Vorstandsgehälter Die Aktionäre müssen bezahlen, die Manager kassieren
Daimler-Benz
Modell:Zusammen mit der Deutschen Bank Vorreiter der "Stock-option-Bewegung in Deutschland und Paradebeispiel für die Defizite der ersten Programmgeneration. Das Daimler-Modell basiert auf Wandelanleihen, deren Wandlungsrechte auf Aktien durch ein bedingtes Kapital alimentiert werden. Es ist keine Indexbereinigung vorgesehen. Bezugskurs ist der Börsenkurs am Tag nach der HV des Emissionsjahres. Damit können die Stockoptions schon von Anfang an "im Geld ausgegeben werden: Zwischen dem Tag der HV und der letztmöglichen Zuteilung im Geschäftsjahr sind bereits enorme Kursgewinne möglich.
Beurteilung: Beim zweiten Programm von 1997 handelt es sich nur um eine Aufstockung des ersten Plans bei erweitertem Begünstigtenkreis. Das Programm fördert die Selbstbedienungsmentalität der Manager. Die gerichtliche Anfechtung geht jetzt vermutlich vor dem Bundesgerichtshof weiter.
Fazit: Ein fehlkonstruiertes Programm mit starken Umverteilungswirkungen zu Lasten der Aktionäre. Wenn die Aktie während der Laufzeit der Wandlungsrechte gerade einmal die Performance von Bundesanleihen erreicht, kassieren die Begünstigten zusammen 1,4 Milliarden Mark.
Deutsche Bank
Modell: Das Programm wurde als Ersatz des 96er Modells unter wesentlicher Erweiterung des Begünstigtenkreises auf der Hauptversammlung 1998 beschlossen. Es baut wiederum auf bedingtem Kapital auf; allerdings erwägt die Verwaltung, die steuerlichen Nachteile dieses Verfahrens durch entsprechende Gestaltung der Bezugsbedingungen (beispielsweise Barausgleichsklausel) zumindest teilweise zu kompensieren.Beurteilung: Die Deutsche Bank hat sich für ein kompliziertes Bereinigungsverfahren entschieden, das einer Indexorientierung, also dem Vergleich der Entwicklung von Deutsche-Bank-Aktie und zum Beispiel Dax, unterlegen ist. Als Benchmark dient den Frankfurtern die Veränderung des Gewinns pro Aktie (EPS). Dazu wird die Summe der EPS in den drei Jahren der Anleihelaufzeit durch die Summe der EPS in den drei vorhergehenden Jahren dividiert. Der Bezugskurs wird dann ermittelt, indem der Börsenkurs im Ausübungszeitpunkt durch diesen EPS-Quotienten dividiert wird. Dabei gilt eine Obergrenze von zwei Drittel für den resultierenden Abschlag.
Fazit: Für Aktionäre ist das Programm eine Blackbox, weil die Wertermittlung äußerst schwierig ist.
Dresdner Bank
Modell: Wie bei der Deutschen Bank haben die Begünstigten das Recht, Aktien zum Börsenkurs im Ausübungszeitpunkt abzüglich eines Performanceabschlags zu beziehen. Der Abschlag orientiert sich jedoch an der in Prozentpunkten gemessenen Überrendite der Dresdner-Bank-Aktie gegenüber einem europäischen Branchenindex (Banken-Stoxx).Beurteilung: Bei einer Überrendite von weniger als 5 Prozentpunkten stimmt der Performanceabschlag mit der Überrendite überein. Werden 5 Prozent überschritten, ermäßigt sich der Bezugskurs um das Doppelte der Überrendite. Der Nachteil dieser Konstruktion besteht darin, daß höhere Performanceabschläge rechtlich unzulässig sind, wenn sie mit dem Verbot der Unter-pari-Emission kollidieren ein Aspekt, den die Konstrukteure des Dresdner-Bank-Modells offenbar übersehen haben. Somit wird bei diesem Verfahren die Leistung der Manager zunächst einfach, dann doppelt und am Ende schließlich gar nicht mehr belohnt.
Fazit: Ein im Prinzip nicht unvernünftiges, aber unnötig kompliziertes Programm. Ein Nachteil dieses Modells ist die steuerschädliche Alimentierung der Stock-options durch bedingtes Kapital.
SAP
Modell: Einziges der großen Programme, das auf "virtuellen Optionen beruht. Dies bedeutet, daß keine Bezugsrechte ausgeübt werden, sondern die Gesellschaft den Begünstigten eine Kurssteigerung bar vergütet. Der Vorteil liegt darin, daß Personalaufwand entsteht, und der ist steuerlich abzugsfähig.Beurteilung: Auf eine Indexbereinigung will sich die Gesellschaft leider nicht festlegen lassen. An den ersten 100 Mark Kurssteigerung der SAP-Aktie partizipieren die Beteiligten voll, an den nächsten 100 Mark zur Hälfte; an darüber hinausgehenden Kurssteigerungen profitieren sie lediglich zu 25 Prozent. Auf diese Weise wird zwar die Liquiditätsbelastung der Gesellschaft bei starken Kurssteigerungen reduziert, aber die Leistungsanreize für das Topmanagement werden gedämpft.
Fazit: Die Anreizstruktur ist schwer nachvollziehbar. Gerade die am besten honorierten Kurssteigerungen dürften sich aufgrund allgemeiner Marktbewegungen ergeben. Dagegen sind Überrenditen, ein möglicher Indikator für überdurchschnittliche Managementleistung, eher im schlecht vergüteten Steigerungsbereich zu erwarten.
Volkswagen
Modell: Hier stehen die grundsätzlichen Merkmale und Defizite wie beim Daimler-Benz-Modell. Die Ausübungshürde liegt bei 10 Prozent Kurssteigerung innerhalb von 5 Jahren Laufzeit der Wandelanleihe.Beurteilung: Eine Schwachstelle ist die Ausdehnung des Begünstigtenkreises bis auf tarifliche Mitarbeiter. Dabei kommt es zu einer völlig unnötigen Koppelung des Programms mit dem Erwerb sogenannter Zeitwertpapiere, die eine Rolle für die Finanzierung der Altersteilzeitvereinbarung im Haustarifvertrag der Volkswagen AG spielen.
Die gerichtliche Auseinandersetzung über das VW-Modell geht vor den Bundesgerichtshof. Strittig ist vor allem, ob der Vorstand die Aktionäre über die Kosten des Programms informieren muß.
Fazit: Ein fehlkonstruiertes Modell mit starker Umverteilungswirkung zu Lasten der Aktionäre. Wenn die Aktie während der Laufzeit der Wandlungsrechte gerade einmal die Performance von Bundesanleihen erreicht, kassieren die Begünstigten des Programms 900 Millionen Mark.
Horrenden Managergehälter: Warum die Kritik wächst
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