Mit unkonventionellen Mitteln schaffen Deutschlands beste Investmentprofis Toprenditen. manager magazin hat die Geldmanager getestet und zeigt, was sich Anleger abschauen können.
Die Heinrich-Hertz-Straße 2 in Erkrath-Unterfeldhaus dürfte für mehr als 10.000 Anleger mit düsteren Erinnerungen verbunden sein. Hier residierte bis zu ihrer spektakulären Pleite im Jahr 2000 die Firma Bast-Bau, Anbieter von "Rundum sorglos"-Paketen mit Eigentumswohnungen und Immobilienfonds. Mit dem Bankrott wurden viele der Kapitalanlagen zu einem herben Verlustgeschäft. Der Schaden soll in die Millionen gehen.
Seit Bast die Büros in dem tristen Betonklotz in der Nähe Düsseldorfs geräumt hat, haben sich die Erfahrungen, die Anleger mit dieser Adresse verbinden, stark gewandelt. Vor knapp zwei Jahren bezog die Vermögensverwaltung Lingohr & Partner eine Etage in dem schmucklosen Funktionsbau. "Die Miete hier ist sensationell günstig", erklärt Gründer Frank Lingohr, "und unseren Kunden ist es egal, ob ich in Düsseldorf an der Kö oder in der Vorstadt arbeite. Was allein zählt, sind unsere Zahlen."
Und die können sich sehen lassen. Wer dem Aktienspezialisten Anfang 1999 sein Vermögen anvertraute, dessen Depot hat sich trotz aller Turbulenzen an den Kapitalmärkten bis heute mehr als verdoppelt. Zum Vergleich: Der Morgan-Stanley-Weltindex für Aktien kam im gleichen Zeitraum kaum vom Fleck.
Lingohrs Erfolgsgeheimnis ist nicht etwa ein ausgeprägter Spürsinn für die Kursraketen von morgen, sondern ein Computerprogramm, das der Geldmanager liebevoll "Chicco" getauft hat. Die Software filtert ihm täglich aus über 22.000 weltweit notierten Aktien diejenigen heraus, die am günstigsten bewertet sind, und schlägt Alarm, wenn überteuerte Titel verkauft werden sollten.
Beinahe sklavisch hält sich Lingohr an die Vorgaben des Programms. Er prüft zwar die Plausibilität jeder Kauf- oder Verkaufsanzeige seiner Software. Aber nur aus dem Bauch heraus würde er nie anders entscheiden als die Maschine. "Disziplin", sagt er, "ist die eigentliche Herausforderung in meinem Job."
Erfolg durch Beharrlichkeit
Chiccos Treffsicherheit sollte es Lingohr leicht machen, den Vorgaben des Computers weiterhin zu folgen. In der mm-Rangliste der besten Vermögensverwalter hievte ihn sein digitaler Helfer ganz nach oben. Kein anderer der rund 80 Geldmanager im großen manager-magazin-Vermögensverwalter-Test erzielte innerhalb von zwölf Monaten, von Anfang April 2005 bis Ende März dieses Jahres, mit einem Gesamtdepot höhere Erträge für seine Kunden - ein Plus von gut 35 Prozent.
Die Analyse - in Form und Umfang einzigartig - erstellte die Düsseldorfer WSH Deutsche Vermögenscontrolling, ein Family Office, das zahlreiche Superreiche bei der Wahl ihrer Vermögensverwalter berät. Exklusiv für manager magazin prüfte WSH-Geschäftsführer Marc Overwien, welche Geldmanager in den Kategorien europäische Anleihen sowie internationale Aktien die besten Ergebnisse erzielten und welche Wertzuwächse die Anlageprofis mit den Gesamtdepots ihrer Kunden verzeichneten.
Zentrale Erkenntnis der WSH-Studie: Es gibt nicht die eine allen anderen Methoden überlegene Anlagestrategie. Die Topverwalter verfolgen höchst unterschiedliche Ansätze, die allesamt jedoch Wertzuwächse in ähnlicher Größenordnung brachten. Dennoch, eine Gemeinsamkeit hat die Elite der deutschen Vermögensverwalterszene:
Sie ist von ihrer einmal eingeschlagenen Strategie felsenfest überzeugt, und keiner ist bereit, auch nur einen Millimeter davon abzuweichen. Wie Frank Lingohr halten sie sich mit geradezu stoischer Beharrlichkeit an ihre Systematik. Nie würden sie den kurzlebigen Moden an der Börse folgen oder sich von der Gerüchteküche an den Finanzmärkten beeinflussen lassen.
Meister aller Klassen
Rang
Vermögens-
verwalter
Kontakt
Mindestanlage
Rendite 1 Jahr
1
Rendite-Risiko-Verhältnis
2
1
Lingohr Partner
0211/2059910
1.000.000 Euro
35,5
3,4
2
Artus Finanz- management
0211/54066 60
75.000 Euro
29,7
2,9
3
HSBC Guyerzeller
0041/582067742
1.000.000 Franken
29,5
3,3
4
VM Vermögens-Management
0211/8366725
500.000 Euro3
26,1
3,5
5
Metzler
069/21044661
3.000.000 Euro
24,7
3,5
6
Bankhaus Lampe
0211/4952333
500.000 Euro
23,7
3,0
7
Hauck Aufhäuser
069/2161494
1.000.000 Euro
22,7
2,7
8
HPM
040/3037550
50.000
21,7
3,1
9
HSBC Trinkaus Burkhardt
0211/9103427
1.000.000 Euro
21,5
2,4
10
Grossbötzl, Schmitz Partner
0211/136990
1.000.000 Euro
18,8
2,6
Durchschnitt aller Verwalter
15,9
1,9
Schlechtester Verwalter
0,6
neg.4
1) In Prozent per 31.3.2006; 2) Sharpe-Ratio: die erzielte Rendite abzüglich des risikofrei erzielbaren Zinses im Verhältnis zur Schwankungsbreite des Portfolios; je höher der Wert, desto mehr Ertrag konnte der Vermögensverwalter in Relation zu den eingegangenen Risiken erzielen; 3) empfohlen; 4) negativ, Wert nicht aussagekräftig. Quelle: WSH Deutsche Vermögenscontrolling; eigene Recherche
"Alles nur Kaffeesatzleserei"
In der Regel kommt diese Form der Vermögensverwaltung nur der wohlhabenden Klientel zu Gute. Denn ihre Dienste bieten viele Geldmanager erst ab einer Anlagesumme von einer halben Million Euro an.
Trotzdem lohnt sich ein Blick hinter die beeindruckenden Renditen nicht nur für Investoren, die selbst den exklusiven Service der Topverwalter in Anspruch nehmen wollen. Erstens weil ein Teil der Geldleute seine Ideen per Publikumsfonds auch der Masse der Anleger zugänglich macht und zweitens weil sich aus den Erfolgsgeheimnissen der Besten einiges lernen lässt.
Jörg Bohn zum Beispiel hält nichts von Gewinnschätzungen oder dem beliebten Börsenquiz, wo
Dax oder Dow
Jones am Ende des Jahres stehen könnten. "Das ist doch alles nur Kaffeesatzleserei", sagt er. "Es kann so viel passieren." Angesichts seiner gut 40 Jahre Erfahrung in der Finanzbranche weiß der 64-Jährige, wovon er spricht.
Nach Jobs bei verschiedenen Banken und Brokern ist er nun seit knapp drei Jahren gemeinsam mit Vorstand Klaus Hinkel verantwortlich für das Management der Kundengelder bei der Vermögensverwaltungsgesellschaft Artus. Bei ihren Entscheidungen setzen die beiden lieber auf Fakten als auf vage Vorhersagen. War die Kursentwicklung einer Aktie in den vergangenen Jahren stabil? Steigt der Preis oder befindet er sich in einem Abwärtssog?
Mit Hilfe ihres Computers analysieren sie die Kursverläufe der Aktien, um Trends zu erkennen, und zwar möglichst vor allen anderen. Als etwa Mitte Mai die Kurse an den Börsen in New York, Frankfurt und Bombay zur Talfahrt ansetzten, schlug ihre Maschine sofort Alarm und stellte fast die Hälfte der Titel auf Verkauf. Die Preise der Anteilsscheine hatten kritische Punkte unterschritten, die den Beginn eines Abwärtstrends markieren könnten.
Ob die Titel gerade günstig oder viel zu teuer sind, interessiert die Artus-Manager, anders als etwa Frank Lingohr, indes kaum. Aktien zu kaufen und zu halten, bis sie den wahren Wert des Unternehmens widerspiegeln, ist nicht ihre Sache. Ihnen geht es nur um die Frage: Steigt der Kurs oder fällt er?
Geduldsspiel mit Raidern
Eine Strategie, mit der durchaus bessere Resultate als mit einem klassischen "Buy and Hold"-Ansatz möglich sind.
Beispiel
Volkswagen: Wer die Aktie von Ende Juni 2002 bis Ende Mai dieses Jahres hielt, kam auf ein Plus von knapp 20 Prozent. Artus hingegen verkaufte die Aktie während der knapp vier Jahre mehrfach wieder, weil der Computer zwischenzeitliche Abwärtstrends erkannt hatte. Das Ergebnis überzeugt: Selbst nach Abzug der höheren Kosten für Kauf- und Verkaufsorders blieb ein Gewinn von fast 70 Prozent.
Welche Porfoliomanager mit internationalen Aktien die besten Ergebnisse erwirtschafteten
Rang
Vermögens-
verwalter
Kontakt
Mindestanlage
Rendite 1 Jahr
1
Rendite-Risiko-Verhältnis
2
1
Metzler
069/21044661
3.000.000 Euro
43,8
3,9
2
Commerzbank Private Banking
069/13628000
500.000 Euro
41,3
3,4
3
Lingohr Partner
0211/2059910
1.000.000 Euro
40,1
3,9
4
HSBC Guyerzeller
0041/582067742
1.000.000 Franken
39,2
3,5
5
Artus Finanz- management
0211/5406660
75.000 Euro
39,1
3,2
6
HSBC Trinkaus Burkhardt
0211/9103427
1.000.000 Euro
38,5
2,6
7
VM Vermögens-Management
0211/8366725
500.000 Euro3
38,1
3,7
8
Dresdner Bank Zürich
0041/442585111
500.000 Euro
37,8
3,8
9
Bankhaus Lampe
0211/4952333
500.000 Euro
35,6
3,3
10
M. M. Warburg
040/32822233
500.000 Euro
35
3,2
Durchschnitt aller Verwalter
26,8
2,8
Morgan-Stanley-Weltindex
27,4
2,6
Schlechtester Verwalter
16,8
2,2
1) In Prozent per 31.3.2006; 2) Sharpe-Ratio: die erzielte Rendite abzüglich des risikofrei erzielbaren Zinses im Verhältnis zur
Schwankungsbreite des Portfolios; je höher der Wert, desto mehr Ertrag konnte der Vermögensverwalter in Relation zu den
eingegangenen Risiken erzielen; 3) empfohlen.
Quelle: WSH Deutsche Vermögenscontrolling; eigene Recherche
Vom stetigen Auf und Ab der Börsen, aus dem Bohn und Hinkel Kapital schlagen wollen, will Tim Schmiel die Ergebnisse seiner Aktieninvestments möglichst loslösen. Der Geschäftsführer von VM Vermögens-Management in Düsseldorf bestückt daher Teile seiner Kundendepots nach einer Strategie, die weniger auf Bewertungskennziffern oder komplizierten mathematischen Modellen basiert als vielmehr auf Gesetzen und Paragrafen.
Schmiel setzt auf Unternehmen, die im Fadenkreuz von Aufkäufern und Raidern stehen. Erst wenn der Eigentümerwechsel feststeht und die Altaktionäre ein erstes Abfindungsangebot erhalten haben, legt Schmiel los.
Akribisch analysiert er anhand von Umsatz, Cashflow und Gewinnen der geschluckten Firma, ob die Offerte der Aufkäufer überhaupt fair ist.
Kommt der Geldmanager zu dem Schluss, dass die Altaktionäre mit zu wenig Geld abgespeist werden sollen, steigt er ein. Seine Spekulation: eine weitere, verbesserte Offerte.
Das Risiko ist überschaubar. Denn weniger als das ursprüngliche Angebot bekommt Schmiels Klientel in keinem Fall für die Papiere. Gleichzeitig aber besteht die Chance auf ein sattes Plus bei einem neuen, weit höheren Angebot.
Derzeit wartet Schmiel unter anderem auf eine Offerte für Aktien des Hamburger Automobilzulieferers Phoenix, der von der Hannoveraner Contitech beherrscht wird. "Es ist ein Geduldsspiel", sagt Schmiel, "gehen die Anleger für eine höhere Abfindung sogar vor Gericht, kann es Jahre dauern, bis sich der erhoffte Erfolg einstellt."
"Diversifizierung der Mittelmäßigkeit"
Exakte Analyse potenzieller Investments, ein langer Atem und das strikte Festhalten an einer ausgeklügelten Anlagesystematik verhalfen den Vermögensverwaltern in der mm-Bestenliste zu ihrem Erfolg. "Und", sagt WSH-Geschäftsführer Overwien, "sie haben sich nicht nach oben gezockt, sondern ihr Risiko systematisch reduziert."
So schaffte Frank Naab, Direktor im Private Banking des Bankhauses Metzler, in der Kategorie internationale Aktien nicht nur den höchsten Wertzuwachs, er ging für sein Plus von fast 44 Prozent auch weniger Risiken ein als viele seiner Konkurrenten.
Verluste minimiert er jedoch nicht durch eine "Diversifizierung der Mittelmäßigkeit", wie er eine allzu breite Risikostreuung despektierlich nennt. Naab fokussiert seine Portefeuilles auf 30 bis 40 Titel, mehr nimmt er nicht ins Depot.
Damit er mit seiner Auswahl von bösen Überraschungen verschont bleibt, studiert er die Bilanzen und Quartalsberichte seiner Firmen genauso akkurat, wie er seine dezenten Seidenkrawatten bindet.
Er prüft die Qualität der Produkte und das Management. Im Anschluss diagnostiziert Naab die Verfassung, in der sich die betreffende Branche befindet.
Welche Gewinnentwicklung lassen Konjunktur und gesetzliche Rahmenbedingungen zu? Auf diese Weise gewinnt er ein Gesamtbild, aus dem er den fairen Wert einer Aktie destilliert. Liegt der aktuelle Kurs mindestens 20 Prozent niedriger als der errechnete Wert, kauft er.
Ende 2003 etwa begann Naab, Aktien des krisengeschüttelten Schweizer Elektroriesen ABB einzusammeln. Der Konzern war seinerzeit schlimm heruntergewirtschaftet, die Produktpalette aber setzte noch immer Maßstäbe; technologisch zählte der Konzern nach wie vor zur Weltspitze.
Mit dem konsequenten Sanierungskurs eines neuen Managements, so Naabs Kalkül, würden die Schweizer den Turnaround wohl packen. Den fairen Wert der Aktie taxierte er seinerzeit mit rund 14 Schweizer Franken - rund 130 Prozent über dem damaligen Kurs.
Naab Lag Goldrichtig. Die ABB-Aktie feierte ein fulminantes Comeback. Als der Kurs Ende Februar die Marke von 15,50 Franken erreichte, stieg Naab aus. Nicht weil er das Vertrauen in ABB verloren hätte, sondern weil ihm der Konzern nun fair bewertet erschien.
"Es fehlte das Kurspotenzial, warum sollte ich die Aktie weiter halten?", erklärt Naab. Konsequent verkaufen, wenn die Geschichte vorbei ist - eine Erfolgsregel an der Börse, die der Metzler-Mann verinnerlicht hat.
Gute Anleihen-Manager sind selten
Während Vermögensverwalter in den vergangenen drei Jahren kaum Probleme hatten, Erfolg versprechende Storys am Aktienmarkt zu finden, taten sie sich mit Anleihen ungleich schwerer. Seit die US-Notenbank und Europas Währungshüter begonnen haben, die Zinsen sukzessive anzuheben, fallen die Kurse älterer Schuldtitel. Und die nach wie vor mageren Coupons von 3 bis 6 Prozent auf sichere Staatsanleihen können die Kursverluste kaum ausgleichen.
Welche Vermögensverwalter mit europäischen Anleihen die höchsten Renditen schafften
Rang
Vermögens-
verwalter
Kontakt
Mindest-
anlage
Rendite 1 Jahr
Depotwert-Schwankung
1
Rhein Asset Management
0211/60006711
500.000 Euro
16,8
5,5
2
HSBC Trinkaus Burkhardt
0211/9103427
1.000.000 Euro
2,6
-3
3
Albrech Cie.
0241/9974793
1.000.000 Euro
2,1
1,4
4
Bank Vontobel
0041/582837111
1.000.000 Franken
1,8
-3
5
Metzler
069/21044661
3.000.000 Euro
1,8
-3
6
Hauck Aufhäuser
069/2161494
1.000.000 Euro
1,4
-3
7
Grossbötzl, Schmitz Partner
0211/136990
1.000.000 Euro
1,2
-3
8
Commerzbank Private Banking
069/13628000
500.000 Euro
0,9
2,1
9
Julius Bär
0041/588898256
250.000 Franken
0,7
-3
10
Dresdner Bank Zürich
0041/442585111
500.000 Franken
0,7
1,5
Durchschnitt aller Verwalter
0,5
1,9
RexP-Rentenindex
1,6
2,5
Schlechtester Verwalter
-1,2
-3
1) In Prozent per 31.3.2006; 2) Volatilität: gibt die prozentuale Schwankung des Depotwertes im Untersuchungszeitraum an; je höher der
Wert, desto riskanter ist die Anlagepolitik tendenziell; 3) nicht erfasst. Quelle: WSH Deutsche Vermögenscontrolling; eigene Recherche
Viele der von WSH analysierten Anleihendepots landeten daher im Minus. "Wirklich gute Renten-Manager sind selten", konstatiert WSH-Geschäftsführer Overwien nüchtern. Gerade einmal fünf Vermögensverwaltern im mm-Ranking gelang es, den RexP-Index für Schuldtitel zu schlagen.
Einer von ihnen ist Oliver Plaack, Leiter der Vermögensverwaltung bei HSBC Trinkaus & Burkhardt. Sein Erfolgsrezept: Er setzte auf relativ kurze Restlaufzeiten bei Euro-Anleihen, weil diese Papiere bei Zinserhöhungen kaum Kursverluste erleiden.
Zudem kaufte er Genussscheine mit hohen Ausschüttungen von Firmen mit guter Bonität. Das Ergebnis: Über zwölf Monate erzielte Plaack ein Plus von 2,6 Prozent.
Ein mehr als respektables Ergebnis in einem schwierigen Umfeld. "Meinen Kunden", sagt Plaack, "kommt es im Anleihenbereich ohnehin erst in zweiter Linie auf hohe Erträge an. Den meisten geht es zuerst um den Substanzerhalt."
Zweistellige Renditen mit Wagemut
Dass mit mehr Wagemut sogar zweistellige Renditen möglich waren, bewies die Vermögensverwaltung Rhein Asset Management. Mit einem Wertzuwachs von gut 16 Prozent belegt die erst 1999 gegründete Investmentboutique Platz eins unter den Anleihenspezialisten. Die Strategie der beiden Gründer Christian Kratz und Martin Stötzel mutet für Schuldtitel zunächst etwas bizarr an, denn sie investierten kaum in klassische Rententitel.
Wenn am Anleihenmarkt wie derzeit die Risiken höher erscheinen als die Chancen, kaufen Kratz und Stötzel so genannte Garantiezertifikate. Diese Anlagevehikel lassen sie sich überwiegend von Banken nach ihren ganz speziellen Wünschen konstruieren. Der Clou dabei: Rote Zahlen sind nicht wahrscheinlicher als mit klassischen Anleihen, gleichzeitig sind aber weit höhere Erträge als mit Rentenpapieren drin.
Die Wertzuwächse der Zertifikate kommen aus gezielten Finanzmarktwetten, etwa auf steigende Rohstoffpreise oder einzelne Aktienindizes. Diese Spekulationen werden mit den Zinscoupons von Anleihen exzellenter Bonität finanziert. So ist die Rückzahlung der Anlegergelder gesichert - auch wenn sämtliche Wetten schief gehen sollten.
"Unsere Renditen schwanken stärker als bei klassischen Anleihen mit fixen Zinszahlungen, aber das Risiko, einen Verlust zu erleiden, ist nicht höher", fasst Rhein-Asset-Vorstand Kratz zusammen. In den vergangenen drei Jahren brachte die Strategie tatsächlich sehr viel mehr als ein Depot mit klassischen Staatspapieren. In den Jahren 2000 bis 2002 aber erzielten Kratz und Stötzel vergleichsweise magere Erträge.
Ob Aktien oder Anleihen, entscheidend für den Erfolg der Vermögensverwalter in der mm-Hitliste waren ausgeklügelte Strategien und vor allem ein ausgeprägtes Durchhaltevermögen der Finanzmanager. Warum hätten sie ihre Investmentansätze auch ändern sollen?
Gesamtsieger Frank Lingohr etwa würde nie in Aktien investieren, wenn er das Geschäftsmodell des Unternehmens und die speziellen Mechanismen der Branche nicht bis ins Detail verstanden hätte. Kunden, die ihm mit Sonderwünschen nach Dividendentiteln kommen, lässt er meist abblitzen. "Wir verbiegen uns nicht. Nur mit Kunden, die unsere Strategie akzeptieren, arbeiten wir zusammen", sagt er.
Einmal allerdings hörte er doch auf den Wunsch eines Kunden. Vor gut zehn Jahren beklagte sich ein Klient über das viele Papier, das er jedes Jahr für jede einzelne der weit über hundert Aktien in seinem Depot für die Steuer brauche. Ob Lingohr nicht einen Fonds auflegen wolle, das würde das Prozedere erheblich vereinfachen.
Der Wunsch war Lingohr Befehl: Seit 1996 können Anleger alternativ einfach in seinen Fonds, den Lingohr-Systematic, investieren - und das schon mit weit weniger als 500.000 Euro.
Gläserne Depots
Gläserne Depots - Wie WSH die besten Vermögensverwalter ermittelt
Die Basis: Die Düsseldorfer WSH Deutsche Vermögenscontrolling analysierte für das mm-Ranking mehr als 150 reale Kundendepots bei rund 80 verschiedenen Vermögensverwaltern in Deutschland und der Schweiz. Die Auswahl der Depots erfolgt zufällig und kann von den Banken oder Vermögensverwaltern nicht beeinflusst werden. Fiktive Musterdepots werden in der Analyse nicht berücksichtigt. Falls die WSH von einem Verwalter regelmäßig mehrere Depots analysiert, fließt das jeweils beste Ergebnis in die Auswertung ein.
Die Auswertung: Jeder einzelne Geschäftsvorfall zum Beispiel der Kauf oder Verkauf eines Wertpapiers wird von WSH-Geschäftsführer Marc Overwien manuell erfasst und exakt nachgebucht. Die präzise Nachbuchung macht die Arbeitsweise der Vermögensverwalter transparent und ermöglicht eine detaillierte Analyse des Anlageerfolgs. Die angefallenen Transaktionskosten sind in allen Auswertungen enthalten. Weitere Kosten, wie etwa Vermögensverwaltungs- oder Depotgebühren, werden nur in der Kategorie der Gesamtergebnisse berücksichtigt.
Die Kategorien: Neben der Wertentwicklung der Gesamtdepots berechnet WSH noch separat die Segmente Aktien und Renten, um die speziellen Stärken und Schwächen der Geldmanager deutlich zu machen. Zu beachten ist, dass bei den Gesamtergebnissen die Aktienquote von erheblicher Relevanz für die Platzierung sein kann. Denn Depots, die überwiegend mit Aktien bestückt werden, schneiden in positiven Börsenphasen besser ab als Depots mit einer höheren Anleihenquote. Die Resultate für die Kategorien Aktien und Renten indes sind unverzerrt. Es werden nur die einzelnen Titel des jeweiligen Segments in der Performanceauswertung berücksichtigt, um damit die Qualität der Titelselektion zu bewerten. Auch die gehaltene Liquidität fließt in diese Auswertung nicht mit ein.