Golfen mit Prädikat Fairway beim Fürsten
Hoch zu Ross, mit gezogenem Säbel fegt Fähnrich Otto von Spörcken vom Königlich Sächsischen Gardereiter-Regiment zwischen die französischen Feinde. Das Malwerk mit der martialischen Szene aus dem 1870er Krieg ziert die hohe Halle des Herrenhauses von "Schloss Lüdersburg", ein stolzer Landsitz, der sich malerisch in die Elbauen beim niedersächsischen Lüneburg fügt.
Der heutige Besitzer lässt es ruhiger angehen. Nachfahr Alexander Freiherr von Spoercken, seines Zeichens Master of Arts in Ökonomie der Universität von Kalifornien und bis vor kurzem Vorstandsmitglied der - unlängst in Turbulenzen geratenen - Fitnessfirma Clubhaus PLC in London, hat den weitläufigen, von altem Baumbestand gezierten Landbesitz mit zwei ansehnlichen 18-Loch-Golfplätzen versehen und ein feines Clubhaus (mit Teppichböden in Schottenkaro und Kamin) dazu gestellt. Und Wirtschaftsgebäude, Kavaliershäuser sowie Herrenhaus mit wohlgestalteten Gasträumen hergerichtet, 44 an der Zahl. Zur geneigten Nutzung durch Golfer, die es gern herrschaftlich haben wollen.
Denn Golf will nicht nur schlicht gespielt - es möchte zelebriert werden. Und wo geriete so ein Ritual besser als auf wirklich fürstlichen Anwesen.
Herrensitze zu Golfresorts lautet die Devise. So bieten denn hochmögende Latifundien-Besitzer - vom veritablen Schlossherrn bis hinab zum Gutsbesitzer - ihr Gelände samt Dienstbarkeit immer häufiger der wachsenden Golf-Gemeinde zum Zeitvertreib am Grün an.
Vom italienischen "Palazzo Arzaga" am Gardasee bis zum irischen "Adare Manor" am River Maigue, vom französischen "Château des Vigiers" in der Dordogne bis zum steiermärkischen Golfhotel "Murhof", einem einstigen herrschaftlichen Gestüt am Fuß der Fischbacher Alpen - lauter Hideaway-Adressen in Häusern mit Noblesse und Tradition kreuz und quer durch Europa.
Oder auch in dessen grünem Garten. Umgeben von Palmen, Pinien und Mandelbäumen liegt - nahe der Stadt Manacor das Golf-Kleinod "La Reserva Rotana" auf Mallorca. Einst gehörte der 200-Hektar-Landsitz zu den Besitztümern des Marques Vilallonga Mir i Muntaner, bis er vor 30 Jahren an Juan Ramón Theler, Spross einer schweizerischen Versicherungsdynastie, und dessen Frau, Loretta Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein Hohenstein, fiel.
Die beiden haben ihn geschwinde zu einer Fünf-Sterne-Golf-Zuflucht ausgebaut. Mit einem 9-Loch-Kurs, der auch guten Spielern viel Können abfordert: kaum eine gerade Lage, hinterhältige Bunker, hindernisreicher Baumbestand.
Sozusagen vor der Haustür Europas liegt südlich von Dublin im Kilkenny County das Golf-Domizil "Mount Juliet". Das Herrenhaus aus georgianischer Zeit erwarb der Toyota-Generalvertreter Tim Mahony, als die angestammten Eigner das großzügige Anwesen nicht mehr halten konnten.
Auf den 600 Hektar Umland richtete er einen der anspruchsvollsten Golfplätze Europas ein: nach den Plänen des Spitzengolfers und renommierten Platzgestalters Jack Nicklaus ein Gelände mit mächtigen Bunkern, großen Grüns sowie künstlichen Seen und Wasserläufen.
Und selbst in Europas Hinterhof, gleich hinter der Elbe, finden sich opulente Adelssitze von einst, die zu Spielstätten der Golfer wurden. Wie etwa das mecklenburgische "Schloss Teschow", das sich mitsamt einer 100-Hektar-Anlage idyllisch in die Wiesen und Weiden am Teterower See schmiegt.
Das klassizistische Herrenhaus, bis 1945 im Eigentum der Blücher-Familie, wartet mit gleich drei Restaurants auf französische, thailändische und regionale Küche. Dort gestärkt, erwartet den Gast ein Kurs voller Herausforderungen, die größte Bewährungsprobe am letzten Loch: eine Bahn von 260 Metern, vier Schläge als Vorgabe, nur zu bezwingen über zwei frontale Wasserhindernisse hinweg.
"Marschall Vorwärts" Blücher hätte seine Freude daran gehabt.
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