Forum Leserbriefe
Vorstandsgehälter:
Verdienen deutsche Topmanager zuwenig? (mm 9/1998)
Warum ist ein Pfund Kaviar teurer als ein Pfund Fischeier vom Heilbutt, und warum kostet Meerblick mehr als die Ansicht des Parkplatzes?l Was rar ist, ist teuer, und rar ist bald, was alle wollen, manchmal zu fast jedem Preis.
Die Anzahl der Mirós und Picassos ist begrenzt, und es gibt nur wenige Sean Connerys und Marlon Brandos. Und auch alle, die Topmanagement-Talente suchen, wissen: Knappste Angebote treiben den Preis, und der ist um so höher, je geringer das 1a-Angebot ist.
Ward Howell, Düsseldorf
Ich bin auch der Meinung, daß die Vergütung von Topmanagern sich eher am Unternehmer als am Angestellten orientieren sollte. Dies wird im Durchschnitt sicherlich auch zu höheren Bezügen führen.
Bei der Orientierung an amerikanischen Mustern sollten die Herren Vorstände aber nicht nur nach den finanziellen Ergebnissen schauen, sondern das gesamte Konzept übernehmen. Dazu gehört in erster Linie Transparenz für Aktionäre und Öffentlichkeit.
In diesem Zusammenhang ist in Ihrer Studie der kurze Hinweis auf die Aktienoption von Herrn Wiegandt sehr überraschend. Als ehemaliger Kaufhof-Aktionär habe ich von Ihnen erstmalig darüber gehört. Weder im Verschmelzungsbericht noch im Geschäfts- bericht 1997 habe ich entsprechende Hinweise gefunden. Nun verstehe ich die Hintergründe für die Bewertung von Asko bei der Fusion viel besser. Ich verstehe jetzt auch, warum sowohl bei Asko als auch bei Metro so häufig hohe Kursschwankungen durch entsprechende Äußerungen "produziert" wurden. Der unnötige Schock im letzten Dezember dürfte vielen noch in guter Erinnerung sein. Wenn man Optionen besitzt, sind Kursschwankungen bekanntlich besonders interessant.
Köln
Sie vergleichen mehrere Aktienoptionsprogramme deutscher Konzerne. Wenn ich die Beurteilungen richtig verstehe, erfährt das Programm der Deutsche Bank AG noch die beste Beurteilung. Bei diesem Programm kritisieren Sie, daß als Benchmark kein Aktienindex, sondern die Veränderung des Gewinns pro Aktie gewählt wurde. Dies trägt möglicherweise dem Shareholder Value nicht in seiner vollen Breite Rechnung.
Der Ansatz des Programms ist dennoch klug gewählt: Belohnungen an das Management für Kurssteigerungen können als Ausgaben gesehen werden, die das Unternehmen trägt, um das Vermögen der Aktionäre zu mehren. Die Finanzverwaltung kann solche Ausgaben leicht als verdeckte Gewinnausschüttungen qualifizieren. Daß sie zu solchen Urteilen neigt, zeigt die Diskussion über die Programme zum Kauf eigener Aktien; diese Programme will die Finanzverwaltung mit der Begründung, daß das Unternehmen Aufwendungen zur Kurssteigerung tätigt, bereits als verdeckte Gewinnausschüttung qualifizieren.
Das Modell der Deutsche Bank AG vermeidet diese Risiken, weil ausschließlich an eine Leistung zugunsten des Unternehmens angeknüpft wird. Stellt man sich vor, daß die Annahme von verdeckten Gewinnausschüttungen Steuerbelastungen in Milliardenhöhe nach sich ziehen kann, erscheint das Konzept der Deutschen Bank vorzugswürdig.
Rechtsanwalt, Düsseldorf
Essay von Heiner Thorborg über den MBA (mm 9/1998)
Heiner Thorborg provoziert in der Sache mit Recht. Wir müssen in der Tat die MBA-Ausbildung im Vergleich zum deutschen betriebswirtschaftlichen Studium anders, das heißt in den meisten Fällen höher, bewerten.
In seiner Form aber gibt er allen selbst zitierten Vorurteilen über MBA-Absolventen leider recht.
Vor einer Managementkarriere steht auch für MBAler die ungeliebte Aufgabe, sich mit Kundschaft, Produkten, Dienstleistungen und Mitarbeitern seines Unternehmens gründlich bekannt zu machen.
Hoffentlich führt Heiner Thorborgs Beitrag zum gewünschten Ziel: Personalchefs und MBAler das richtige Maß finden zu lassen.
München
Mit seinen Ohrfeigen für die "ach so dummen" und international unerfahrenen Personalleiter hat sich Heiner Thorborg meiner Meinung nach etwas im Ton vergriffen. Immerhin geht es um Kunden. Obendrein ist ihm offensichtlich verborgen geblieben, was Kundenorientierung bedeutet: die Personen zu rekrutieren, die gemäß Anforderungsprofil gesucht werden.
Thorborg hat in seinem Essay unterschlagen, daß die Euphorie pro MBA in Deutschland schon einmal vorhanden war - in den 80er Jahren. Das manager magazin berichtete während dieser Zeit sehr intensiv über diesen Ausbildungsgang.
Doch ich habe mich damals schon gefragt, was die Deutschen so Besonderes am MBA finden. Ich selbst habe während meiner zweijährigen Tätigkeit in den USA einige MBA kennengelernt. Den Beweis, daß die MBA-Ausbildung zu besonderen Dingen befähigt, sind diese Personen allerdings schuldig geblieben. Ein "normaler" Student mit gesundem Menschenverstand und der Bereitschaft, einige Zeit ins Ausland zu gehen, wird gleiche Fähigkeiten einbringen können.
Sicherlich ist die Schlußfolgerung korrekt, daß die Bereitschaft, diesen Ausbildungsgang zu durchlaufen, ein hohes Maß an Eigeninitiative, Risikobereitschaft und Flexibilität zeigt. Ich frage mich jedoch, ob es das (allein) ist, was künftige Führungskräfte brauchen. Meiner Meinung nach nein. Gefragt sind unternehmerisch-gestalterisches Vermögen, Kreativität und Innovationskraft, Begeisterungsfähigkeit und die Vermittlung von Visionen. Darüber hinaus ist Einfühlungsvermögen erforderlich sowie die Fähigkeit, andere zu "Gefolgsleuten" zu machen.
Wenn also die Kunden Studenten mit einer MBA-Ausbildung ablehnen, so bedeutet das, daß für diese Personen kein Markt existiert beziehungsweise daß es keinerlei Sonderbehandlung gibt. Besser ist, sich auf das zu konzentrieren, was die Kunden fordern, statt über "Provinzialität" zu lamentieren. Die deutschen Firmen wissen schon, was sie wollen. Ich begrüße es, daß immer häufiger auch bei der Personenrekrutierung strategisch vorgegangen wird.
NMMS Unternehmens- und Personalberatungs-GmbH,
Bad Homburg
Nicht nur die Personalchefs tun sich schwer mit dem MBA. Das gilt auch für die deutschen Universitäten und für einen Großteil der Hochschullehrer. Angst vor Vergleichen? Vor dem Wettbewerb? Unwissen? Mangelndes Engagement? Sprachprobleme? Trotz Ausnahmen sicherlich von jedem etwas und manchem mehr.
Eigene Erfahrungen zeigen aber, daß es erfolgreiche Wege gibt, beide Studiengänge zu verbinden oder sinnvoll aneinanderzukoppeln. Master-Programm als integrierter Bestandteil in einem Diplom-Studiengang, Master oder Diplom als Aufbau- oder Zusatzstudium, Master im Rahmen des Doktorandenstudiums, modulare Kombination beider Konzepte auch im Weiterbildungsbereich der Universitäten sind hierfür nur einige Beispiele. Diese Joint-ventures können einen sinnvollen Beitrag zur Globalisierung durch Ausbildung liefern. Nebenbei bauen sie vielleicht schneller einen Teil der wirklich unberechtigten pauschalen Vorurteile gegenüber dem MBA ab.
Universität der Bundeswehr, Hamburg
Kaizen: Gespräch mit dem Vordenker Masaaki Imai (mm 9/1998)
Natürlich provozieren Herrn Imais Worte, aber die Realität ist noch viel schlimmer als von ihm dargestellt. Vor 20 Jahren hatte ich das Glück, in einem amerikanischen Unternehmen Kaizen zu erlernen. Seitdem betrachte ich Unternehmen nur noch aus diesem Aspekt. Es ist mir nur in einigen Unternehmen gelungen, Veränderungen zu bewirken. Größtenteils zeigt die Erfahrung, daß das Management nicht will. Man verteidigt mehr, als daß man versucht, konsequent neue Wege zu gehen. Der Unwille zur Veränderung und das Erfahrungsgefängnis sind Europas - und besonders Deutschlands - große Gefahren. Demgegenüber sind das Fehlen einer ausgebildeten Erfahrung und der Mut und der Wille, neue Wege zu beschreiten, Amerikas große geheime Stärken.
Palm Beach, Florida
Die Redaktion behält sich vor, Leserzuschriften zu kürzen.