Fonds-Strategie Auf die Mischung kommt es an
Für Edwin Walczak kann die Stimmung an der Börse gar nicht finster genug sein. Den Manager des Aktienfonds Vontobel US Value versetzt die desolate Gemütslage am Kapitalmarkt in Hochstimmung: "Die Angst ist dein Freund", sagt der agile Amerikaner, "also nutze sie!"
Das tut der 48-Jährige auch. Wo andere weitere Kurseinbrüche befürchten, sieht er Kaufgelegenheiten. Doch Walczak setzt nicht auf einen kurzfristigen Marktaufschwung und schnelle Gewinne. Der Mann, bekennender Anhänger der Börsenlegende Warren Buffett (siehe: Der Buffett-Moonie), sucht Unternehmen mit erfolgreichem Geschäftsmodell, die aktuell niedrig bewertet sind.
Auf lange Sicht lohnt sich die Schnäppchenjagd. Während das Kursbarometer für amerikanische Aktien, der Morgan-Stanley-Index USA, von Oktober 1997 bis Ende September dieses Jahres nur knapp 2 Prozent zulegte, erzielte Walczaks Fonds ein Plus von gut 58 Prozent.
Mit diesem Resultat steht der Investmentprofi auf einem Spitzenplatz im manager-magazin-Fondstest. Kein anderer Aktienfonds-Manager brachte Anlegern höhere Wertsteigerungen ein. Selbst Renten- und offene Immobilienfonds, die in den vergangenen fünf Jahren im Durchschnitt weit höhere Erträge erzielten als Aktien, können im Vergleich zu Walczak kaum mithalten.
Kurzfristig musste der Aktienstratege jedoch dem Einbruch der Weltbörsen Tribut zollen. In den vergangenen zwölf Monaten verlor sein Fonds gut 12 Prozent.
Walczaks Bilanz zeigt: Langfristig sind Aktien - aller momentanen Krisenstimmung zum Trotz - noch immer eine der rentabelsten Geldanlagen. Auf kurze Sicht birgt die Investition in Börsenpapiere allerdings die Gefahr erheblicher Kursverluste.
Um dieses Risiko abzufedern, ist eine intelligente Kombination verschiedener Anlagen gefragt. Anleihen und Immobilien sind mit ihrer stabilen Wertentwicklung probate Alternativen, um die starken Kursschwankungen der Dividendentitel zu mildern.
Auf den richtigen Mix kommt es also an - und den können Anleger am besten mit Fonds erreichen. Die Investmentanteile sind ideal für den Vermögensaufbau: Sie filtern aus einem kaum überschaubaren Angebot die aussichtsreichsten Titel heraus; sie reduzieren durch die Streuung auf mehr als 20 Werte das Risiko; und die tägliche Veräußerbarkeit der Anteile macht Fonds genauso flexibel wie Direktanlagen.
Die Strategiewahl
Die Strategiewahl
Vorteile, die selbst dann erhalten bleiben, wenn die rot-grüne Bundesregierung die Wertsteigerungen der Anteilscheine künftig weit höher besteuern sollte als bisher.
Die Vermögensverwaltung Feri Trust hat für manager magazin annähernd 5000 Aktien-, Renten- und offene Immobilienfonds untersucht. Die Analysten filterten in jeder wichtigen Anlagekategorie die zehn Zertifikate heraus, die in den vergangenen fünf Jahren die höchste Rendite brachten und vergleichsweise niedrige Risiken eingingen.
Wie aber sieht die richtige Fondsmischung aus? Wer sollte mehr auf profitträchtige, aber riskante Aktien setzen, wer eher auf solide Renten und Immobilien bauen? manager magazin erklärt, welche Strategie zu welchem Anlegertyp passt.
Der bald drei Jahre andauernde Kursverfall an den Börsen hat tiefe Spuren hinterlassen. Wo Ende der 90er Jahre Aufbruchstimmung herrschte, regieren heute Zurückhaltung und Angst. Gekauft werden fast ausschließlich risikoarme, aber renditeschwache offene Immobilienfonds.
Die ehemals so beliebten Aktien hingegen lassen die meisten Investoren lieber liegen. Und damit laufen die Anleger in der Baisse in eine ähnliche Falle wie in den Boomzeiten.
"Die Risikoneigung der Investoren schwankt mit den Börsen", beobachtet Min Sun, Partner bei Feri Trust und verantwortlich für die Fondsanalyse. Je höher die Kurse steigen, desto mutiger werden die Anleger - und umgekehrt. Die Konsequenz: Viele Investoren folgen der aktuellen Börsenstimmung, schichten ihr Depot ständig um und verpassen so meist den besten Zeitpunkt für Ein- und Ausstieg.
Die Feri-Vermögensverwalter versuchen, Stimmungseinfluss und prozyklisches Anlageverhalten auszuschalten. Bei der Wahl des passenden Konzepts für ihre Kunden unterscheiden sie zwei Grundtypen. Zum einen den auf Stabilität bedachten Anleger, der nicht die höchstmöglichen, dafür aber konstante Erträge anstrebt. Für ihn bietet sich eine so genannte "Strategie der absoluten Erträge" an.
Der zweite Anlegertypus will bewusst Chancen nutzen. Er möchte auf lange Sicht eine Spitzenrendite erzielen, kann aber zwischenzeitliche Verluste verkraften. Bei diesem Anlageziel ist die "Strategie der relativen Erträge" geeignet.
Absolute Erträge
Absolute Erträge
Barbara Knoflach gehört eindeutig zur ersten Anlegerkategorie. Sicherheit hat für die Fondsmanagerin des SEB ImmoInvest höchste Priorität.
Im Frühjahr 2001, noch bevor sich am britischen Immobilienmarkt ein Preisverfall abzeichnete, schlug sie alle Bürotürme auf der Insel los. Den Gewinn investierte sie verstärkt auf dem stabileren deutschen Markt.
Jedes Risiko vermeiden, das ist das Markenzeichen gut gemanagter offener Immobilienfonds. Allen konjunkturellen Schwankungen der Immobilienpreise zum Trotz verzeichneten die Fonds bislang jedes Jahr ein - wenn auch geringes - Plus. Der SEB ImmoInvest, die Nummer eins im mm-Test, schaffte in den vergangenen fünf Jahren eine Wertsteigerung von 31 Prozent.
Ihre Stabilität macht offene Immobilienfonds zur idealen Basis eines Portfolios, das Jahr für Jahr im Plus liegen soll. 30 Prozent des Vermögens, empfehlen die Feri-Geldmanager, sollten sicherheitsbedachte Anleger in die Betonzertifikate investieren.
Zweite Komponente der auf "absolute Erträge" zielenden Strategie sind Rentenpapiere (40 Prozent des Portfolios). Bei den Festverzinslichen sollten Anleger auf Fonds setzen, die hauptsächlich in Euro-Anleihen mit guter Bonität investieren. Spitzenprodukte dieser Kategorie brachten in der Vergangenheit über 6 Prozent Rendite im Jahr.
Stabile Immobilien, sichere Renten - bei so viel Solidität im Depot können selbst konservative Anleger einen Teil ihres Vermögens an den Aktienmärkten anlegen. Weltweit investierende Fonds, die das Risiko auf viele Länder und Branchen verteilen, bieten sich als Ergänzung an (30 Prozent des Portfolios).
Die Vermögensvernichtung ist auf den ersten Blick gewaltig: Vom Beginn dieses Jahres bis Ende Oktober verlor der Deutsche Aktienindex knapp 39 Prozent.
Schaut man jedoch weiter zurück, ergibt sich ein gegenteiliges Bild. Seit dem Börsenkrach im Herbst 1987 legte das Kursbarometer für deutsche Standardwerte bis dato um fulminante 233 Prozent zu.
Relative Erträge
Relative Erträge
Anleger, die das kurzfristige Auf und Ab der Aktien nicht scheuen und eine langfristig hohe Rendite anstreben, sollten daher weiterhin auf die Börse vertrauen. Die Feri-Vermögensverwalter empfehlen risikobewussten Anlegern, 80 Prozent des Vermögens in Aktienfonds zu investieren. Zur Abfederung der Wertschwankungen entfallen 20 Prozent auf stabilere Rentenzertifikate.
Wie auch bei der defensiven Strategievariante spielen beim chancenorientierten Konzept weltweit anlegende Aktienfonds die Hauptrolle.
Carsten Hermann, Portfolio-Spezialist bei Feri Trust, empfiehlt darüber hinaus regionale Schwerpunkte. "Die USA dürften sich auch in Zukunft stabiler entwickeln als der Rest der Welt, gefolgt von Europa. Deshalb finden sich in den Wirtschaftsblöcken des Westens die meisten attraktiven Investments", sagt Hermann.
Mindestens ebenso wichtig wie die Anlageregion sind jedoch die Kriterien, nach denen sich die Fondsmanager ihre Unternehmen aussuchen. Je nach Anlagestrategie unterscheiden die Profis drei Arten von Zertifikaten: substanzorientierte "Value"-Fonds, auf hohes Wachstum ausgerichtete "Growth"-Fonds und eher pragmatisch aufgestellte "Stilmix"-Fonds.
Value-Zertifikate setzen auf unterbewertete Unternehmen mit erprobten Geschäftsmodellen und hohen Gewinnen - Aktien, die vor allem in Krisenphasen gefragt sind.
Ganz anders die Growth-Manager. Sie kaufen Aktien junger Unternehmen mit innovativen Produkten für Märkte, die sich erst entwickeln. In Boomphasen versprechen diese Fonds die höchsten Renditen, bergen aber in der Zeit des Kursabschwungs auch das größte Verlustpotenzial.
Um unabhängig vom Börsenzyklus in jeder Situation bestmögliche Ergebnisse erzielen zu können, sollten Anleger Growth- und Value-Fonds im Portefeuille gleich gewichten, mit je 20 Prozent.
Den mit 40 Prozent größten Anteil am Depot weist Feri-Experte Hermann jedoch Stilmix-Fonds zu. Die Manager dieser Zertifikate passen ihre Strategie undogmatisch an die jeweilige Marktlage an.
Die richtige Mischung der Fonds nach Regionen und Anlagestil gibt Fondssparern zwar keine Gewinngarantie. Doch sind sie in jeder Börsenphase chancenreich aufgestellt.
Die passenden Fonds für jede Strategie finden Sie in den nachfolgenden mm-Rankings.
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