Hans Joachim Langmann Die Sagengestalt
4. Teil: Nie gelernt, sich zu schonen
Und wohin geht es? Auch wenn Langmann es für "undenkbar" hält, dass die Familie sich ganz zurückzieht - eine weitere Reduktion der Anteile unter die derzeitigen 70 Prozent ist vorstellbar - "warum nicht?" Dem Unternehmen eröffnen derartige Gedanken einen weiten Spielraum für künftige Entscheidungen.
Zumal er es nie gelernt hat, sich zu schonen. Als der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) 1985 keinen neuen Präsidenten fand, erklärte der Merck-Chef sich bereit, nebenbei das Amt für zwei Jahre zu übernehmen. Langmann stritt vor allem für allerlei Steuerreformen: Umsatz-, Gewerbe- und Vermögensteuer - bevor er sich wieder seiner eigentlichen Lebensaufgabe widmete: Merck.
Der Firma hat es nicht geschadet. Im Gegenteil. "Sie haben Ihre Strategien mit Weitsicht angelegt und Merck fit für die Zukunft gemacht", befand Hall-of-Fame-Laudator Strube.
Ein Urteil, das in den 60er Jahren noch ganz anders ausgefallen war: Eine der damals hierzulande führenden Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, die Deutsche Treuhand, hatte von der Merck-Spitze den Auftrag, eine Stärken- und Schwächenanalyse zu erstellen. Passend zum leicht weinerlichen Ton, der in jener Zeit aus der Firmenleitung oft zu vernehmen war, lautete denn auch das Fazit der Berater: Merck werde es international sehr, sehr schwer haben.
Kürzlich, beim Durchsehen eines Teils der 60 Meter Akten, ist Langmann der Schriftsatz in die Hände gefallen: "Das war lange typisch für Merck: kaum Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten."
Langmann war es, der das nachhaltig geändert hat.
- 1. Teil: Die Sagengestalt
- 2. Teil: "Ich muss mich runterschalten"
- 3. Teil: Regelrechter Mentalitätswandel
- 4. Teil: Nie gelernt, sich zu schonen
© manager magazin 6/2007
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