
Ausfahrt mit dem Flyer Goroc2 E-Bike SUV auf zwei Rädern
Die Frage, wie man sich in bevölkerungsreichen Gegenden von A nach B bewegt, ist zu einem verminten Sujet geworden. Verbrenner oder Elektro, klein oder groß ("praktisch"), kaufen oder sharen? Seine Ruhe hat, wer auf zwei Räder umsteigt. Und wer dann noch die Elektrovariante wählt, muss nicht einmal den Schweiß des Gelegenheitspedalisten fürchten, um fast so geschwind zu sein wie mit dem Auto.
Die Schweizer Firma Flyer baut seit 25 Jahren ausschließlich E-Bikes. Diese Erfahrung zeigte sich auch schnell an unserem Testrad, dem Goroc2. Seine Verarbeitung erwies sich als makellos: Auch bei ruppigerer Fahrweise klappert beim Goroc2 nichts. Die Vordergabelfederung ist per Drehrad in acht Stufen einstellbar. Das hilft, wenn es etwa viel über Kopfsteinpflaster geht.
E-Bike im Abo – bringt das was?
Beim Test des Flyer GoRoc2 haben wir auf eine ungewöhnliche Art der Test-Nutzung gesetzt: Wir haben das Rad mit einem Flatrate-Abo des Anbieters eBike Abo probeweise "geleast", dem Vermieter mit der nach Eigenangaben größten Zahl an unterschiedlichen Modellen.
Für den Abschluss zahlen Nutzer eine Servicegebühr, danach fällt eine monatliche Rate an. In unserem Fall betrug letztere wegen der kurzen Laufzeit 199 Euro pro Monat. Die Abo-Gebühr inkludiert neben einer Diebstahlsversicherung auch ein Fahrradschloss sowie etwaige Wartungs- und Reparaturkosten. Die Laufzeit des Abos beträgt je nach Wunsch 3, 6, 12 oder 18 Monate. Zudem bietet eBike Abo eine telefonische Beratung vor Abschluss, um das richtige Rad zu finden.
Das Fahrrad-Abo ermöglicht, ein Flyer GoRoc schneller zu bekommen als im regulären Fahrradhandel. Denn dort waren Flyer-Räder im Corona-Jahr nur mit mehreren Monaten Lieferzeit zu bekommen.
In unserem Test zeigte sich jedoch, dass nicht alle Versprechen eingehalten werden konnten. Das Testrad wurde in einem voluminösen Karton von einer Spedition geliefert. Um das Rad nach Ablauf der Abozeit aber wieder ordentlich verpackt zurückgeben zu können, muss man den Karton aufbewahren – was uns vor Platzprobleme stellte. Zudem passte einer der mitgelieferten Schraubenschlüssel nicht zu den enthaltenen Pedalen, die nach dem Auspacken angeschraubt werden müssen. Und der auf der Website inkludierte Rechner zur Berechnung der richtigen Rahmengröße erwies sich in einem Fall als nicht passend. Ein Umtausch des nicht passenden Rades stellte sich bei eBike Abo als schwierig heraus.
Mit deutlich über 100 Euro Monatsrate selbst bei langer Laufzeit war das Abo des Flyer GoRoc bei eBike-Abo kein billiges Vergnügen. Wer etwas Geduld und das nötige Geld parat hat, dürfte unserer Meinung nach bei E-Bikes mit einem klassischen Kauf besser fahren als mit dem Abonnement.
Ausgeliefert wird das Goroc2 ab Werk mit einem Gepäckträger, der kompatibel ist mit dem Zubehör der Firma Racktime. Damit lassen sich deren Fahrradtaschen einfach am Träger einklicken. Wichtig, wenn man vielleicht doch einmal sportlicher fahren und seine Bürokleidung deswegen erst am Zielort anlegen will. Im Goroc2 baut Flyer den derzeit schubkräftigsten E-Motor am Markt ein. Mit dessen Drehmoment lassen Sie andere E-Bike-Fahrer beim Ampelstart getrost hinter sich. Die passende Elektrounterstützung fürs Treten lässt sich via Fernsteuerung am Lenker in vier Stufen regeln. Im Stadtverkehr empfiehlt sich die Automatikeinstellung.
Ausfahrt: Flyer Goroc2
Panasonic-Elektromotor mit
250 W Leistung
630 Wh Akku
100 km Alltagsreichweite
26 kg Gewicht (mit Akku)
90 Nm Drehmoment
25 km/h Spitzengeschwindigkeit mit E-Unterstützung
ab 3990 Euro
Bei manchen Details schwächeln die Schweizer aber: Vom Goroc2 gibt es keine Variante mit niedrigerer Einstiegshöhe. Navigationsrichtungspfeile lassen sich zwar direkt im Lenkerdisplay anzeigen, das aber einen Aufpreis kostet und nur gekoppelt mit der Outdoor-App Komoot auf dem eigenen Smartphone funktioniert. Der Standardakku bietet knapp 100 Kilometer Reichweite, benötigt aber fast drei Stunden für die Vollladung.
Dicke Alurahmen, breiter Lenker und insgesamt 26 Kilo Gewicht machen das Goroc2 nicht gerade zum Agilitätsmeister. Wenn die E-Unterstützung bei 25 km/h schwindet, bleibt ein schwerfälliges Gefährt übrig, das vielen bekannt vorkommen mag: Bequem, aber nicht gerade sportlich zu fahren. Eine Art SUV auf zwei Rädern.