Faszination Fußball Kick für Chefs
So beginnt ein ganz normaler Samstagnachmittag für Eon-Vorstand Hans Michael Gaul (64): Kurz nach 13 Uhr holt ihn der Fahrer in seiner Düsseldorfer Wohnung ab. Dann geht es auf die A1 Richtung Dortmund.
Je näher der schwarze VW Caravelle Dortmund kommt, desto dichter wird der Verkehr. Nur im Schritttempo geht es voran.
Meter für Meter rückt auf der rechten Seite der monströse Signal Iduna Park (Ex-Westfalenstadion) näher. In eineinhalb Stunden spielt dort BVB Borussia Dortmund gegen Bayer Leverkusen. Borussia-Fan Gaul spürt eine nervöse Vorfreude und sagt: "Das ist für mich eine völlig andere Welt."
Das Auto fährt in die Tiefgarage des Stadions. Und damit taucht Gaul in diese andere Welt ein. Jetzt ist er nicht mehr der Vorstand eines 80.000-Mann-Unternehmens. Jetzt ist er einer von 73.800 Fußballfans, allerdings ein etwas privilegierter.
Er fährt drei Etagen mit dem Aufzug hoch und landet auf der VIP-Ebene, die eine große längliche Kneipe mit mehreren Theken ist. Eon hat hier zwei Stammtische. Gaul trinkt erst mal einen Tee, das 40-jährige Betriebsjubiläum von Bayer-Chef Werner Wenning am Abend zuvor wirkt noch nach.
BVB-Präsident Reinhard Rauball kommt kurz vorbei. Gaul fordert von ihm Insiderwissen über den möglichen Kauf eines Bremer Stürmers ein: "Was wird denn nun mit dem Valdez-Transfer?" Kurze Zeit später setzt sich der verletzte Stammtorhüter Roman Weidenfeller für einen Smalltalk über das Lehmann-Kahn-Duell zu Gaul.
Gaul fühlt sich wohl in dieser Fußballwelt. Er sagt es nicht, aber man sieht es ihm an. Es strahlt das Kind im Manne. Fußball ist "in" in Managerkreisen.
Geredet haben sie in Vorstandsetagen schon immer über die schönste Nebensache der Welt. Aber ihre Liebe zum Fußball war lange Zeit eher eine heimliche, die in den eigenen vier Wänden vor dem Fernsehgerät ausgelebt wurde. Sie wollten nicht in zugigen Stadien sitzen und sich nicht im Umfeld von windigen Vereinspräsidenten sehen lassen.
Heute dagegen, wo Fußballclubs zunehmend von Profis gemanagt werden, wo in den Stadien auf die Edelzuschauer angewärmte Sitze und warmes Essen auf Gourmetniveau warten, da können sich auch Manager niederlassen. Hier ist der Platz für die großen Gefühle und - man trifft ja immer mehr von seinesgleichen - für gute Geschäfte.
"Heute kann man sich outen"
Gaul sitzt inzwischen auf der Tribüne. Das Spiel Dortmund gegen Bayer Leverkusen hat begonnen. Es läuft nicht gut für seine Borussia, die 0:1 zurückliegt. "Mistecke", schimpft Gaul, als den Dortmundern ein Eckball misslingt. "Und dafür bekommt er Millionen", schickt er kopfschüttelnd einem Fehlpass des tschechischen Mittelfeldstars Tomas Rosicky hinterher, der in der kommenden Saison für den FC Arsenal kickt.
Ein Teil der Millionen kommt von Eon. Bis zum Ende dieser Saison sponserte Eon sechs Jahre lang zwecks Erhöhung des Bekanntheitsgrads den Verein. Und weil es Gaul, seit 1949 Fan des Revierclubs, gern wollte.
Wie bei Gaul vermischt sich - warum auch nicht - bei einigen Managern die Fußballneigung mit dem Interesse ihres Unternehmens. Andere fußballvernarrte Manager und Unternehmer wiederum stellen ihr wirtschaftliches Know-how ihren Lieblingsvereinen ehrenamtlich zur Verfügung, als Präsident oder Aufsichtsrat.
Zum Beispiel der Ex-Daimler-Manager Rolf Eckrodt (63). Er ist schon seit fünf Jahren Aufsichtsratschef der Hertha BSC KGaA. Eckrodt, der bei fast jedem Heimspiel in der Ehrenloge sitzt, versucht der alten Dame Hertha, die allzu oft über ihre Verhältnisse lebte, so etwas wie wirtschaftliche Vernunft beizubringen.
Beim VfB Stuttgart besteht der gesamte Aufsichtsrat aus fußballverrückten Managern. Er wird angeführt vom Arbeitgeberpräsidenten Dieter Hundt (67), der bei seinem Amtsantritt vor vier Jahren nur gestandene Manager im fünfköpfigen Gremium haben wollte.
Einer von ihnen ist Bernhard Schreier (52), Chef der Heidelberger Druckmaschinen. Schreier, der früher beim FC Walldorf in der A-Jugend kickte, sagt: "Vor zehn Jahren hat man sich in unseren Kreisen als Fußballfan manchmal verstecken müssen. Heute ist es kein Problem mehr, sich zu outen."
Manager zelebrieren jetzt endlich ihre Liebe zum runden Leder öffentlich, und das am liebsten auf Logenplätzen. Jedes der 18 Bundesligastadien hat Logen - die einen mehr (106 in Münchens Allianz Arena), die anderen weniger (acht im Mainzer Stadion am Bruchweg). Für im Schnitt 100.000 Euro pro Saison mieten sich Unternehmen diese Logen - große und kleine.
"Stunden der Entspannung"
Audi teilt sich zum Beispiel in München mit Adidas eine 140-Platz-Lounge. Meist haben Trikotsponsoren und Stadion-Namensgeber größere Lounges, die sich zwecks besten Überblicks direkt über der Mittellinie befinden.
Eine Durchschnittsloge dagegen umfasst einen langen Esstisch, ungefähr zwölf Stühle, eine kleine Bar, eine Hostess und - ganz wichtig - ein Fernsehgerät, auf dessen Bildschirm man Sekunden nach dem Live-Ereignis via Wiederholung sehen kann, ob die Entscheidung des Schiedsrichters über Abseits oder Foul richtig war.
Für viele Firmen ist es quasi Pflicht, sich durch das Mieten einer Loge zu ihrer Stadt und deren Verein zu bekennen. Wie für Hapag-Lloyd, ein Flaggschiff der Hamburger Wirtschaft.
Hapag-Lloyd gehört in der Hamburger AOL-Arena die Loge Nummer 15. Drinnen schmort Zanderfilet auf getrüffeltem Wirsingkohl. Draußen spielt im norddeutschen Schmuddelwetter der Hamburger SV gegen Bayer Leverkusen.
Hapag-Lloyd-Chef Michael Behrendt sitzt mit HSV-Schal in einem Sessel vor der Loge. Links neben ihm ein wichtiger Gast und Kunde: Klaus-Michael Kühne (68), Großaktionär der Spedition Kühne + Nagel, Milliardär und leidenschaftlicher HSV-Fan.
Während des Spiels ist der konzentrierte Kühne nicht ansprechbar, aber in der Halbzeit. Warum liebt er Fußball? "Hier läuft alles - ganz anders als in meinem Unternehmen - total irrational ab. Und zudem ist es ein schönes Schauspiel." Heute ist es eher ein Drama. Sein HSV liegt zurück. Und Kühne schwant kein gutes Ende: "Das wird heute nichts mehr."
Auch in Dortmund ist Halbzeit. Es steht unentschieden, 1:1. Alle erheben sich von ihren Business Seats und strömen für 15 Minuten in die "Hospitality", wie die Gastronomieräume der Stadien inzwischen heißen.
Auch Eon-Vorstand Gaul stapft etwas missmutig die Tribünenstufen hoch in die Hospitality. Jetzt gönnt er sich ein Pils und sagt: "Das sind schöne Stunden der Entspannung."
VIP-Treff in der Ehrenloge
Ein samstägliches Fußballspiel ist für viele Topmanager inzwischen ein Ausgleich für den werktäglichen Stress. Während es im Büro eher rational zugeht, dominiert im Stadion die Emotion. Hier darf man schreien, schimpfen, ohne dass gleich der Betriebsrat auf der Matte steht.
Utz Claassen (43), Chef des Energieversorgers EnBW, liebt die klaren Worte. Er nennt ein schlechtes Spiel ein "Scheißspiel". Claassen ist vielleicht der fußballverrückteste deutsche Manager. Er ist Fan (Hannover 96), Sponsor (VfB Stuttgart), verhinderter Bundestrainer und ein wandelndes Fußballlexikon.
Claassen kennt viele Stadien, im In- wie im Ausland. Aus den vielen Besuchen weiß er: "Ein Bundesligaspiel ist inzwischen zum Event geworden." Auch für Manager. Es gilt das Motto: Sehen und gesehen werden.
HSBC-Trinkaus-&-Burckhardt-Chef Andreas Schmitz (46), dessen Bank eine Loge im Mönchengladbacher Borussia-Park hat, sagt: "Im Stadion treffe ich alle Größen der Region."
Die Arenen sind zum Treffpunkt von VIPs aus Politik, Wirtschaft und Showbusiness geworden. "Fußball ist mittlerweile salonfähig", sagt Dieter Hoeneß, Manager von Hertha BSC Berlin, und zieht genüsslich an seiner Zigarre, "schauen Sie sich doch hier um."
In der weitläufigen Ehrenloge des Berliner Olympia-Stadions sitzen, stehen, trinken, essen, reden Otto Schily, Ex-Verteidigungsminister Rupert Scholz, CDU-Bürgermeisterkandidat Friedbert Pflüger, Werber Sebastian Turner (Scholz & Friends) und ein paar Berliner Wirtschaftsgrößen wie der Unternehmer Werner Gegenbauer. Um sie herum schwirren blau-lila gewandete Hostessen, augenscheinlich die hübschesten der Liga.
Weil immer mehr Manager ins Stadion pilgern, werden die Logen auch zunehmend zu Branchentreffs. Erst reden die Manager über die schönste Nebensache der Welt (Fußball), dann über die Hauptsache (Business).
Leiden mit dem Verein
Zum Beispiel am Abend des 2. Mai in der Rewe-Loge im Kölner RheinEnergie-Stadion. Rewe-Chef Achim Egner (48), aktiver und passiver Fußballer, ist als Gastgeber da. Im Laufe des Abends schauen Lekkerland-Chef Christian Berner und Klaus Dohle, Chef der gleichnamigen Handelsgruppe, zu einem Plausch mit Egner auf eine Stange Kölsch in der Rewe-Loge vorbei.
Nur der erwartete Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub kommt nicht. Vielleicht trauert der treue FC-Köln-Anhänger Haub im engsten Fan-Kreis, denn sein Verein hat an diesem Abend ein entscheidendes Spiel sehr unglücklich verloren. Der Abstieg der Kölner ist damit besiegelt.
Der wahre Fan leidet. Da machen die Wirtschaftslenker keine Ausnahme. Klaus-Michael Kühne, dessen düstere Halbzeitprognose übrigens eingetroffen ist, sagt nach dem Spiel: "Der Samstagabend ist für mich verdorben, wenn der HSV verloren hat." Und auch Ex-Bayer-Chef und Leverkusen-Fan Manfred Schneider (67) sagt: "Ich bin nicht froh gelaunt, wenn Bayer verliert".
Niederlage auch in Dortmund. Borussia hat 1:2 verloren. Gaul gibt sich als Sportsmann und urteilt: "Das war eine verdiente Niederlage." Er trinkt noch ein Pils und isst ein paar Stücke Currywurst. Und schon sieht die Fußballwelt etwas freundlicher aus.
Gaul kennt noch Sepp Herberger, Trainer der deutschen Weltmeister-Elf anno 1954, und dessen legendäre Fußballweisheiten. Eine lautet: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.
Getreu dieser Devise fährt Gaul gegen 18:30 Uhr nach Essen. Dort findet das nächste Spiel statt: Die Controller der Eon gegen die Controller der Eon-Tochter Ruhrgas - allerdings nur im Tischfußball.
Rolf Eckrodt, Utz Claassen
Rolf Eckrodt - Hertha BSC Berlin
Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Um 13 Uhr tagte der Aufsichtsrat der Hertha KGaA. "Eine Krisensitzung", sagt AR-Chef Rolf Eckrodt (63). Die Hertha hat - eigentlich nichts Neues - ein paar finanzielle Problemchen.
Um 15:30 Uhr dann das Spiel der Hertha im Berliner Olympiastadion. Eckrodt sitzt entspannt auf der Ehrentribüne, denn wenigstens beim Spiel stimmen die Zahlen: 2:0 siegt die Hertha an diesem Samstag gegen den VfB Stuttgart. Seit fünf Jahren engagiert sich der ehemalige Hand- und Wasserballer Eckrodt als AR-Chef für die Hertha.
Damals war er Adtranz-Chef in Berlin. Als er später vom Daimler-Konzern zur Sanierung von Mitsubishi Motors nach Tokio abkommandiert wurde, blieb er trotzdem der Hertha treu. Die AR-Sitzungen fanden dann eben statt, wenn Eckrodt dienstlich in Deutschland weilte.
Globetrotter Eckrodt ist ein Liebhaber des brasilianischen Fußballs. Das rührt aus seiner Zeit als Chef von Mercedes-Benz do Brasil her. Dort schaute er häufig dem São Paulo FC und dessen Ballkünstlern zu. Klar, dass deshalb sein Traumfinale bei der Weltmeisterschaft Brasilien gegen Deutschland hieß, doch daraus wird nach dem vorzeitigen Ausscheiden der Seleção nun nichts. Doch egal, wer es in das Finale schafft, Eckrodt hat die Teilnahme schon sicher, denn er ist im Besitz einer Karte fürs Endspiel im heimischen Olympiastadion.
Utz Claassen - Hannover 96
Der kleine Utz war damals im Sommer 1972 neun, sein Vater 59 Jahre alt. Beide kickten im Garten. Dabei hielt der Papa den Filius einmal fest. Der trat trotzig nach und verletzte ihn. "Das war das erste und letzte Mal, dass ich jemanden verletzte" - körperlich zumindest.
Kurze Zeit später bekam Utz eine schwere Lungenentzündung. Das war das Ende seiner Karriere, die so hoffnungsvoll in der D-Jugend des FC Schöningen 08 gestartet war. Und es begann seine steile Karriere als Zuschauer.
Sein schönstes Spiel? Im April 1988 Hannover 96 gegen Bayern München, 2:1. "Siegtor durch Grillemeier aus 30 Metern", erinnert sich Claassen, als sei es gestern gewesen. Weil nur Zuschauen auf die Dauer langweilig ist, wurde er Präsident von Hannover 96. Er stand schnell im Kreuzfeuer der Kritik, erhielt sogar Morddrohungen. Zeitweise ging er nur mit kugelsicherer Weste ins Niedersachsen-Stadion.
Heute ist er im fernen Baden-Württemberg aus der Schusslinie. Als Chef des Energieversorgers EnBW sponsert er schön paritätisch den Karlsruher SC (Baden) und den VfB Stuttgart (Württemberg). Zum KSC geht er selten, zum VfB öfter, aber am häufigsten zu Hannover 96. Dort hat EnBW auch eine Loge. Kürzlich besuchte er das brisante Spiel Hannover 96 gegen den VfB Stuttgart. Es endete 3:3. Claassen hat dreimal gejubelt - aber nicht für den Verein, auf dessen Trikots EnBW stand.
Achim Egner, Klaus-Michael Kühne
Achim Egner (48)
Egner kickt gern. Früher in seinem Schwarzwald-Heimatort Bernau, dann zu Freiburger Uni-Zeiten in der Thekenmannschaft "Pendel", übrigens zusammen mit dem jetzigen Allianz-Vorstand Werner Zedelius ("ein schneller Mann im Mittelfeld").
Damals schwärmte Egner für die stürmische Borussia Mönchengladbach, später, als er bei Quelle arbeitete, für den "Club" in Nürnberg. Erst spät entdeckte er seine wahre Liebe - den VfB Stuttgart.
Das war 1999. Egner war Vorstand bei Debitel, die damals Trikotsponsor beim VfB wurde. Über ein Jahr später übernahm Egner beim VfB das Amt des Vizepräsidenten. "Das gab mir interessante Einblicke ins Fußballgeschäft", sagt er. Aus jener Zeit hat er viele Duz-Freundschaften in Stuttgart, zum Beispiel mit VfB-Chef Erwin Staudt und Ex-Spieler Karl Allgöwer.
Doch seit 1. Februar wohnt Familie Egner nun in Köln, ein paar Minuten vom RheinEnergie-Stadion entfernt. Derzeit ist er so was wie ein Fußballbigamist. Er mag den VfB, aber auch den 1. FC Köln. Auch seine Kinder sind noch unentschieden. Als der VfB kürzlich in Köln spielte, lief die Tochter an der Hand von Lukas Podolski (Köln) aufs Spielfeld, sein Sohn an der von Timo Hildebrand (VfB).
Klaus-Michael Kühne - Hamburger SV
Samstags gegen 17 Uhr beginnt für Klaus-Michael Kühne (68) fast immer eine kurze, aber intensive Leidenszeit. Dann bricht die letzte Viertelstunde in der Bundesliga an. Kühne: "Da muss ich meistens um meinen HSV zittern."
Selbst wenn er 1:0 oder gar 2:0 führt, hat Kühne immer Angst vor Gegentoren. Er sei dann nicht ansprechbar, sagt seine Frau Christine, die immer daumendrückend neben ihm sitzt.
Meist verfolgen die Kühnes den HSV im Fernsehen. Ob am Zürich-See, in den Bergen oder auf Mallorca - in jedem Domizil hat Kühne einen Decoder. "Ich versuche, meine Termine so zu legen, dass ich zu Hause bin, wenn der HSV spielt."
Der Hamburger, der seit 1975 in der Schweiz lebt, ist in der Hansestadt quasi mit Uwe Seeler aufgewachsen. Er erinnert sich noch an legendäre Spiele, erst am Rothenbaum, später im Volksparkstadion. Zum Beispiel an das 2:1 gegen Westfalia Herne im Meisterschaftsjahr 1960. "Da lag Uwe beim Siegtor schräg in der Luft."
Selbst hat Kühne nie Fußball gespielt ("Habe kein Talent"). Er bevorzugt die kleineren Bälle, also Tennis und Golf. Auch ein Engagement bei seinem HSV braucht er nicht: "Ich bin kein Vereinsmensch." Er will einfach nur Fan sein. Als solcher freut er sich auf die kommende Champions-League-Saison: "Da werde ich sicher das eine oder andere Spiel des HSV besuchen" - und wohl mindestens 15 Minuten leiden.
Hans Michael Gaul, Manfred Schneider
Hans Michael Gaul - Borussia Dortmund
Wer schoss 1949 den VfR Mannheim zur deutschen Meisterschaft? Eon-Vorstand Hans Michael Gaul kennt die Antwort: "Zweimal Löttke, einmal Langlotz." Er war damals sieben Jahre alt und hörte am Radio die Niederlage von Borussia Dortmund.
Trotzdem wurde er Dortmund-Fan. "Die Borussia war damals die beste Mannschaft im Revier", sagt Gaul, der in Mülheim an der Ruhr aufwuchs.
Gaul kann die Meistermannschaft aus den Jahren 1956 und 1957 noch nach mehreren Pils aufzählen. Er kann die Geschichte des armen Dortmunder Torwarts Kwiatkowski erzählen, der allein in zwei seiner vier Länderspiele 14 Tore kassierte. Ob Aki Schmidt, Hoppi Kurrat, Stan Libuda oder Emma Emmerich - zu jeder Borussia-Ikone hat Gaul eine Anekdote parat.
Auch 18 Jahre Fußball-Exil in Hannover - als Vorstand der Preussenelektra - änderten nichts an seiner Liebe zur Borussia. Und er lässt sich auch nicht durch die Werder-Bremen-Anhängerschaft seines Chefs Wulf Bernotat irritieren.
Er ist und bleibt Borussia-Fan. Bei mindestens jedem zweiten Heimspiel ist er live im Signal Iduna Park dabei. Wenn dann zu Beginn über 80.000 Fans das Lied "You'll never walk alone" singen, bekommt er eine Gänsehaut. Um auch für die Zeit zwischen den Spieltagen dieses Feeling zu konservieren, hat er das Lied sogar als Klingelton auf seinem Handy gespeichert.
Manfred Schneider - Bayer Leverkusen
BayArena Leverkusen, Ehrentribüne, Reihe 1, Platz 26 - hier verbringt Bayer-Aufsichtsratschef Manfred Schneider (67) jeden zweiten Samstagnachmittag. Neben ihm sitzen stets Ex-Vorstand und Bayers größter Fußballförderer Günter W. Becker sowie Rudi Völler und die anderen Legenden von Bayer 04.
1966 kam Schneider zur Bayer AG, stieg stetig bis zum Vorstandschef auf. Ebenso kontinuierlich vollzog sich die Annäherung an Bayer 04 Leverkusen. Es war jedenfalls nicht Liebe auf den ersten Blick.
Die heißt nämlich Rot-Weiß Essen (RWE). In Essen wuchs Schneider auf, hier wurde er zum Fußballer. Er kickte bei RWE und TuS Essen-West 1881 als rechter Verteidiger und Mittelläufer - bis zu seinem 17. Lebensjahr. Dann hängte er seine Schuhe an den Nagel, weil seine Eltern das wollten. Denn: "Meine schulische Leistung war umgekehrt proportional zu meiner sportlichen", sagt er. Später spielte er nur noch sporadisch an der Uni oder für die Orga Bolzer im Werksduell gegen die Labor Hoppers.
Inzwischen ist er längst Fan von Bayer 04 geworden. Er schwärmt vom Champions-League-Endspiel 2002 in Glasgow, wo er die 1:2-Niederlage von Bayer gegen Real Madrid ansehen musste. Und er bedauert die vier Vizemeisterschaften von Bayer. "Da habe ich wirklich gelitten", sagt er auf der Ehrentribüne - und im Hintergrund singen die gegnerischen Fans: "Ihr werdet nie Deutscher Meister."
Eine subjektive Bundesliga-Tabelle
Bayern vorn
In welchen Bundesligavereinen Vorstände und Unternehmen | stark vertreten sind - eine subjektive Tabelle |
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1. Bayern München Aufsichtsrat: Herbert Hainer (Adidas), Karl- Gerhard Eick (Deutsche Telekom), Herbert Henzler (Ex-McKinsey-Chef), Dieter Rampl (HVB), Martin Winterkorn (Audi) |
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2. Hertha BSC Berlin Aufsichtsrat (Verein): Werner Gegenbauer (Inhaber Gegenbauer), Torsten-Jörn Klein (Gruner + Jahr), Günther Troppmann (Deutsche Kreditbank); Aufsichtsrat (KGaA): Rolf Eckrodt (ehem. DaimlerChrysler), Bernd Schiphorst (WMP EuroCom). |
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3. VfB Stuttgart Aufsichtsrat: Dieter Hundt (Allgaier Werke), Bernhard Schreier (Heideldruck), Gerd Mäuser (Porsche), Joachim Schmidt (DaimlerChrysler), Hans Dietmar Sauer (ehem. LBBW). |
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4. VfL Wolfsburg Aufsichtsrat: Lothar Sander (VW), Francisco Garcia Sanz (VW), Folker Weißgerber (ehem. VW), Detlef Wittig (Skoda). |
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5. Hannover 96 Aufsichtsrat: Harald Wendt (Mercedes), Rainer Feuerhake (Tui), Klaus Goehrmann (ehem. Deutsche Messe). |
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6. Eintracht Frankfurt Vorstand: Heiko Beeck (ehem. DuPont Deutschland); Aufsichtsrat: Herbert Becker (ehem. Fraport), Andreas Mechler (Mastercard), Hans Hermann Reschke (ehem. B. Metzler Bank). | |
7. 1. FC Köln Vorstand: Friedrich Neukirch (Klosterfrau); Aufsichtsrat: Franz Josef Geimer (Gothaer Versicherungsbank). | |
8. Schalke 04 Aufsichtsrat: Clemens Tönnies (Gesellschafter Tönnies Fleisch), Peter Lange (Geschäftsführer Flughafen Düsseldorf), Carl Albrecht Schade (Droege Comp.). |
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9. Borussia Dortmund Vorstand: Albrecht Knauf (Knauf-Gruppe); Aufsichtsrat: Gerd Pieper (Pieper Parfümerien), Harald Heinze (Stadtwerke Dortmund). | |
10. Hamburger SV Aufsichtsrat: Udo Bandow (Ex-Vorstand Vereins- und Westbank), Jürgen Hunke (Unternehmer). |
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11. Borussia Mönchengladbach Präsident: Rolf Königs (Aunde); Aufsichtsrat: Norbert Bocks (Commerzbank). | |
12. Arminia Bielefeld Aufsichtsrat: Klaus Daudel (ehem. AVA), Peter Walpurgis (ADS Sicherheit). |
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13. Werder Bremen Vorstand: Jürgen Born (ehem. Deutsche Bank); Aufsichtsrat: Werner Brinker (EWE). | |
14. MSV Duisburg Vorstand: Walter Hellmich (Hellmich Bau); Aufsichtsrat: Artur Grzesiek (Sparkasse Duisburg), Hermann Hövelmann (Sinalco). | |
15. 1. FC Kaiserslautern Vorstand: René Jäggi (ehem. Adidas). |
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16. 1. FC Nürnberg Vorstand: Michael A. Roth (ARO Heimtextilien). |