Herr Fehrenbach, defekte Bosch-Einspritzpumpen haben zu Rückrufaktionen geführt. Bänder bei BMW und Mercedes standen tagelang still. Der Schaden soll eine dreistellige Millionenhöhe erreichen. Steht Bosch dafür gerade?
Fehrenbach: Zunächst einmal: Der Fehler ist bei Tests auf unseren Prüfständen aufgefallen. Wir haben sofort die Automobilhersteller informiert und alles getan, um die Probleme zügig zu bereinigen. Wir haben also von unserer Seite das technische Problem offen gelegt, und wir werden auch für gerechtfertigte Forderungen geradestehen. Das Thema ist jedoch nicht sicherheitsrelevant, und es gab keinen Ausfall in der Fahrpraxis.
mm: Nochmals: Wer muss für den Schaden aufkommen? Der Lieferant des fehlerhaften Teils, Federal Mogul? Bosch selbst?
Fehrenbach: Wer an welcher Stelle was versäumt hat - so tief sind wir in der Analyse noch nicht. Das werden wir gründlich untersuchen, wenn die Kunden wieder stabil versorgt sind.
mm: Schon 1999 gab es einen Brandbrief des damaligen Bosch-Chefs Hermann Scholl wegen schlechter Qualität. Offenbar hat das nichts genützt.
Fehrenbach: Das ist nicht richtig: Unsere internen Fehlerdaten zeigen seit Jahren einen deutlich fallenden Trend. Aber jeder Fehler ist einer zu viel. Im Übrigen gibt es heute in der gesamten Branche schon aus Wettbewerbsgründen eine viel höhere Sensibilität für das Thema Qualität, und das ist gut für die Endkunden und auch für uns.
mm: Wie wollen Sie die Kontrolle Ihrer Lieferanten verbessern? Auch beim Rückruf von GM wegen eines Bosch-Bremskraftverstärkers geht es um ein Zulieferteil.
Fehrenbach: Wir werden künftig die Einhaltung der Qualitätsstandards bei unseren Vorlieferanten noch enger verfolgen. Dies bedeutet, dass wir deren kritische Herstellprozesse noch genauer überwachen werden.
"Das sind immer Belastungsproben"
mm: Das hätte doch längst passieren können.
Fehrenbach: In beiden von Ihnen genannten Fällen gehören die fehlerhaften Teile zu den bislang völlig unauffälligen Komponenten, die in großen Stückzahlen draußen im Markt sind.
mm: Schon früher haben Sie Aktionen zur Verbesserung des Qualitätsmanagements initiiert. Das scheint nicht zu reichen.
Fehrenbach: Das sehe ich anders. Gerade der Fall der Einspritzpumpe beweist, dass unser Qualitätssicherungssystem funktioniert hat. Wir haben aber dazugelernt: Künftig werden wir noch mehr fertigungsbegleitende Prüfungen durchführen. Zudem werden wir die Vorlieferanten noch enger in die Qualitätssicherung einbinden.
mm: Die Autohersteller drücken die Preise bei den Zulieferern, also auch bei Ihnen. Ist das ein Grund für die Panne?
Fehrenbach: Nein, hier gibt es keinen Zusammenhang. Der Preisdruck wird bei uns nie dazu führen, dass wir bewusst Kosten zu Lasten der Qualität unserer Produkte senken. Im Übrigen gelten die hohen Bosch-Qualitätsstandards für alle unsere Kunden gleich.
mm: Anders als bei früheren Pannen haben die Autohersteller anklagend auf Bosch gezeigt. Ist das Verhältnis gestört?
Fehrenbach: Das können wir nicht feststellen. Ich muss mich bei meinen Kunden und auch Vorlieferanten bedanken. Sie haben uns unverzüglich ihre Werkstoffspezialisten zur Verfügung gestellt und mit dazu beigetragen, dass wir gemeinsam das Problem schnell gelöst haben - es war kein triviales.
mm: Haben Sie Anzeichen dafür, dass enttäuschte Großkunden Aufträge abziehen?
Fehrenbach: Davon spüren wir nichts. Solche Vorgänge sind immer Belastungsproben, auch für gute und langjährige Geschäftsbeziehungen. Aber wenn wir die richtigen Lehren ziehen, werden wir hinterher besser sein als zuvor.