Porträt Low-Key-Joe
Es war Anfang der 80er in New York, Chelsea noch nicht schick, SoHo noch nicht "in", da lebten die Finnin Pirkko und der Schweizer Josef am Washington Square, so richtig mittendrin, keine zehn Minuten von der Wall Street entfernt. Das war praktisch. Joe, wie er sofort hieß, arbeitete bei der Schweizerischen Kreditanstalt im Corporate Banking, Pirkko bei Stora als Vorstandsassistentin. Beide waren Absolventen der Hochschule von St. Gallen, international, sprachbegabt, kulturbegeistert.
Samstagvormittags stöberte Pirkko in den Galerien, Pop-Art war damals noch erschwinglich, Joe nahm derweil Stunden in klassischem Gesang. "Wunderbar, bei einem Juden aus Ungarn, hauptsächlich italienische Arien". - Der junge Mann, warme Stimme, gute Haltung, ist dann am Ende nicht einer der Drei Tenöre geworden, sondern Dirigent bei der Deutschen Bank: Josef "Joe" Ackermann (54).
Karriere musste dieser Mann wohl machen, egal auf welcher Bühne. Die musische, die lebensbejahende, sozusagen italienisch getönte Seite, sie dominiert Josef Ackermann nicht. Seine Persönlichkeit ist genauso geprägt von der brillanten wissenschaftlichen Ausbildung - zeitweilig liebäugelte er mit einer Universitätslaufbahn - und von seiner langjährigen Führungsrolle als Artillerie-Oberst beim Schweizer Militär.
Das Überraschendste aber an Joe Ackermann sind nicht seine Talente, sondern die ausgewogene Verteilung derselben. Dem neuen mächtigen Mann - "smart but low key" beschreiben ihn die amerikanischen Kollegen richtig - sind wir bisher bei zwei ganz unterschiedlichen Gelegenheiten begegnet, in gesellschaftlicher und in beruflicher Situation, und beide Male war das Auffallendste an ihm: seine Ausgeglichenheit.
Ein wohl temperierter Mann. - So weit oben? "Joe Ackermann ist mit sich im Reinen", bekräftigt Reto Francioni, demnächst Verwaltungsratspräsident der Schweizer Börse, der seinen Landsmann schon länger kennt. "Der ist authentisch, das macht den Umgang mit ihm einfach und klar: Was Ackermann verspricht, das hält er auch."
Der Wirtschaftschef der "Neuen Zürcher Zeitung", Gerhard Schwarz, der zur gleichen Zeit wie Ackermann an der Hochschule St. Gallen promovierte, findet, der ehemalige Kommilitone habe "keine seiner Eigenschaften in Penetranz". Ein Mann ohne Extreme also: fleißig, aber nicht arbeitswütig; ehrgeizig, aber nicht karrieregeil; lässig, aber nicht hemdsärmelig; zielgerichtet, aber nicht verbissen; konsequent, aber nicht stur.
Josef Ackermann steht dazu, dass er führungspsychologische Erkenntnisse auch in der Armee gesammelt hat, ja, er will einen sogar von der Managerschule Militär überzeugen. Was bitte, fragt der Oberst der Reserve, was lerne man denn in Business Schools? Auch wenn er sich engagiert, spricht er in dem weichen Singsang des Deutschschweizers: "Makroökonomie und solche Sachen, nicht wahr?" Man werde für Friedenszeiten ausgebildet. Sei nicht gerüstet für die Bewältigung von Konflikten. Aber wie sähe es dann aus, das Managerleben? "Jede halbe Stunde eine neue Krise, oder?" Das ist eine schöne Überleitung zur Deutschen Bank, ehemals ein stolzes Haus, zuletzt ein Institut von Schwätzern.
Beeindruckende Bodenständigkeit
Josef Ackermann ist der dritte zukünftige Chef, dem wir innerhalb von elf Jahren begegnen, und, man spürt es bei jedem Wort, alles hat sich verändert, die Fragen sind anders, sogar die Sprache klingt neu. So unbefangen wie Ackermann hat noch keiner der vorigen Bankbosse über das geredet, was die Welt zusammenhält: über Geld.
Im Augenblick scheint Ackermann nur eines zu wollen: seinen Job anständig machen. Der künftige Chef sagt seelenruhig: "Wir sollten jetzt erst einmal arbeiten in dieser Bank."
Dabei ist Ackermann ein engagierter politischer Kopf. Die Standpauke, die er 1994 den Eidgenossen als Präsident der Schweizerischen Kreditanstalt gehalten hat (... "Wir sind mittelmäßig, bequem, unbeweglich ... Konkurrenzfähigkeit setzt Konfliktfähigkeit voraus") und die damals geforderte Fitnesskur ("gegen Besitzstandsdenken, Entscheidungsträgheit, fehlende Visionen") könnte er, ohne einen Deut zu verändern, Deutschland im Wahljahr verschreiben. Wird er aber nicht. Statements mag er noch nicht abgeben. "Zu diesen Themen spreche ich erst, wenn ich das Gefühl habe, etwas geleistet zu haben."
Er wird Netzwerke knüpfen - wie in der Schweiz. Aus der politischen Diskussion dürfe die Bank sich nicht verabschieden. Sie müsse an den Rahmenbedingungen aktiv mitarbeiten. Früher hätte man das mit der gesellschaftspolitischen Verantwortung der Bank gegenüber Staat und Gesellschaft begründet.
Heute sagt man es knapp wie Ackermann: "Nur aus einem erfolgreichen Land heraus lässt sich gut weltweit operieren."
"Er ist der Beste, aber muss er es so unverhohlen zeigen?" meinte die "Zeit" nach einer Begegnung mit Alfred Herrhausen einmal erschöpft. Hermann Josef Abs und auch Herrhausen waren, abgesehen von allen anderen Begabungen, Bankier-Darsteller von hohen Gnaden. Low-Key-Joe versucht das erst gar nicht. Der Tenor hat kein Talent zur Primadonna.
"Wenn er lächelt, werden Knie weich. Blickt er ernst, gefriert beim Gegenüber das Blut literweise", meißelte der Wirtschaftspublizist Paul C. Martin kraftvoll in die Spalten von "Bild". Genau das Gegenteil ist richtig: Der Schweizer ist kein Schausteller. Wenn er durch die Frankfurter "Fressgass" bummelt, was er zusammen mit seiner Frau gern tut, dreht sich keiner nach ihm um.
An Ackermann, mittelgroß, leicht untersetzt, beeindruckt die Bodenständigkeit. Rhetorisch ist er weit weniger gewandt als sein Vorgänger, der immer etwas distanziert wirkende Rolf-E. Breuer. Aber er gleicht das aus mit seiner Aufrichtigkeit. Ackermann geht offen auf Leute zu, er ist kommunikativ, nicht kumpelig wie Kopper. Vertrauen und Nähe gewinnt er durch Substanz.
In Sitzungen gilt Ackermann als konzentriert, gut vorbereitet, Fehler entgehen ihm selten: "Aber auch dann bleibt er fair", meint Manfred Timmermann, Professor an der St. Gallener Universität und ehemals Bereichsvorstand bei der Deutschen Bank. Das Klima um Ackermann sei entspannt. "Er hat zudem ein untrügliches Gefühl für Menschen, die ihm in der Sache nützen. Er hat keine Angst vor exzellenten Leuten - im Gegenteil."
Und, wie meistens, wenn einer mit solidem Grundvertrauen gesegnet ist, reichen die Erklärungen für diese Eigenschaft bis ins Elternhaus. In Ackermanns Vita fehlen Schreckenswörter wie Vertreibung, Mangel, Trennung, Flucht. Auf der ersten flüchtigen Skizze nichts als dörflicher Frieden, Harmonie, Nähe zur Natur.
Idyllischer Werdegang
Der Vater ist Landarzt in Mels, im Hinterland von St. Gallen. Aber die ländliche Idylle macht auch zäh. Die nächste Kantonsschule liegt in Chur. Jeden Tag gehen mehr als zwei Stunden für den Schulweg drauf, erst geht's mit dem Fahrrad nach Bad Ragaz, dann 30 Minuten mit der Bahn, noch mal 10 Minuten bis zur Schule zu Fuß. Dies sommers wie winters, vom 12. bis zum 19. Lebensjahr.
Drei Buben gehören zur Familie, da muss man sich behaupten. Alle drei fahren Ski wie die Teufel. Das Pizol-Gebiet ist ihre Piste. Der Vater verarztet die Knochenbrüche. Im Sommer kicken sie im Dorf auf dem Tschuttiplatz.
Eng ist die Melser Kindheit nicht. Die Eltern fahren mit den Kindern regelmäßig nach München, ins Theater - an eine besonders beeindruckende "Maria Stuart"-Aufführung erinnert sich der 54-Jährige bis heute; ab dem zwölften Lebensjahr dürfen die Buben zum Sprachenlernen ins Ausland. Alle drei spielen ein Instrument. Klavier, Cello, Geige. Beide Brüder sind dann auch den vorgezeichneten Weg gegangen - der eine ist Biologe, der andere ein renommierter Urologie-Professer - nur Josef Ackermann zieht es, wiewohl ebenfalls begabt für Naturwissenschaften und in der Schule glänzend in Mathematik, zum Allerweltsstudium Volkswirtschaft nach St. Gallen.
Seine Lehrer an der Schule sind enttäuscht. Hätte er nicht wenigstens Physiker werden können? Aber den Abiturienten interessieren die großen gesellschaftlichen Zusammenhänge, die Wechselwirkungen zwischen Politik und Wirtschaft. Es ist der Höhepunkt des 68er-Aufbegehrens. Er belegt Wirtschafts- und Sozialwissenschaften mit Fachrichtung Bankwirtschaft. Und genießt die kontroversen Diskussionen, die Offenheit der Professoren.
Der als Kapazität ebenso gefürchtete wie bewunderte Hans Christoph Binswanger, ein stark grün und wachstumsskeptisch eingefärbter Wirtschaftswissenschaftler, bietet Ackermann dann eine Assistentenstelle an. "Das war auch vom Prestige her toll." Bei den Studenten am Institut für Nationalökonomie ist der kompetente, sportliche Ackermann beliebt. Kommilitonen erinnern sich, dass er ein guter Leichtathlet war ("exzellenter Speerwerfer"), aber immer auch die Adressen der besten Gaststätten rund um St. Gallen kannte.
Bevor's zu gemütlich wird, lockt den jungen Wirtschaftswissenschaftler die Praxis. Beginn einer rasanten Karriere. 16 Jahre braucht Josef Ackermann, um sich bei der Schweizerischen Kreditanstalt vom Assistenten der Generaldirektion bis zum Präsidenten derselben hochzuarbeiten. Mit 33 Jahren hat er bereits 300 Leute unter sich: "Ja, für einen Akademiker", sagt er selbst, "ging das schnell."
Er ist ein Kämpfer. Ein ausgefuchster Taktiker - eigentlich immer nach demselben vom Militär abgeleiteten Muster. Der ehemalige Schweizerische Volksbank-Verwaltungsrat Gianfranco Cotti hat das einmal so beobachtet: Blitzschnell habe Ackermann den Ist-Zustand analysiert, verschiedene Szenarien durchdacht, eine schlüssige Strategie entwickelt und die dann konsequent und beharrlich umgesetzt. Cotti: "Verblüffend".
Nach 20 Jahren war die Ehe vorbei
Nach drei Jahren an der Spitze, im Alter von 48, verlässt er die Bank, kündigt "Knall auf Fall", heißt es in den Berichten, "nach einem Streit" mit dem Verwaltungspräsidenten Rainer E. Gut. Der habe die Volksbank mit der Kreditanstalt verschmelzen wollen, Ackermann für einen eigenständigen Marktauftritt plädiert. Zudem habe Gut für die Spitze bei der damals entstehenden Credit Suisse Group den Ex-McKinsey-Mann Lukas Mühlemann und nicht Ackermann hofiert, für Letzteren ein unerträglicher Vorgang.
Die Ursachen liegen tiefer. Die Beziehung Gut-Ackermann war viel früher zerstört. Die Gemeinsamkeiten waren aufgebraucht. Nach fast 20 Jahren funktionierte die Rollenverteilung nicht mehr. Ackermann hatte sich weiterentwickelt, Gut blieb der hierarchisch auftrumpfende Patriarch. Ackermann lacht: "Ich weiß jetzt, wie Ehen auseinander gehen." In einer stimmigen Beziehung, sagt er, wären alle Differenzen zu regeln gewesen.
"Die Entwicklung hat Ackermann nachträglich Recht gegeben die hemdsärmeligen Methoden haben sich nicht ausgezahlt", meint der Schweizer Publizist Roger de Weck.
"Die Credit Swiss Group ist heute in schlechtem Zustand." Das ist der fachliche Aspekt. Den menschlichen hält der langjährige Beobachter der Schweizer Bankenszene und ehemalige Chefredakteur der "Zeit" für fast noch bemerkenswerter. Ackermann habe gezeigt, dass er unabhängig ist. De Weck: "Er hatte Substanz genug zu gehen."
Die Trennung von der Kreditanstalt war kein unüberlegter emotionaler Schritt. So etwas unterläuft einem zielgerichteten Menschen wie Ackermann nicht. Nach eigener Aussage hatte er "binnen zwölf Stunden drei erstklassige Offerten". Und man darf sicher sein: Es hat ihn nicht überrascht.
Der Ton macht die Musik
Das attraktivste Angebot kommt von Hilmar Kopper, dem damaligen Vorstandssprecher der Deutschen Bank. Der kennt Ackermann von Aufsichtsratssitzungen beim Leverkusener Chemiemulti Bayer und von grenzüberschreitenden Bankierstreffen, bei denen es in schöner Umgebung und bei gepflegtem Wein Gelegenheit dazu gibt, dass sich die Herren auch menschlich näher kommen.
"Wir müssen ja jetzt nichts überstürzen, oder?" sagt der Schweizer bei einem Abendessen mit Kopper und Breuer in Frankfurt. Und fährt mit seiner Frau auf eine ausgedehnte Urlaubsreise nach Finnland.
Kopper, den Entdecker, Förderer, Verbündeten, bewundert er bis heute. Dessen breiten Rücken. Dessen Stärke und Menschlichkeit. Wie er Kritik auf sich gelenkt, Mitarbeiter geschützt habe. "Das wäre mein Wunsch", sinnierte der künftige Bankchef einmal bei Tische, "dass die Leute das auch mal von mir sagen: Wenn's schief läuft, steht der hinter uns."
Alle Fähigkeiten, die Ackermann nach Deutschland brachte - die wissenschaftliche Basis und internationale Erfahrung, seine Führungsstärke und Sicherheit auf kulturellem und gesellschaftlichem Parkett - machten ihn in Frankfurt von Anbeginn zum potenziellen Sieger.
Ob dieser Joe nun selbst ein begnadeter Investmentbanker sei oder als gelernter Universalbanker vielleicht doch nur ein Händchen für die richtigen Leute habe, darüber wird in der eidgenössischen Bankenszene bis heute gegiftelt. Sicher ist: Ackermann hat das Investmentbanking der Deutschen Bank vorangebracht. Mit seiner Truppe verdiente Ackermann bald das Geld im Konzern. In der Schaltzentrale des Investmentbankings, in der ruppig-lockeren Atmosphäre des Londoner Winchester House, traf er von Anfang an den richtigen Ton. Selbst der medienbewusste Ed Mitchell, legendärer Investmentstar, der vorletztes Jahr bei einem Flugzeugabsturz umkam, hat Joe als Führungsfigur respektiert.
Hart aber fair - wie geht es weiter?
Im Gespräch hat Ackermann viele milde Worte in Bezug auf Frankfurt gefunden. Er sagt Freundliches über die Stadt - immer wieder: die Fressgass -, über ihren Fluss und die schönen Museen. Aber, wer ihm genau zuhört, spürt: Die Post geht für ihn in London ab. Und während wir dies schreiben, hören wir den Schweizer bereits im Hintergrund schimpfen: Typisch! Keiner redet Frankfurt so runter wie die Deutschen selbst.
Am 11. September 2001, dem bisher dunkelsten Datum des neuen Jahrtausends, war in Frankfurt Aufsichtsratssitzung, ganz oben im gläsernen Turm, im 35. Stock. Auf dem Bildschirm verfolgte die Runde, wie das zweite Flugzeug ins World Trade Center schoss. Die Aufsichtsratssitzung wurde ordentlich beendet. So rasch es ging, flog Ackermann an den Ort der Katastrophe. "An der Lebenskraft dieser Stadt", er lächelt schon wieder, "hab' ich keine Sekunde gezweifelt."
In der Ruhe steckt die Kraft. Ackermann, so will es scheinen, hat das Zeug dazu, ein starker Chef der Deutschen Bank zu werden; das Instrumentarium jedenfalls hat er sich mit der neuen Führungsstruktur geschaffen. Für Freunde und Berater eine längst überfällige Entwicklung, für Kritiker ein weiterer Beweis für Ackermanns unstillbaren Ehrgeiz. Man könne das auch zielgerichtet nennen, sagt er einmal, um rasch hinzuzusetzen: "Aber ehrgeizig sind wir doch alle, oder?" Und, nach einer Pause: "Mich macht unwirsch, wenn ich mich - wider besseres Wissen - nicht durchsetzen kann."
Ackermann kämpft knallhart. "Aber mit offenem Visier", erinnert Reto Francioni. Mit Heckenschützen, Querschlägern kann der Oberst der Reserve schlecht umgehen. Doch hat er denen, die nichts anderes kennen als ein Leben für und in der Deutschen Bank, etwas Entscheidendes voraus: Er ist Schweizer.
In seiner Heimat stützt ihn ein eng geknüpftes Netzwerk. Dort ist er noch immer fest verwurzelt. Und dies nicht nur, weil Frau und Tochter in Zürich wohnen blieben, in einer gediegenen Wohnung am Zürichberg. Der neue Chef der Deutschen Bank macht mit bei der edlen "Zunft zur Meisen" - der einstigen Zunft der Aristokraten -, läuft also beim "Sechseläuten" im feinen Kostüm zusammen mit den anderen Herren aus der Züricher Gesellschaft durch die Stadt. Auch das zählt: das Leben neben der Bank.
Macht ihn das so gelassen? - "Ich lasse mich nicht auffressen", sagt er, und man glaubt es ihm tatsächlich aufs Wort. "Ich kann unglaublich gut abschalten."
Da sitzt ein Mann mit vier Wohnsitzen, die er kaum berührt, und einem Feriendomizil bei Ascona im Tessin, das er selten sieht. Seine Frau hat seinetwegen auf eine Karriere verzichtet, wie sollte es denn anders auch gehen, sie fliegt ihm mit der Tochter an Wochenenden hinterher. Und was macht dieser Mann? Er sieht aus, als habe er alle Zeit der Welt.
Bei Tische kann man mit ihm reden über die Treffen in Peking mit Jiang Zemin und die Skipisten von Lech, über die Festspiele in Bayreuth und die Hotels von Dubai. Im engsten Kreis setzt er sich ans Klavier, er spielt exzellent, und singt: Donizzetti, Mozart, Verdi. "Das ist einer", urteilt Berater Roland Berger, "der ein gutes Gleichgewicht hat zwischen Kopf und Bauch."
Aber wer mag sagen, wie der neue Mann mit der neuen Macht umgeht? Wie die neue Macht mit dem neuen Mann umgeht?
Das Amt hat einen Hilmar Kopper, zum Beispiel, für alle sichtbar, verändert. Nachfolger Breuer war im Kammerspiel brillant, in seiner Rolle als Chefbanker fehlte ihm aber bisweilen die nötige Fortüne. Kopper und Breuer, ein jeder auf ganz eigene Weise, haben die Unruhe im Inneren der Bank verstärkt. Das Haus hat unverändert ein Kommunikations- und ein Glaubwürdigkeitsproblem.
In ein paar Tagen wird Joe Ackermann wieder in New York sein. Der Lieblingsstadt, in der er mit seiner Frau Pirkko immer eine Wohnung haben wird, egal, was passiert. Und er wird wieder in die Metropolitan Opera gehen, die von der Deutschen Bank schöne Sponsorengelder bezieht.
Und wieder hat Ackermann seinem ebenfalls gerade in Manhattan weilenden Mentor Kopper etwas voraus: Die Partie des Tenors kann er mitsummen.
Deutsche Bank: Der neue Chef räumt auf Wertewandel: Die neuen Konzernleitsätze Führungsstruktur: Ackermanns Machtzentrum