Managergehälter Fette Katzen
Als Weltbürger Schweizer Provenienz gestattet sich Josef Ackermann (56) einen unverstellten Blick auf die Schwächen des deutschen Wirtschaftssystems. "Dies ist das einzige Land", konstatierte der Chef der Deutschen Bank im Januar zum Auftakt des Mannesmann-Prozesses, "wo diejenigen, die Werte schaffen, deswegen vor Gericht stehen."
Dass er monatelang auf der Anklagebank des Düsseldorfer Landgerichts ausharren musste, weil er als Mannesmann-Aufsichtsrat millionenschwere Abfindungen für ehemalige Vorstände genehmigte, ist mit Ackermanns Weltanschauung nur schwer vereinbar.
Für den Schweizer hat einer, der etwas leistet, auch etwas verdient. Das gilt nicht zuletzt für ihn selbst. Elf Millionen Euro Grundgehalt, Bonus, Aktienrechte und Optionen kassierte Ackermann im vergangenen Jahr - fast doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Ein Spitzengehalt auch im internationalen Vergleich - und das, obwohl die Ertragskraft der Deutschen Bank gemessen an der internationalen Konkurrenz nach wie vor dürftig ist.
Nicht nur dem kleinen Anleger erscheinen zweistellige Millionensaläre astronomisch. 85 Prozent der deutschen Privataktionäre, ergab eine Emnid-Umfrage im Auftrag von manager magazin, halten Ackermann für überbezahlt.
Auch den neuen Bundespräsidenten und ausgewiesenen Wirtschaftsfachmann Horst Köhler (61) treiben die galoppierenden Vorstandsgehälter um. Es sei ja nicht so, bemerkte Köhler Ende Mai, "dass die Wirtschaftsführer in Deutschland sozusagen glänzen durch Einfühlungsvermögen und Vorbildfunktion".
Ackermann wird mit der präsidialen Schelte und dem Zorn seiner Kleinaktionäre wenig anfangen können. Schließlich gibt es in der Geldbranche andere, die noch deutlich mehr kassieren. UBS-Chef Peter Wuffli etwa bezog 2003 ein Salär in Höhe von 13,9 Millionen Euro. Das Führungsduo der Credit Suisse , Oswald Grübel und der inzwischen im Streit um die CS-Strategie ausgeschiedene John Mack, strich pro Person gar 15,4 Millionen Euro ein - europäische Spitze.
Vergütung und Leistung
Wer verdient, was er kassiert? Passen Leistung und Gehälter von Topmanagern zusammen, oder sind Ackermann & Co. ein Rudel fetter Katzen, wie sich überbezahlte Konzernführer im Kapitalmarktjargon beschimpfen lassen müssen?
manager magazin hat gemeinsam mit Finanzprofessor Reinhart Schmidt von der Universität Halle-Wittenberg und renommierten Gehaltsexperten die Bezahlung deutscher und europäischer Topmanager untersucht - und die Vergütung mit der Wertschöpfung der Firmenlenker an den Börsen verglichen (siehe: "Die Methode").

Josef Ackermann
Vorstandsvorsitzender Deutsche Bank
Gesamtbezüge 2003: 11,07 Mio. Euro (Platz 1 im Dax)
Wertschaffung: 43,7 Prozent*
* Durchschnitt im Dax: 31,7 Prozent

Jürgen Schrempp
Vorstandsvorsitzender DaimlerChrysler
Gesamtbezüge 2003: 7,63 Mio. Euro (Platz 2 im Dax)
Wertschaffung: 23,4 Prozent*
* Durchschnitt im Dax: 31,7 Prozent

Wulf Bernotat
Vorstandsvorsitzender Eon
Gesamtbezüge 2003 (ohne Optionen): 5,15 Mio. Euro (Platz 3 im Dax)
Wertschaffung: 33,8 Prozent*
* Durchschnitt im Dax: 31,7 Prozent

Michael Diekmann
Vorstandsvorsitzender Allianz
Gesamtbezüge 2003: 4,81 Mio. Euro (Platz 4 im Dax)
Wertschaffung: 16,1 Prozent*
* Durchschnitt im Dax: 31,7 Prozent
Dax-Quartett: Deutschlands Spitzenverdiener Bitte klicken Sie einfach auf ein Bild, um mehr über die Konzernchefs und ihre Gesamtbezüge zu erfahren. |
Die Analyse von Dax-, MDax- und Stoxx-Unternehmen zeigt, welche Konzernchefs im vergangenen Jahr echten Mehrwert für ihre Aktionäre geschaffen haben - und zugleich Maß hielten bei der eigenen Entlohnung. Und sie deckt auf, wer trotz unterdurchschnittlicher Performance überdurchschnittlich abkassierte.
Immerhin kann sich das Gros der europäischen Vorstandschefs zugute halten, im vergangenen Jahr per saldo Werte für die Aktionäre geschaffen zu haben. Kein Wunder: Der europäische Stoxx-Index legte um 16 Prozent zu, der Dax verzeichnete ein Plus von 32 Prozent, und der MDax , das deutsche Börsenbarometer für mittlere Unternehmen, schoss gar um 46 Prozent in die Höhe.
Die glänzenden Zahlen geben allerdings die Realität in den Unternehmen nur unzureichend wieder. Immerhin 8 der 50 MDax-Firmen, 4 der 30 Dax-Unternehmen und 12 der 50 Stoxx-Konzerne haben trotz des guten Börsenumfelds nach Abzug der Eigenkapitalkosten sogar Aktionärsvermögen vernichtet.
Deutschlands Topverdiener
Auf die Höhe der Vergütung haben diese Unterschiede zwischen Anspruch und Wirklichkeit jedoch bemerkenswert wenig Einfluss. Die Gehaltspakete der Spitzenkräfte in Relation zu den Erträgen der Aktionäre machten deutlich, dass vor allem die Spitzenverdiener überbezahlt sind.
Beispiel Ackermann: Der Primus der Deutschen Bank schaffte zwar eine am Dax gemessen überdurchschnittliche Wertsteigerung von 43 Prozent für die Anteilseigner des Geldhauses. Aufgrund seines exorbitant hohen Gehalts aber erzielte er nur einen mäßigen "Pay for Performance"-Indikator. Die von Finanzprofessor Schmidt entwickelte Maßzahl setzt die Gehälter der Vorstandschefs in Relation zu ihrer Wertschöpfung am Kapitalmarkt.
Gleich vier der fünf höchstbezahlten Manager Deutschlands landen im Dax-Leistungstest in der unteren Tabellenhälfte. Neben Ackermann und DaimlerChrysler-Lenker Jürgen Schrempp (59) auch Eon-Chef Wulf Bernotat (55) und RWE-CEO Harry Roels (55) . Sie alle kassierten im Jahr 2003 weit über drei Millionen Euro.
Bei diesen Summen sind Aktienoptionen und andere Sonderzuwendungen nicht einmal eingerechnet. Der Grund: Da viele Firmen die Optionsprogramme ihrer Spitzenleute nicht offenlegen, ist der Wert häufig nicht zu ermitteln - weder für europäische Stoxx-Konzerne noch für Dax- und MDax-Unternehmen. Ein Vergleich ist daher nur anhand der Grundgehälter und Boni möglich.
Doch auch ohne ihre üppigen Optionspakete schneiden die Großverdiener im Performance-Test mäßig ab. Allein SAP-Lenker Henning Kagermann (56) schaffte es, sein Topsalär durch ebenso gute Unternehmensergebnisse zu rechtfertigen und einen Platz im oberen Drittel der Tabelle zu belegen. Um gut 66 Prozent nach Abzug der Eigenkapitalkosten steigerte der Chef des Walldorfer Softwareriesen den Unternehmenswert.
Nur drei Dax-CEOs gelang es, das Kapital ihrer Aktionäre noch deutlicher zu mehren: Rudolf Rupprecht (64) von MAN , Commerzbank-Vorsteher Klaus-Peter Müller (59) und Manfred Wennemer (56) von Continental . Gleichzeitig begnügte sich das Trio mit Gehältern unter 1,5 Millionen Euro und sicherte sich so die Spitze des Dax-Rankings.
Das globale Spitzenniveau
Eine Bescheidenheit, die vielen Kollegen im europäischen In- und Ausland abgeht. Vor allem die Vorsteher der großen multinationalen Konzerne lassen als Maßstab für die eigene Bezahlung nur eines gelten: das weltweite Spitzenniveau. Schließlich, so ihr Argument, sei man ja international aufgestellt und müsse sich an den entsprechenden Konkurrenten orientieren - vor allem an den in Sachen Vorstandsgehälter besonders spendablen US-Adressen.

Oswald Grübel (li.) und John Mack
Co-CEOs Credit Suisse
Hinweis: Mack ist im Juli 2004 im Streit um die CS-Strategie abgetreten
Gesamtbezüge 2003 pro Person: 15,54 Mio. Euro (Platz 1 im Stoxx)
Wertschaffung: 40,8 Prozent*
* Durchschnitt im Stoxx: 13,8 Prozent

Peter A. Wuffli
Group-CEO UBS
Gesamtbezüge 2003: 13,91 Mio. Euro (Platz 2 im Stoxx)
Wertschaffung: 20,9 Prozent*
* Durchschnitt im Stoxx: 13,8 Prozent

Daniel Vasella
Präsident und CEO Novartis
Gesamtbezüge 2003: 12,75 Mio. Euro (Platz 3 im Stoxx)
Wertschaffung: 7,2 Prozent*
* Durchschnitt im Stoxx: 13,8 Prozent

Arun Sarin
Chief Executive Vodafone
Gesamtbezüge 2003: 11,75 Mio. Euro (Platz 4 im Stoxx)
Wertschaffung: 16,2 Prozent*
* Durchschnitt im Stoxx: 13,8 Prozent

Josef Ackermann
Vorstandschef Deutsche Bank
Gesamtbezüge 2003: 11,07 Mio. Euro (Platz 5 im Stoxx)
Wertschaffung: 43,7 Prozent*
* Durchschnitt im Stoxx: 13,8 Prozent

Lord John Browne
Group-CEO BP
Gesamtbezüge 2003: 10,08 Mio. Euro (Platz 6 im Stoxx)
Wertschaffung: 4,3 Prozent*
* Durchschnitt im Stoxx: 13,8 Prozent

Jürgen Schrempp
Vorstandschef DaimlerChrysler
Gesamtbezüge 2003: 7,63 Mio. Euro (Platz 7 im Stoxx)
Wertschaffung: 23,4 Prozent*
* Durchschnitt im Stoxx: 13,8 Prozent

Jorma Ollila
Chairman und CEO Nokia
Gesamtbezüge 2003: 6,59 Mio. Euro (Platz 8 im Stoxx)
Wertschaffung: -18,5 Prozent*
* Durchschnitt im Stoxx: 13,8 Prozent

Lindsay Owen-Jones
Chairman und CEO L'Oréal
Gesamtbezüge 2003: 6,58 Mio. Euro (Platz 9 im Stoxx)
Wertschaffung: -16,2 Prozent*
* Durchschnitt im Stoxx: 13,8 Prozent

M. Tronchetti Provera
CEO Telecom Italia
Gesamtbezüge 2003: 5,93 Mio. Euro (Platz 10 im Stoxx)
Wertschaffung: 5,0 Prozent*
* Durchschnitt im Stoxx: 13,8 Prozent

Franz B. Humer
CEO Roche
Gesamtbezüge 2003: 5,82 Mio. Euro (Platz 11 im Stoxx)
Wertschaffung: 25,4 Prozent*
* Durchschnitt im Stoxx: 13,8 Prozent

Alfredo Sáenz Abad
CEO Banco Santander
Gesamtbezüge 2003: 5,76 Mio. Euro (Platz 12 im Stoxx)
Wertschaffung: 38,7 Prozent*
* Durchschnitt im Stoxx: 13,8 Prozent
Stoxx Top Twelve: Europas höchst bezahlte Manager Bitte klicken Sie einfach auf ein Bild, um mehr über die Konzernchefs und ihre Gesamtbezüge zu erfahren. |
Folge dieses Wetteiferns: Je größer ein Unternehmen, umso mehr verdient der Chef. Kassierte ein Dax-Lenker vergangenes Jahr im Durchschnitt gut 2,5 Millionen Euro als Grundgehalt, waren es im Mittel der europäischen Topkonzerne bereits mehr als 3 Millionen Euro.
Kleinere Unternehmen sind deutlich sparsamer. Obwohl die MDax-Firmen mit einer durchschnittlichen Wertsteigerung von mehr als 40 Prozent im vergangenen Jahr das beste Ergebnis aller untersuchten Börsenindizes ablieferten, verdiente ein MDax-Frontmann im Schnitt "nur" rund 1,25 Millionen Euro.
Die Fürsten der Großkonzerne indes stellen ihrer Freude am Geldverdienen oft keine entsprechende Leistung gegenüber. Besonders augenfällig ist das Missverhältnis zwischen Bezahlung und Ergebnis bei Nokia-CEO Jorma Ollila (Jahresgehalt inklusive Aktienrechten und Optionen: 6,59 Millionen Euro) und L'Oréal-Chef Lindsay Owen-Jones (Gesamtgehalt: 6,58 Millionen) . Beide sind Mitglieder im exklusiven Klub der zehn bestbezahlten Manager Europas und gleichzeitig die größten Wertvernichter im Stoxx.
Der Vertuschungs-Virus
Die deutschen Unternehmen schneiden im europäischen Vergleich sogar noch relativ gut ab - und das, obwohl sie sich einen extra großen Schluck aus der Flasche genehmigten. Verbuchten Europas Firmenlenker im Jahr 2003 nur eine Steigerung von 3 Prozent, langten deutsche CEOs mit einer Gehaltserhöhung von im Schnitt fast 20 Prozent ordentlich zu.
Die Börsenbaisse der Jahrtausendwende hat allerdings Spuren in der Gehaltsstruktur des Topmanagements hinterlassen. Mehr und mehr gehen die Unternehmen dazu über, ihren Topmanagern anstelle von Optionen direkt Aktien zuzuteilen. "Die Wertschätzung von Optionen ist vergleichsweise gesunken", beobachtet Jens Maßmann, Gehaltsexperte der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (siehe: "Zusatzlohn ohne Leistung").
Den Aktionären verkaufen die Vorstände diesen Gesinnungswandel gern als Reaktion auf die Exzesse des Börsenbooms. In der Realität dürfte die vermeintliche Sühne eher bilanzpolitische Gründe haben. Schließlich gehen die Kosten der Optionsprogramme in den kommenden Jahren aufgrund geänderter Bilanzvorschriften voll in die Gewinn- und Verlustrechnung der Konzerne ein.
Zum Schaden der Firmenchefs ist die Abkehr von den Optionen jedoch nicht. Sie haben ein neues Feld gefunden, um ihre Vergütungspakete aufzupeppen: die Pensionsansprüche. Etwa 70 Prozent des letzten Grundgehalts, kalkulieren Gehaltsexperten, bekommen Vorstände, wenn sie sich zur Ruhe gesetzt haben. Und das oft schon ab dem ersten Dienstjahr.
Aufwendungen, für die das Unternehmen Vorsorge treffen muss. Siemens etwa stellte im vergangenen Jahr für die Ruhegelder ehemaliger Vorstandsmitglieder 106,4 Millionen Euro zurück. Für den 2003 arbeitenden Vorstand kamen nochmals satte 42,3 Millionen Euro hinzu.
Beträge, die nicht den Managergehältern zugerechnet werden und die noch nicht einmal alle Unternehmen im Geschäftsbericht gesondert ausweisen. Eine Verpflichtung zur Transparenz bei den Pensionen der amtierenden Vorstände gibt es nämlich nicht. Lediglich die Rückstellungen für ehemalige Vorstände müssen die Konzerne benennen. Die Aktionäre werden vielfach im Unklaren gelassen, was sie ihren Managern im Alter zahlen müssen.
Diese ohnehin schon beträchtlichen Summen dürften weiter steigen. So beobachten Gehaltsexperten, dass viele Unternehmensfürsten den Ruf nach mehr Transparenz kontern, indem sie Gehaltsteile in die Pensionsansprüche auslagern. Ein beliebter Trick: Das Fixgehalt, das in der Regel die Basis für die Altersbezüge bildet, wird erhöht, die variable Tantieme im Gegenzug vermindert. Das im Geschäftsbericht ausgewiesene Gesamtgehalt ändert sich so nicht, die Pensionsansprüche aber steigen.
Das Hinhalte-Trauerspiel
Abkassieren und vertuschen - es scheint, als hätte die Managerriege aus der öffentlichen Gehälterdiskussion der vergangenen Monate wenig gelernt. Ein deutlicher Beleg für den Unwillen insbesondere deutscher Vorstände, das Thema Vergütung endlich offensiv anzugehen, ist der Hickhack um den Kodex der Corporate-Governance-Kommission.

420.000 Euro Gehalt*: Techem-Vormann Horst Enzelmüller führt mit bescheidenem Salär die MDax-Leistungsbilanz an und glänzt mit dem besten "Pay for Performance"-Wert
* ohne Aktienoptionen und andere Long Term Incentives

760.000 Euro Gehalt*: Comdirect-Chef Achim Kassow leistete viel und kassierte wenig, zweitbester "Pay for Performance"-Wert im MDax
* ohne Aktienoptionen und andere Long Term Incentives

980.000 Euro Gehalt*: AWD-Lenker Carsten Maschmeyer blieb trotz guter Zahlen auf dem Boden und erzielt den drittbesten "Pay for Performance"-Wert im MDax
* ohne Aktienoptionen und andere Long Term Incentives
MDax-Bilanz: Gut und günstig Bitte klicken Sie einfach auf ein Bild, um mehr über die Konzernchefs und ihre Gehälter zu erfahren. |
Zwar empfiehlt der Managerknigge den Vorständen, ihre Gehaltsdaten offen zu legen. "Aber zwei Drittel der Dax-Unternehmen haben eine Absprache getroffen, diese Empfehlung zu ignorieren", sagt ein Mitglied der Governance-Kommission.
Die Hinhaltetaktik lässt sich wohl nicht mehr lange durchhalten. Gleich mehrere Teilnehmer der Expertenrunde haben Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (50) vor einigen Wochen in einem Brief aufgefordert, die Offenlegung der Managergehälter per Gesetz zu regeln.
Das Vorbild könnte Großbritannien sein; dort wird über die "pay packages" der Vorstände auf der Hauptversammlung (HV) diskutiert und abgestimmt. Zwar hat eine Ablehnung der Gehaltspakete, die auch Angaben über Abfindungen und Pensionsregelungen enthalten müssen, keine direkten rechtlichen Folgen. "Aber allein die hohe Transparenz sorgt dafür, dass sich die Vorstände genau überlegen, mit welchen Forderungen sie in die Hauptversammlung gehen", sagt der Frankfurter Aktienrechtler und Corporate-Governance-Experte Theodor Baums (siehe: "Von gierigen Vorständen und albernen Vergleichen").
Nicht nur Baums hält das britische Modell für beispielhaft. Vier von fünf deutschen Aktionären sind dafür, die Gehälter der Vorstände in der HV zu diskutieren und zur Abstimmung zu stellen. Lediglich ein Fünftel der Anleger hält den bisherigen deutschen Weg, dass allein der Aufsichtsrat über die Managervergütung entscheidet, für sinnvoll.
Justizministerin Zypries hält den Druck aufrecht. Wenn die überwiegende Mehrheit der deutschen Unternehmen nicht alle Gehaltsdaten der Vorstände publiziert, will sie per Gesetz handeln. Die Drohung der Ministerin und der steigende öffentliche Druck zeigen erste Wirkung. Der Siemens-Konzern wird künftig die einzelnen Vorstandsbezüge veröffentlichen, kündigte Chefkontrolleur Karl-Hermann Baumann am Dienstag in einem Interview an. Es sei aber noch zu früh, über Details zu reden. Den Sinneswandel in dieser Frage begründete Baumann unter anderem mit den Bestrebungen der Ministerin.