Mit Booking.com zur Weltherrschaft Priceline - das nächste Monster
3. Teil: Ein beispielloser Pakt mit Google
Den stärksten Turbo indes zündete das Portal mit einem beispiellosen Pakt. Booking ist der mit Abstand wichtigste Anzeigenkunde von Google. Horrende 2,4 Milliarden Dollar hat Priceline 2014 in Onlinewerbung gesteckt, mehr als die Hälfte davon dürfte bei Google Börsen-Chart zeigen gelandet sein.
Gerade unter Hustons Führung - 2011 wurde er Booking-Chef, 2014 in Personalunion auch CEO von Priceline - wurde das Bündnis mit der Suchmaschine zur Ehe. Als Ex-Manager von Microsoft liebt Huston Daten und alles Messbare. Geld spielt dabei keine Rolle. Für datengetriebenes Marketing, lockt er Werbepartner, "haben wir endlose Mengen Geld auszugeben".
Die Wucht der Kampagne springt ins Auge. Booking ist im Netz unübersehbar. Wer sich einmal auf der Webseite umgeschaut hat, wird die Verfolgerwerbung des Portals kaum mehr los.
Die große Welle spült die Konkurrenz beiseite. In wichtigen europäischen Ländern wie Frankreich, Italien oder Spanien erreicht Booking unter den Onlinereisebüros bereits Marktanteile um die 70 Prozent, wie der Schweizer Touristikprofessor Roland Schegg ermittelt hat. In Deutschland musste Booking erst den lokalen Helden HRS überwinden, hat ihn aber inzwischen als Nummer eins abgelöst.
Für die Hotels wird der Triumphzug zur Bedrohung
Für die Hotels wird der Triumphzug zur Bedrohung. Die Macht des Aufsteigers bedeutet für sie schleichenden Kontrollverlust. "Für die Akquise von Neukunden ist Booking wirklich gut", urteilt Schegg, "aber wenn der Gast das Zimmer auch beim zweiten oder dritten Aufenthalt über Booking bucht, hat der Hotelier ein Problem."
Genau darauf arbeiten die Amsterdamer ungeniert hin - mit einer Praxis, die an Sabotage grenzt. Denn sie bestellen bei Google in großem Stil Anzeigen am Kopf der Trefferliste, bei denen das Wort "Booking" mit Hotelnamen kombiniert ist. Mit einem frappanten Effekt: Wer ein bestimmtes Hotel googelt, findet in der Ergebnisliste meist an erster Stelle einen Booking-Eintrag mit dem gesuchten Hotel. Viele bemerken wohl gar nicht, dass es sich um eine Anzeige handelt und klicken der Einfachheit halber hier. Die eigentlichen Webseiten der Hotels dagegen rangieren oft mehrere Ränge tiefer. Dort, wo sie kaum mehr einer findet.
- 1. Teil: Priceline - das nächste Monster
- 2. Teil: Pricelines Aufstieg dank Booking.com - wächst jetzt das nächste Biest heran?
- 3. Teil: Ein beispielloser Pakt mit Google
- 4. Teil: "Krieg gegen die eigenen Partner" - selbst Hilton und Hyatt wirken ohnmächtig
- 5. Teil: Übernahme von Open Table - der Riese erhöht den Druck
- 6. Teil: Eine wahre Datenkrake
© manager magazin 5/2015
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