Editorial Versuch und Irrtum
War das nicht ein grauenhaftes Jahr für das deutsche Topmanagement? Verlierer, wohin man schaut: die Großbanker (kläglich gescheiterte Fusionsversuche); die Börsenvorstände (dito); die Telefon-Gewaltigen (Mannesmann; überbezahlte UMTS-Lizenzen); die Automanager (BMW/ Rover; Daimler/Chrysler); die Strahlemänner des neuen Marktes (EMTV).
Nun sind sie wieder hoch im Kurs, jene Zeitgenossen, die es immer schon gewusst haben: Die deutschen Unternehmen werden von nadelgestreiften Nieten geführt; das hiesige Topmanagement hechelt dem technologischen Fortschritt hinterher, handelt eigensüchtig, ist den globalen Herausforderungen nicht gewachsen.
Ein Urteil, das auf breite Zustimmung stößt. Das durch ständige Wiederholung aber nicht an Überzeugungskraft gewinnt. Wo stecken sie denn, die perfekten Unternehmenslenker? In Japan etwa, wo, beispielsweise, bis auf Honda und Toyota, die gesamte Autoindustrie in ausländische Hände gefallen ist? Oder im selbstverliebten Amerika, wo die CEO derzeit "sterben wie die Fliegen" ("Business Week")?
Es gilt die triviale Erkenntnis: Den Homo oeconomicus, der nicht irrt, wird es niemals geben. Heute weniger denn je. Noch ist, beispielsweise, nicht ausgemendelt, welche globale Strategie die richtige ist: jene des Jürgen Schrempp, der, seinem Ego adäquat, in allen Klassen, auf allen drei Weltmärkten mit Marken und Fabriken antritt; oder jene des bedächtigen BMW-Chefs Joachim Milberg, der sich, nach dem Scheitern bei Rover, auf das Premiumsegment konzentriert.
Weitermachen wie bisher geht nicht. Die Entscheidungen, die zu treffen sind, werden aber immer riskanter. In den vergangenen Jahren sind die Anforderungen an die Unternehmenslenker exponentiell gestiegen. Und sie werden weiter zunehmen - weil die Globalisierung die Konzerne komplexer und unüberschaubarer macht; weil die technologischen Umbrüche in immer kürzeren Fristen folgen; weil die Finanzmärkte für nie da gewesenen permanenten Überdruck sorgen. In Deutschland wird zudem die Steuerfreiheit für Beteiligungskäufe die Unternehmensszenerie nachhaltig verändern.
Die Supermänner, die da alles richtig machen, haben wir nicht aufzubieten. Unternehmensführung wird mehr denn je der Methode "Versuch und Irrtum" unterliegen. Und die Fehlerquote in den Cockpits der Konzerne wird noch zunehmen. Hier zu Lande wie anderswo.
Wer hat in dieser aufregenden Wirtschaftswelt das Zeug zum Unternehmenschef? manager magazin machte sich gemeinsam mit McKinsey auf die Suche nach dem "CEO of the Future". Die Sieger dieses Wettbewerbs präsentieren wir Ihnen in diesem Heft.
Wolfgang Kaden