Nein, sie mögen ihn einfach nicht so recht, den Altstar der
Headhunter-Branche: Dieter Rickert (59), der vom Münchner
Vorort Grünwald aus Kontakt zu den Größen der Deutschland
AG hält, ist seinen Kollegen zu großspurig, zu laut, zu
hochnäsig, einfach zu anders. Und oft schlicht auch zu
erfolgreich.
In dem Grauzonengewerbe, das sich nach dem gediegenen
Nimbus der Notare sehnt und unermüdlich Comments und
Standards formuliert, ist Rickert ein Reizwort. Der Mann
aus München lebt vom Regelbruch.
Er nimmt, horribile dictu, für etwa die Hälfte seiner
Vermittlungsaufträge Erfolgsprämien statt der üblichen
Festpreise und verdirbt damit, so seine Wettbewerber, nicht
nur die guten Sitten, sondern vor allem die Zahlungsmoral.
Wenn es sich vermeiden läßt, umgeht Rickert die lästige
Kandidatenkür. Er präsentiert dem Auftraggeber lieber
gleich den Bewerber, den er selbst für den Besten hält.
Gelegentlich schaltet er sich auch ungefragt in die Suche
nach passenden Vorständen oder Geschäftsführern ein. Wie im
Fall der RWE-Enkelin Heidelberger Druckmaschinen, für die
eigentlich Konkurrent Egon Zehnder einen neuen Vorsitzenden
suchen sollte.
Rickert schob sich mit seinem Spitzenmann Hartmut Mehdorn
dazwischen; der damalige Dasa-Luftfahrtvorstand (Airbus)
bekam prompt den Zuschlag und macht seither bei der RWE
große Karriere.
Solche Erfolge schaffen eine Aura, die lange hält
Rickert, der Hausarzt der Hochgestellten. Gerhard Cromme,
der Krupp-Thyssen-Chef, steht genauso in seiner Schuld wie
Jürgen Richter, der ehemalige Springer-Vorsitzende.
Den Ruf des souveränen Sparringspartners für die oberen 200
hat Rickert freilich schon mehrfach arg strapaziert. Nicht
nur Wettbewerber halten ihm die schwachen Besetzungen bei
der Treuhandanstalt und der Expo 2000 vor.
Für diese Jobs auf Zeit, rechtfertigt sich der
Edelrecruiter trotzig, waren eben keine "45jährigen
Kracher" zu gewinnen.
Zum High-End-Image haben solche Vermittlungsaufträge
jedenfalls genausowenig beigetragen wie die öffentlichen
Kabalen zwischen Rickert und seinem im vergangenen Jahr von
ihm geschiedenen Kompagnon Hubert Johannsmann (54).
Johannsmann ("Ein Sparbrötchen mit der Aura eines
Sparkassendirektors", sagt Rickert) übernahm 1998 die
gemeinsame Düsseldorfer Firma Interconsilium; Rickert
("Seine Performance ist viel mieser, als er vorgibt", sagt
Johannsmann) ist in München in die Rolle des
Prinzenerziehers geschlüpft.
Peter Bachsleitner (36) und B. Partrick "Rick" Fulghum
(35), der Sohn von Rickerts Lehrmeister Jim Fulghum (früher
Tasa), sollen das Geschäft mit wechselwilligen
Topexecutives peu à peu von ihrem Mentor übernehmen.