenlage des neuen Alfa Spider und die Elastizität des Sechszylinders, der gleichmäßig schnurrend aus Trödeldrehzahlen bis über 6000 Touren dreht, im vierten, fünften wie im sechsten Gang. Das Lederlenkrad liegt ihr griffig in der Hand, die Lenkung filtert alle Fahrbahnunebenheiten heraus und dämpft lästige Kräfte des Allradantriebs.
Die Bilanz der Bankerin fällt entsprechend positiv aus: Der neue Alfa Spider, sagt sie, sei ein "Schätzchen mit Power". Eines, das sie sich gut als Zweitwagen vorstellen könne.
Erst beim letzten Check vor der eigenen Haustür fällt Karin Katerbau dann doch noch ein Nachteil des Testwagens auf: Der Kofferraum ist mit 253 Litern Normvolumen schon auf dem Papier klein; in der Praxis zeigt er sich obendrein zerklüftet und somit nur schwer nutzbar: "Da passen keine zwei Koffer rein", moniert die Managerin. Besäße sie den Spider als Spaßauto, sinniert sie, müsste sie für Wochenendausflüge oder für einen Urlaub auch weiterhin auf ihren Dienstwagen zurückgreifen, einen BMW 320d.
Steckbrief
mm-Kritik: Man muss die Linienführung aus dem Designstudio Pininfarina schon sehr lieben, um über die vielen Nachteile des neuen Alfa Spider hinwegzusehen: Die unübersichtliche Karosserie, die das Rangieren zum Glücksspiel macht (keine Einparkhilfe vorn), das hohe Leergewicht (1765 kg), der schlecht ablesbare Tacho und und und. Der Spritverbrauch ist mit 15,2 Litern auf 100 Kilometer - bei sachter Fahrweise - viel zu hoch.
Technik (3,2 JTS): Sechs-Zylinder-V-Motor mit 260 PS/191 kW. Spitze: 240 km/h.
Preis (3,2 JTS): ab 42.100 Euro.