Was haben Multiaufsichtsrat Gerhard Cromme, Spekulant Florian Homm und Headhunter Heiner Thorborg gemeinsam?
Sie studierten einst an einer Universität, die ihre Absolventen mit besten Beziehungen belohnt: Die drei sind Mitglieder der Harvard Business School Alumni Association.
65.000 ehemalige Wirtschaftsstudenten aus aller Welt haben sich in diesem Klub zusammengeschlossen. Sie tauschen über das Netz Informationen aus, suchen Mitstreiter für Geschäftsideen oder schanzen sich Jobs zu. Die Uni unterstützt diese Aktivitäten nach Kräften - sie hofft auf Spenden zufriedener Ehemaliger.
Ein dickes Adressverzeichnis sorgt dafür, dass die Kontaktmaschine läuft: Fragt ein Harvard-Alumnus einen anderen Ehemaligen irgendwo auf der Erde um Rat, kann er sicher sein, dass dieser sich kümmert. Überhaupt kommen die Alumni ordentlich herum: Alle fünf Jahre organisiert die Fakultät ein fröhliches Wiedersehen aller Absolventen eines Jahrgangs in Harvard.
Zwischendurch laden nationale Ehemaligenklubs nach Kapstadt, Cincinnati oder Berlin ein. Kosten spielen bei diesen Treffen kaum eine Rolle, die meist wohlhabenden Absolventen können sich auch eine Party vom Feinsten leisten.
Im Jahr 2000 mieteten die deutschen Harvardianer für einen Abend die Delikatessenabteilung des Kaufhauses KaDeWe in Berlin - 1800 ausländische Gäste schlemmten sich durch die Köstlichkeiten.
Zwischen den Festivitäten wird etwas für den Kopf getan: Die Universität fliegt Professoren ein, die neueste Forschungsergebnisse präsentieren.
Die internationalen Treffen halten den Harvard-Geist lebendig. Für das kontinuierliche Netzwerken hingegen sind die regionalen Gruppen wichtiger. In Hamburg etwa kommen die Alumni sechsmal im Jahr in der "Havanna-Lounge"
zusammen.
Um in den Klub aufgenommen zu werden, reicht ein so genanntes "Executive Education"-Programm. Solche Kurse dauern zwischen zehn und zwölf Wochen und zählen in vielen deutschen Firmen zum Weiterbildungsangebot für angehende
Topmanager.
Ähnlich wie Harvard pflegen auch europäische Business Schools - Insead bei Paris oder das IMD in Lausanne - ihre Ehemaligen.
Und so langsam findet das Harvard-Konzept sogar in Deutschland Nachahmer: Privatuniversitäten haben die Kontaktpflege als Marketinginstrument entdeckt. Die älteste von ihnen, die 1971 gegründete European Business School in Oestrich-Winkel, hat inzwischen schon echte Hochkaräter zu bieten.
Wer hier zum Ehemaligenklub gehört, ist mit Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke oder dem Puma-Vorstandschef Jochen Zeitz auf Du und Du.
Im Profil: Global vernetzt
Organisation: Die Harvard Business School Alumni Association ist das Netzwerk aller ehemaligen Wirtschaftsstudenten der US-Universität.
Zugang: Graduierte, MBA-Absolventen; aber auch Teilnehmer kürzerer Executive-Programme können beitreten.