Geldanlage Spiel ohne Grenzen
Kevin Ferro ist einer, der mehr über drohende Verluste als über schnelle Gewinne nachdenkt. Nie käme der New Yorker Portfoliomanager auf die Idee, mit dem Geld seiner Anleger zu zocken. "Mein ganzes Privatvermögen steckt in den Dachfonds, die ich verwalte", erklärt der Mittdreißiger, "da gehe ich doch keine unnötigen Risiken ein."
Akribisch analysiert der Harvard-Absolvent mit seinem achtköpfigen Team ständig die Ergebnisse von mehr als 2000 Hedgefonds und lässt sich jährlich von knapp 100 Managern in langen Gesprächen deren Strategien erläutern. So will er letztlich die 15 bis 30 Anlageoptionen herausfiltern, die Erfolg versprechen.
Ein strenges Auswahlverfahren, von dem in den vergangenen drei Jahren auch deutsche Anleger profitierten. Für das im Februar 2000 von der Commerzbank aufgelegte Hedgefonds-Zertifikat Comas I suchte Ferro die Titel aus. Mitten im weltweiten Börsenkrach erzielte der Geldprofi, bis er Ende 2001 das Management abgab, ein Plus von gut 40 Prozent. Kein anderes Papier dieser Gattung schaffte vergleichbare Ergebnisse.
Mit seinem neuen Produkt will Ferro nun das Kunststück wiederholen. Das MLAI-Zertifikat, das er für das US-Investmenthaus Merrill Lynch betreut, soll der Baisse trotzen und langfristig Renditen bis zu 10 Prozent jährlich bringen.
Schwarze Zahlen, wenn es an den Börsen bergab geht; Gewinne, auch wenn die Anleihemärkte schwächeln. Die Formel für das scheinbar Unmögliche lautet: Alternative Investments - die so genannte dritte Assetklasse neben Aktien und Renten. Zwei Hauptarten der vermeintlichen Wunderwaffen werden derzeit angeboten:
Der besondere Charme
- Hedgefonds: Die Manager dieser Anlagevehikel kennen beim Investieren praktisch keine Restriktionen. Sie handeln mit Aktien und Anleihen. Sie agieren auf Terminmärkten oder wetten gezielt gegen Unternehmen und ganze Volkswirtschaften.
- Private Equity: Der Anglizismus steht für Risikokapitalpools. Diese kaufen Anteile nicht börsennotierter Firmen, um sie später mit Gewinn wieder loszuschlagen.
Der besondere Charme
Der besondere Charme von Alternativen Investments: Die Wertschwankungen von Hedgefonds und Private-Equity-Anlagen sind im Idealfall ähnlich niedrig wie die von Anleihen. Gleichzeitig können sie langfristig Renditen wie Aktien einbringen.
Während das Kursbarometer für internationale Standardaktien, der MSCI Weltindex, seit Ende 1997 leicht verloren hat, schafften Hedgefonds im Durchschnitt einen Wertzuwachs von 41 Prozent, europäische Private-Equity-Fonds sogar 76 Prozent.
Direktanlagen in die Fonds sind jedoch meist erst ab Summen oberhalb einer Million Euro möglich. Für kleinere Vermögen bieten sich jedoch Dachfonds und Zertifikate an, mit denen Anleger schon ab 1000 Euro einsteigen können.
manager magazin hat die Angebote analysiert, erklärt Chancen und Risiken und sagt, worauf Sie bei Alternativen Investments achten müssen.
Drama und Triumph
Der Leidensweg der T-Aktionäre ist lang und reich an Abstürzen. Im Juli 2000, wenige Wochen nachdem die dritte Tranche der Telekom-Titel für 66,50 Euro ausgegeben war, fiel der Kurs auf unter 50 Euro.
Zum Jahresbeginn 2001 folgte der nächste Einbruch. Zwischen Mitte Januar und Ende Februar verlor die Volksaktie gut 30 Prozent.
Als im Mai vergangenen Jahres das Hickhack um die Ablösung von Vorstandschef Ron Sommer begann, büßte der Bonner Telefonmulti binnen fünf Wochen sogar knapp 40 Prozent seines Werts ein. Kurs am 24. Juni 2002: 8,67 Euro.
Ein Drama für die Anleger - ein Triumph für die Hedgefonds. Die haben an dem Kurssturz auf Raten prächtig verdient.
Wann immer Gerüchte und Negativmeldungen kursierten, liehen sich die Finanzakrobaten T-Aktien von Publikumsfonds, stießen die geborgten Stücke sofort wieder ab und warteten, bis der Kurs weiter absackte.
War das Papier auf einem neuen Tiefstand angelangt, kauften sie die Papiere zu stark vergünstigten Konditionen zurück und reichten sie an die Fondshäuser weiter. Die oft enorme Differenz zwischen ursprünglichem Verkaufskurs und dem Rückkaufpreis verbuchten die Hedgefonds als Gewinn.
Das Risiko
Erlaubt ist, was Gewinne verspricht
Weit gehend frei von Anlagebeschränkungen können die Manager der Fonds im Boom wie im Crash Kasse machen. Ob Wetten auf fallende Aktienkurse oder einen steigenden Ölpreis - erlaubt ist, was Gewinne verspricht.
Rund 6000 Hedgefonds agieren weltweit auf den Finanzmärkten. Und keiner gleicht dem anderen. Das Spektrum der Anlagestrategien ist kaum zu überblicken; das Risiko variiert von sehr gering bis extrem hoch.
Deutschen Anlegern war der Zugang zu den Anlagevehikeln kaum möglich. Seit Anfang 2000 können sie sich über Hedgefonds-Zertifikate zumindest indirekt an den gigantischen Finanzmarktwetten beteiligen.
Die Verwalter dieser dachfondsähnlichen Konstrukte legen in mehr als zehn verschiedenen Hedgefonds an. Mit der Streuung setzen sie auf verschiedene Strategien und reduzieren so das Risiko, mit einem einzelnen Fonds hohe Verluste zu erleiden.
So weit die Theorie. In der Praxis lassen die Ergebnisse der meisten Papiere zu wünschen übrig. Die avisierten jährlichen Renditen von bis zu 18 Prozent haben die Banken mit ihren Produkten bislang weit verfehlt.
Der Grund: Die meisten Dachfondsmanager haben sich schlicht verspekuliert und auf die falschen Strategien gesetzt.
Beispiel Value Vison I: Das im Juni 2001 von der HypoVereinsbank aufgelegte Papier steckte sein Kapital fast ausschließlich in so genannte Long/Short-Fonds. Die meisten dieser Anlagepools sind gewöhnlichen Aktienfonds ähnlicher als Hedgefonds, weil sie den Großteil ihres Kapitals in Dividendentiteln anlegen und nur wenige kleine Wetten auf fallende Kurse beimischen. Der Einbruch der Börse riss daher auch das Zertifikat unter den Ausgabepreis.
Weniger anfällig für das Auf und Ab an den Börsen waren dagegen Papiere, die auf einen breiten Strategiemix setzten oder einen sehr konservativen Ansatz verfolgten.
Relative-Value-Strategien etwa, die gezielt Bewertungsdifferenzen zwischen verschiedenen Wertpapieren ausnutzen. Die Verlustrisiken sind gering, weil der Erfolg der Anlagepolitik unabhängig von Börsentrends ist.
Entscheidend für den Erfolg ist neben der Anlagepolitik die Kostenbelastung. Hohe Gebühren lassen langfristig auch stolze Renditen abschmelzen. Während die 100 im EACM-Index erfassten einzelnen Hedgefonds seit Ende 1990 um 300 Prozent zulegten, schafften die amerikanischen Dachfonds nur knapp 200 Prozent. Grund sind die hohen Gebühren.
Hedgefonds-Zertifikate
Hedgefonds-Zertifikate
Bei den deutschen Zertifikaten sind, obwohl wesentlich kürzer am Markt, bereits heute vergleichbare Ertragseinbußen absehbar.
Das Xavex Hedge Select von der Deutschen Bank etwa verbuchte vor Abzug der Kosten von November 2001 bis Oktober 2002 immerhin noch einen Wertzuwachs. Die extrem hohe Managementgebühr von jährlich 3,24 Prozent fraß den Ertrag jedoch komplett auf und drückte das Papier ins Minus.
Anleger sollten daher vor dem Kauf eines Hedgefonds-Produkts unbedingt die Kostenbelastung durchrechnen. Denn: Zertifikate, die niedrige fixe Gebühren und eine zusätzliche erfolgsabhängige Kostenkomponente aufweisen, brachten beispielsweise von November 2001 bis Oktober 2002 Wertzuwächse von immerhin bis zu 5,8 Prozent.
In Zeiten, da die meisten Aktienfonds hohe Verluste verbuchen, können die Zertifikate mithin einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung des Portefeuilles leisten.
Zumal Experten nach zwei schwachen Jahren mit steigenden Renditen rechnen. "Die ursprünglich angepeilten Erträge von weit über 10 Prozent sind zwar kaum zu erreichen", meint Dirk Söhnholz, Hedgefonds-Spezialist der Bad Homburger Vermögensverwaltung Feri, "aber 5 bis 10 Prozent pro Jahr sind drin."
Private Equity
Private Equity
Das Engagement war so, wie es sich Brian Larcombe gewünscht hatte: kurz und lukrativ. Nach nur elf Monaten schlug der Chef des britischen Wagniskapitalhauses 3i die Beteiligung an der Billig-Airline Go im Mai vergangenen Jahres wieder los - und zwar mit sattem Gewinn. Für knapp 600 Millionen Euro kaufte die Fluggesellschaft Easyjet 3i den Konkurrenten ab. Larcombe hatte im Juni 2001 nur 180 Millionen Euro für Go gezahlt - ein Plus von 230 Prozent.
Billig kaufen, teuer verkaufen. Das ist die simple Logik des Geschäfts mit Private Equity. Firmen wie 3i sammeln für ihre Deals Milliarden bei Investoren ein und bündeln das Geld in Fonds.
Start-ups und Firmensanierer: Private-Equity-Dachfonds mit moderaten Gebühren
Dachfonds/ Initiator | Anlage- schwerpunkt | einmalig* | Gebühren jährlich** | Gebühren variabel*** |
---|---|---|---|---|
VCM V/BHF-Bank (Tel.:069/7183646) | US-Venture-Capital-Fonds | 8 | 1,20 | 10 |
CS Venture I/ Credit Suisse (Tel.:069/97463152) | Globale Venture-Capital- und Buy-out-Fonds | 10 | 1,70 | 15 |
Private Equity III/HCI (Tel.:04162/94450) | Globale Venture-Capital- und Buy-out-Fonds | 12 | 1,57 | 10 |
Die Anlegerpools investieren zum einen in junge Unternehmen, die mit dem Fondskapital ihre Expansion finanzieren (Venture-Capital-Fonds). Die Vertreter der zweiten Variante kaufen Unternehmen, um sie zu restrukturieren und profitabler zu machen (Buy-out-Fonds).
Das Geschäft war in den vergangenen beiden Jahren extrem hart. Zu Mondpreisen hatten sich viele Private-Equity-Häuser im Boom der späten 90er Jahre bei erfolglosen Internet-Klitschen und maroden Tech-Firmen eingekauft. Als die Blase platzte, implodierte auch der Wert vieler Beteiligungen. Zahlreiche Altfonds stehen vor hohen Verlusten.
Neuen Fonds bieten sich in dieser Marktsituation günstige Gelegenheiten. "In der aktuellen Konjunkturflaute gibt es auch Erfolg versprechende Beteiligungen zu Dumpingpreisen", sagt Bernd Kreuter, Private-Equity-Experte bei Feri.
Antizyklisches Investieren ist ohnehin das Erfolgsgeheimnis der Branche. Denn es waren vor allem die in wirtschaftlich schlechten Zeiten abgeschlossenen Deals, die europäischen Private-Equity-Fonds in den vergangenen 20 Jahren ein Plus von über 10 Prozent jährlich brachten. Amerikanische Wagniskapitalfonds erzielten auf diese Weise im Schnitt sogar Renditen von über 15 Prozent.
Den großen Chancen aber stehen hohe Risiken gegenüber. 10 bis 20 Prozent der Beteiligungen entpuppen sich als Verlustgeschäft. Anleger sollten ihren Einsatz daher über möglichst viele Engagements in Amerika und Europa streuen, um die Gefahr von Werteinbußen zu reduzieren.
Dachfonds sind hierfür ähnlich wie im Hedgefonds-Bereich die geeigneten Anlagevehikel. Sie streuen ihr Vermögen meist in mehr als zehn Venture-Capital- und Buy-out-Fonds und beteiligen sich so an weit über 100 verschiedenen Firmen.
Fazit
Was zählt
Zum Nulltarif ist die Sicherheit natürlich nicht zu haben. Private-Equity-Dachfonds entwickeln bei den Gebühren viel Fantasie. Von der Konzeption über den Prospektdruck bis zur Eigenkapitalvermittlung stellen sie den Anlegern jede kleine Dienstleistung in Rechnung.
Bei günstigen Angeboten bleiben etwa 90 Prozent der Anlagesumme für Investitionen in Fonds übrig. Zudem werden eine jährliche Managementgebühr und eine Erfolgsbeteiligung fällig.
Bei fair konstruierten Dachfonds erscheint der Einstieg lohnend. Laut einer Analyse der Vermögensverwalter von Feri können Anleger immerhin knapp 9 Prozent Jahresrendite erzielen, wenn der Dachfonds vor Abzug aller Kosten ein Plus von gut 12 Prozent im Jahr erzielt.
Eines allerdings sollte klar sein: Der Kapitaleinsatz ist üblicherweise für mindestens zehn Jahre gebunden. So schnell wie beim Go-Deal von 3i fließen die Erträge selten.
Fazit
Alternative Investments sind trotz der schillernden Geschichten, die Anleger mit ihnen verbinden, nichts für Zocker, die auf kurzfristige Gewinne aus sind. Erst die sehr konstante langfristige Wertentwicklung macht die noch immer exotisch erscheinenden Geldanlagen attraktiv.
Der breit angelegte internationale Hedgefonds-Index EACM 100 verzeichnete in der vergangenen Dekade nicht ein einziges Verlustjahr. Und auch Private-Equity-Pools landeten nahezu jedes Jahr im Plus.
Hinzu kommt: Sowohl Hedgefonds als auch Private-Equity-Pools bleiben steuerlich attraktiv. Nach den Plänen der Bundesregierung soll der Fiskus bei den Zertifikaten und Dachfonds weniger hart zugreifen als bei Rentenpapieren.
Daher erscheint die Anlage in Alternative Investments ab einem Gesamtvermögen von 100.000 Euro sinnvoll. Matthias Rathgen von der renommierten Münchener Vermögensverwaltung Döttinger/Straubinger hält einen Depotanteil von 20 Prozent für angemessen. "Hedgefonds können die Wertentwicklung des Portefeuilles in ruhigere Bahnen lenken", erklärt der Investmentprofi, "und Private Equity eignet sich wegen des hohen Ertragspotenzials sehr gut als Renditehebel."
Konstanz und Gewinne: Hedgefonds und Private Equity sind als Alternative zu Aktien und Anleihen verlockend. Eine Garantie für stetig hohe Renditen ist jedoch nicht inklusive.
Wachstumsaktien: Welche Werte noch Chancen bieten Fonds-Strategie: Auf die Mischung kommt es an Hedgefonds: Wer sind die bösen Buben der Börse?