Lounger Chefsessel für den Feierabend
Hamburg - Bisher waren sie eher eine Angelegenheit für die sogenannten Best Ager: Senioren schätzen den Komfort von Liegesesseln schon seit Jahren. Jüngere Menschen legten ihre Beine dagegen lieber auf dem Sofa hoch. Die Sessel, gerne in gedeckten Brauntönen angeboten, waren ihnen einfach zu spießig. Doch seit Designer den Liegesessel modisch aufgemöbelt haben, sind die "Lounger" das Trendmöbel der Saison.
Die neue Liebe zum Lounger habe auch mit anderen Lebensgewohnheiten zu tun, so die Einschätzung des Hamburger Trendforschers Peter Wippermann: "Wir sind heute viel mit dem Blackberry und ähnlichem unterwegs. Damit sitzen wir nicht mehr klassisch am Tisch", erklärt er. "Im Liegesessel kann ich mich entspannen und dabei meine Arbeit erledigen."
Vom klassischen Liegesessel heben sich die Lounger durch puristische bis futuristische Formen und neue Farben ab. Zwar findet sich auch bei den modernen Vertretern klassisches Schwarz und Weiß - daneben sind aber Orange, Grün, Türkis oder Lila zu sehen. "Es gibt eine Veränderung: Die Leute wollen bei Möbeln Farben haben, die sie auch in ihrer Kleidung tragen", sagt Nienke Stemerdink von der Firma de vorm aus den Niederlanden. Im Moment sei Lila sehr beliebt, Orange sei aber ebenfalls interessant.
Entsprechend bietet das junge Label seinen "Daddy's Chair" auch in leuchtenden Tönen an - in Kombination mit dem Holzgestell bekommt der Lounger mit der weit nach hinten reichenden Lehne ein wenig Retro-Flair. Gleich mehrere kräftige Farben kombiniert "Mychair", von Ben van Berkel für Knoll entworfen. Orange trifft hier auf Lila, Gelb paart sich mit Grau: Die Farbkontraste betonen die unterschiedlichen Formen des Sessels.
Wie eine Welle
Noch etwas futuristischer sieht es bei den Seefelder Möbelwerkstätten aus. Wie eine Welle schwebt das Modell "Flip" über dem Boden. Mit ihrem leicht federnden Rücken soll die Tagesliege bequemes Entspannen, Lesen und Schaukeln ermöglichen. Ähnlich geformt, allerdings aus Fiberglas, ist "nan03" von Nanoo aus der Schweiz. Dank des robusten Materials kann die Liege auch draußen genutzt werden. Wer nicht wippen möchte, kann die Liegeschale auf einem Holzgestell stilllegen.
Auch wenn Lounger prinzipiell eine lässige Angelegenheit sind - es geht durchaus etwas formaler. Ein Beispiel dafür ist der Drehsessel "Parabolica" von Leolux aus den Niederlanden. Seine Linien muten streng und schwungvoll zugleich an. "Der Sessel kann nicht nur zum Liegen oder Sitzen genutzt werden", sagt Antal Nemeth von Leolux. Die Armlehne sei so geformt, dass darauf auch ein Laptop Platz finde.
"Icarus", "Casanova" und "Pilot" heißen die neuen Liegesessel des Herstellers Jori aus der Schweiz. Sie muten wie eine Mischung aus Flugzeug- und Fernsehsitz an. Mit schwarzem Leder bezogen gehen sie aber auch als eine Art Chefsessel für den Feierabend durch. Eines muss jedoch bei allen Modellen klar sein: Lounger haben ausladende Maße und brauchen viel Raum, um richtig wirken zu können.