Europäische Aktien
"Wir kaufen Unternehmen, keine Märkte"
Seit 1999 steuert Tom Stubbe Olsen seinen Fonds für die skandinavische Investmentfirma Nordea. Seither hat der Däne die für ihn relevanten Börsenbarometer geschlagen. Im Gespräch mit manager magazin erläutert der 42-Jährige, wie er nach unterbewerteten Aktien fahndet.
Wie werden sich die europäischen Börsen in diesem Jahr entwickeln?
Stubbe Olsen: Ich habe keine Ahnung, und es interessiert mich auch nicht.
mm: Wie bitte?
Stubbe Olsen: Der Index spielt für uns keine Rolle. Wir kaufen Unternehmen, keine Märkte. Wir investieren, wenn wir glauben, dass eine Firma an der Börse zu einem Discount von 50 Prozent auf den tatsächlichen Wert zu haben ist. Genauer, wir suchen nach Firmen, deren Ertragskraft unterschätzt wird. Wenn wir solche Aktien nicht finden, dann behalten wir das Geld in der Kasse und warten ab.
mm: Machen Sie uns Ihre Methode doch bitte an einer Firma deutlich.
Stubbe Olsen: Shire Pharmaceuticals, die viertgrößte britische Pharmafirma, ist ein gutes Beispiel. Als wir eingestiegen sind, wechselte gerade das Management, und der Kurs war wegen eines Patentstreits um ein Beruhigungsmittel in den USA unter Druck.
Tatsächlich hatte dieser aber keine Auswirkungen auf den Wert des Konzerns. Shire ist bei der Behandlung von Aids und Hepatitis gut aufgestellt. Die Firma war mit dem Zehnfachen des Gewinns niedrig bewertet und zeichnete sich durch einen hohen Sicherheitspuffer aus.
mm: Was machte Sie so sicher?
Stubbe Olsen: Bei einem Umsatz von 700 Millionen Euro hatte Shire 480 Millionen in der Kasse und einen freien Cashflow von 170 Millionen. Der damalige Kurs von 325 Pence deckte gerade den Preis der bereits vermarkteten Präparate ab - wir haben die Produktpipeline umsonst bekommen. Heute steht der Kurs bei 533 Pence.
Die besten europäischen Aktienfonds
mm: Wie reduzieren Sie Ihr Risiko?
Stubbe Olsen: Ich kaufe weder neue Technologien, noch lasse ich mich auf unerprobte Geschäftsmodelle ein. Und ich halte mich von hoch verschuldeten Firmen fern. Sobald die Kapitalbasis zu dünn ist, wächst die Gefahr, dass die Firma bei einem Abschwung in Schwierigkeiten kommt. Das ist, als ob Sie Ihr Haus mit einer Hypothek finanzieren und dann arbeitslos werden.
mm: Wie würden Sie als Anleger agieren?
Stubbe Olsen: Ich würde mir die Investmentgesellschaft und ihre Fondsmanager genau anschauen. Jeder Anleger sollte genau wissen, wem er seine Ersparnisse anvertraut. Nur wenn man von dem Investmentstil überzeugt ist, hat man auch das Vertrauen, das für eine langfristige Anlage notwendig ist.
Akribische Recherche und gezielte Nachforschungen: Die besten valueorientierten europäischen Aktienfonds der
vergangenen drei Jahre