Champagner-Test Teures Prickeln
Für den Rausch der feineren Art gibt es nur ein Getränk: Champagner. Das jedenfalls behaupten werbefroh die Erzeuger des Schaumweins aus Frankreich. Und wenn die Champagne-Winzer es besonders gut meinen, versprechen sie einen "Jahrhundertwein" - und vermerken den Jahrgang auf dem Etikett.
Solche überschwänglichen Töne galten zum Beispiel der Weinernte 1996 im nördlichsten und kleinsten Anbaugebiet Frankreichs. Die ersten Jahrgangs-Champagner sind nun auf dem Markt. Hat sich das geduldige Warten gelohnt? manager magazin bat alle beim Champagner-Büro in Reutlingen registrierten Importeure um Kostproben. 26 Schaumweine gelangten schließlich zum Test.
Im neuen "Ritz-Carlton"-Hotel in Berlin fand sich ein Team von Fachleuten ein. Unter ihnen der Weinkritiker Stuart Pigott, Thomas Schreiner, Ex-Marketingchef von Veuve Clicquot, sowie Sommelier Gesumino Pireddu.
Gleich elf Champagner empfehlen die Juroren ohne Vorbehalt. Und vier von ihnen bescheinigen sie eine herausragende Qualität: 17 und mehr Punkte.
Die Probe wurde dominiert von Champagnern des Luxushauses Louis Vuitton Moët Hennessy (LVMH). Etwa jede vierte Flasche des prickelnden Getränks stammt aus den Kreidekellern des Konzerns. So "Rich Reserve" von Veuve Clicquot, der ausdrucksstarke Sieger dieser Verkostung. Auch der Zweitplatzierte "R de Ruinart" glänzt im Portfolio von LVMH. Und noch zwei weitere Weine von Veuve Clicquot bewiesen sehr gute Qualität: "Vintage Reserve" und "La Grande Dame".
Aber es gibt auch einen Wermutstropfen aus dem Hause LVMH. "Dom Pérignon", die Jahrgangs-Cuvée von Moët & Chandon, gilt seit ihrer Begründung 1936 als Luxussymbol schlechthin. Sie werde nur aus besten Jahrgängen gewonnen, tönt Moët & Chandon, aus Trauben, die in den "edelsten Lagen" gediehen. Die Marketingstrategen des Hauses halten deshalb einen Preis von 110 Euro für angemessen.
Viel Geld für ein zweifelhaftes Vergnügen. "1996 Dom Pérignon" ist nicht das angepriesene große Erlebnis: Die mm-Tester verwiesen den Tropfen auf den erbarmungswürdigen 18. Platz. Kritiker Stuart Pigott hält mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg: "Dom Pérignon ist Geschmackslotto für Reiche und Angeber."
Die besten Jahrgangs-Champagner
Rangliste
Die besten Jahrgangs-Champagner
- 1996 "Rich Reserve", Veuve Clicquot. Süße Gewürze, cremige Opulenz. Circa 39 Euro. Tel.: 0 89/99 42 10. 17,5 Punkte.
- 1996 "R", brut, Ruinart. Delikater, subtiler Schmelz. Circa 39 Euro. Tel.: 0 89/99 42 10. 17,4 Punkte.
- 1996 "Cuvée Royal", Joseph Perrier. Animierende Frische, Fülle und Länge. Circa 35 Euro. Bernard-Massard, Tel.: 06 51/7 19 63 10. 17,3 Punkte.
- 1996 "Comtes de Champagne", Rosé, Taittinger. Dunkle Früchte, fein und harmonisch. 94,40 Euro. Wein-Wolf, Tel.: 02 28/4 49 62 30. 17 Punkte.
- 1996 "De Venoge", brut (1,5-Liter-Flasche). Aprikosen und Pfirsich. Preis auf Anfrage. D. C., Tel.: 0 61 92/2 09 70. 16,9 Punkte.
- 1996 "Vintage Reserve", Veuve Clicquot. Zartblumig, langer Nachhall. Circa 39 Euro. Tel.: 0 89/99 42 10. 16,7 Punkte.
- 1996 "La Grande Dame", Veuve Clicquot. Facettenreiches Aroma von Früchten und Backobst, auch mineralisch. 108 Euro. Tel.: 0 89/99 42 10. 16,2 Punkte.
- 1996 "Rosé", brut, Charles Heidsieck. Harmonisch, mit Nuancen von Veilchen und Lakritz. Circa 35 Euro. Maxxium, Tel.: 01 80/ 2 73 69 33. 16,1 Punkte.
- 1996 "Duval-Leroy", brut, Trockenfrüchte, Vanille, Kakao. Circa 35 Euro. Tel.: 0 40/3 33 10 40. 16 Punkte.
- 1996 "Blanc de blancs", Grand Cru, Billecart Salmon. Animierende Frische, unglaublicher Nachhall. 59 Euro. Tel.: 0 89/4 39 65 60. 16 Punkte.
- 1996 "Blanc de Chardonnay", Duval-Leroy. Nuancen von Vanille. Circa 35 Euro. Tel.: 0 40/3 33 10 40. 16 Punkte.