Luftfahrt Rabatz an der Rollbahn
Airbus und Boeing beharken einander schon seit Jahren. Derzeit haben die Amerikaner wieder die Nase vorn. Ein Wirtschaftskrimi wird daraus noch lange nicht.
Erkenntniswert: Sie gehören zusammen wie Blitz und Donner und bergen ähnlich viel Krawall: Airbus und Boeing, die ewigen Rivalen des Flugzeugbaus. Gerald Braunberger, im Hauptberuf "FAZ"-Redakteur, zeichnet die Historie der Dauerfehde bis in die Gegenwart nach. Er schildert den Aufstieg von Airbus, den permanenten Streit zwischen Amerikanern und Europäern um Subventionen; er schildert die Gegenattacke Boeings mit neuen Modellen und die jüngste Krise um den Super-Airbus A380.
Übergeordneten Fragen weicht der Autor allerdings aus. Er gibt insbesondere keine Antwort, ob sich die immensen Staatsgelder für den Flugzeugbau gelohnt haben - für die Unternehmen wie für die Volkswirtschaften. Doch auch die Grundthese, dass kein Paar von Wettbewerbern einander derart wüst beharke wie Airbus und Boeing, wäre eine Prüfung wert gewesen. Immerhin haben beide Unternehmen trotz der angeblichen Hyperkonkurrenz zuletzt prächtig verdient.
Stil: Das Buch bietet zahme Prosa, vermischt mit einer großen Auswahl an Plattitüden. Da gilt eine Flugschau als "das Mekka" der Branche, die Aussteller kommen "aus aller Herren Länder" und die Besucher "stürmen" das Messegelände. Handelnde Personen sind kaum auszumachen, es agieren die anonymen Unternehmen Airbus und Boeing. Dabei haben gerade an Airbus eine Vielzahl prominenter und markanter Politiker und Manager mitgewirkt, von Franz Josef Strauß bis Edzard Reuter. Das Versprechen eines Wirtschaftskrimis bleibt unerfüllt, es gibt weder dramatische Zuspitzungen noch wahrhaft kriminalistischen Stoff, wie er in anderen Branchen durchaus zu finden ist - von Betrug, Unterschlagung und Spionage bis zur Erpressung.
Nutzwert: "Airbus gegen Boeing" bietet einen soliden Überblick über Motive und Plätze des großen Zweikampfs; außerdem einen Abriss der bekannten Trends am Flugmarkt, von den Billigfliegern bis hin zu den möglichen neuen Konkurrenten in China und Russland. Eine originelle, gar kritische Sicht bleibt der Autor jedoch schuldig. Verwertbare Schlüsse für Investoren und politisch denkende Bürger liefert das Buch kaum.
rot rot statt orange seit März 2006, da neues Heftlayout
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