Die Gegensätze sind groß und ziehen sich auch nicht
unbedingt an. Zum Erfolg aber sind sie verdammt, und zwar
gemeinsam: Der passionierte Zigarrenraucher und Selfmademan
Jürgen B. Mülder (61) und sein designierter Nachfolger, der
geschmeidige, in Organisationen groß gewordene Herbert
Bechtel (53).
Mülder hat die Firma, die seinen Namen trägt, zur
erfolgreichsten deutschen Personalberatung aufgebaut und
dann an den amerikanischen Konkurrenten Heidrick &
Struggles verkauft. Bechtel war Deutschland-Statthalter
der New Yorker Großfirma.
Grube und Gigabytes die Werdegänge könnten
unterschiedlicherl nicht sein: Vor dem Wechsel in die
Headhunter-Branche sammelte der Diplom- ingenieur und
promovierte Jurist Mülder Managementerfahrung im
internationalen Bergbau und in der Mineralölindustrie.
Der knapp zehn Jahre jüngere Bechtel arbeitete sich in der
Computerbranche nach oben.
Wie fast alle erfolgreichen europäischen Personalberater
lernte auch Mülder das Geschäft bei Spencer Stuart. Zehn
Jahre lang, von 1968 bis 1977, heuerte Mülder beim
Europa-Pionier unter den angloamerikanischen
Executive-Search-Firmen an.
Dann war Deutschland-Manager Mülder die Bevormundung leid.
Von 1978 an machte er seiner Lehrfirma so gründlich
Konkurrenz, daß Mülder & Partner alle deutschen
Wettbewerber, den langjährigen Marktführer Zehnder
inklusive, hinter sich ließ.
Mülder, so sagen Mitstreiter, zog eine Geldmaschine der
Extraklasse auf. Von Wettbewerbern holte er reihenwei- se
Topberater, alle mit der Aussicht auf einen höheren
Reibach. Anders als beispielsweise Egon Zehnder hielt
Mülder nichts von Gleichmacherei beim Salär. Nur
Leistung, also Honorarumsatz, zählte und wurde bezahlt.
Vielen Einzelkämpfertypen des Gewerbes kam dieser
individuelle Entgeltansatz entgegen.
Erfolg aber hatte Mülder & Partner, weil auch das
Investieren nicht zu kurz kam. Als einer der ersten überzog
Mülder die Bundesrepublik mit Regionalbüros. Der Eintritt
in den weltweiten Amrop-Verbund sicherte den Lokalmatadoren
den Zugriff auf ein internationales Netzwerk.
Früher als andere erkannte Mülder, daß mit der
Globalisierung die Zeit der losen internationalen
Zusammenschlüsse im Dienstleistungsgewerbe zu Ende ging. So
versuchte er jahrelang, aus dem lockeren Amrop-Verbund eine
straff geführte globale Organisation zu schaffen.
Als dies am Veto der kleineren Amrop-Genossen scheiterte,
orientierten sich Mülder und seine Partner neu; sie gingen
mit der weltweiten Nummer zwei der Branche zusammen. So
entstand 1997 Heidrick & Struggles Mülder & Partner, mit
Deutschland-Hauptsitz am Frankfurter Flughafen.
Herbert Bechtel, Heidrick & Struggels Mann in Germany,
gehört zur neuen Generation von Beratern, die sich im
Headhunting vor allem durch hohes Spezialistentum
auszeichnen.
Während Generalist Mülder noch alles vermittelt, was Rang
und Namen hat, konzentrierte sich Bechtel Zeit seines
Beraterlebens auf die sogenannte Practice Group Technology.
Eine Generalistenfunktion hat Bechtel von Mülder bereits
übernommen. Die Vereinigung Deutscher
Executive-Search-Berater e. V. (VDESB) wählte den künftigen
Chef des Branchenprimus zu ihrem Vorsitzenden.
Amtsvorgänger Mülder, der sich vor einigen Jahren einen
Altersruhesitz auf Mallorca zugelegt hat, nimmt die
Konsequenzen des Besitzerwechsels gelassen. "Mein Name wird
wohl früher aus der Firma verschwinden", kokettiert der
Senior, "als ich selbst."
Egon Zehnder International: Klarer Kurs in stürmischen Zeiten