Super Bowl 2023 Das Milliardengeschäft mit dem größten Sportevent der USA

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Foto: CAROLINE BREHMAN / EPADieser Artikel gehört zum Angebot von manager-magazin+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
In der Nacht zu Montag war es wieder so weit: In den USA fand eines der größten Sportereignisse der Welt statt, das Finale der National Football League (NFL). Zum dritten Mal in ihrer Geschichte gewannen die Kansas City Chiefs den wichtigsten Titel im American Football und damit die begehrte Vince-Lombardi-Trophäe. Das Team um Star-Quarterback Patrick Mahomes (27) besiegte die Philadelphia Eagles nach einem harten Kampf im State Farm Stadium in Glendale, Arizona, mit 38:35.
Das "Big Game" ist in vielerlei Hinsicht eine Veranstaltung der Superlative: Es ist das umsatzstärkste singuläre Sportereignis der Welt, das meistgesehene TV-Ereignis in den USA und auch immer wieder ein Duell zwischen den Superreichen. In diesem Jahr sind das Clark Hunt (47) und Jeffrey Lurie (71).
Die Kansas City Chiefs und der Ölerbe
Der Eigentümer des diesjährigen Gewinnerteams, Clark Hunt (47), stammt aus einer reichen Familie. Der ehemalige Goldman-Sachs-Banker ist ein Enkel des inzwischen verstorbenen Öltycoons Haroldson Hunt, der Gerüchten zufolge die Inspiration für die Figur J.R. Ewing aus dem TV-Klassiker "Dallas" gewesen sein soll. "Forbes" schätzte das Vermögen der Familie im Jahr 2020 auf 15,5 Milliarden Dollar.

Hat es erneut geschafft: Der Besitzer und CEO der Kansas City Chiefs, Clark Hunt, mit der begehrten Vince-Lombardi-Trophäe
Foto: CAROLINE BREHMAN / EPAClark erbte die Chiefs im Jahr 2006, als sein Vater Lamar Hunt starb. Es waren große Fußstapfen, in die Clark trat. Lamar hatte einst die Dallas Texans gegründet, aus denen 1963 durch einen Umzug nach Missouri die Kansas City Chiefs wurden. Zudem war er die treibende Kraft hinter der Gründung der American Football League und konnte sogar für sich reklamieren, den Begriff "Super Bowl" erfunden zu haben. NFL-Comissioner Roger Coodell (63) würdigte ihn kurz nach seinem Tod als Mann, "der die Football-Welt in den letzten 50 Jahren so stark geprägt hatte wie kaum ein anderer Mensch".
Doch der studierte Betriebswirt Clark schaffte es tatsächlich, das Erbe zu mehren und die Kansas City Chiefs als Besitzer und CEO zu einem der erfolgreichsten Teams der NFL aufzubauen. Vor drei Jahren gewannen sie zum zweiten Mal in ihrer Geschichte den Super Bowl – zuletzt holten sie 1970 die Trophäe. Auch 2021 standen sie im NFL-Finale, mussten sich aber gegen die Tampa Bay Buccaneers geschlagen geben. Derzeit ist die Mannschaft laut "Forbes " rund 3,7 Milliarden wert, unter den 32 NFL-Mannschaften landen sie damit auf Platz 23 der wertvollsten NFL-Teams. Das wird sich wohl nach dem jetzigen Sieg zur ihren Gunsten verbessern und natürlich auch das Vermögen der Familie Hunt weiter mehren.
Die Philadelphia Eagles und der Oscar-Gewinner
Auch die Eagles sind im Besitz eines Milliardärs. Auf der aktuellen "Forbes "-Liste steht Jeffrey Lurie mit einem Vermögen von 4,4 Milliarden Dollar auf Platz 631 der reichsten Menschen der Welt. Sein Großvater gründete das Filmunternehmen General Cinema Corporation, in das er 1983 einstieg. Kurz danach machte er sich mit seiner eigenen Produktionsfirma selbstständig.

Freut sich über den zweiten Platz: US-Milliardär Jeffrey Lurie besitzt eines der wertvollsten NFL-Teams
Foto: Matt Slocum / dpaEigentlich waren er und seine Familie Fans der New England Patriots, doch im Rennen um den Kauf des NFL-Teams unterlag er dem US-Milliardär und heutigem Besitzer der Patriots, Robert Kraft (81). So schnappte sich der ehemalige Sozialwissenschaftler im Jahr 1994 die Eagles für 185 Millionen Dollar.
Seitdem hat Lurie, der für seine Filmproduktionen sogar schon einen Oscar gewonnen hat, fünfmal den Trainer ausgewechselt, wofür er teils heftig kritisiert wurde. Doch inzwischen sind auch die Eagles eines der erfolgreichsten Teams der NFL, das in den vergangenen sechs Jahren fünfmal in den Playoffs stand und 2018 sogar den Super Bowl gegen die New England Patriots gewann. Sein Engagement hat sich also gelohnt, heute sind die Eagles laut "Forbes " satte 4,9 Milliarden Dollar wert und landen damit auf Platz zehn der wertvollsten NFL-Teams.
30 Sekunden Werbung für sieben Millionen Dollar
Die Besitzer der Klubs profitierten in den vergangenen Jahren natürlich nicht nur von den Erfolgen ihrer Teams, sondern auch von dem ganzen Spektakel, das inzwischen rund um den Super Bowl veranstaltet wird. Kein Wunder, schließlich ist das NFL-Endspiel das meistgesehene TV-Ereignis der USA, rund 100 Millionen Menschen schauen in der Regel vor ihren Bildschirmen zu – und das, obwohl während der viereinhalb stündigen Übertragungszeit durchschnittlich nur 17 Minuten (!) Football gespielt wird.
Kein TV-Format bietet somit einen attraktiveren Zeitpunkt für einen Werbespot als das Big Game. Entsprechend hoch sind die Kosten für die Werbezeiten. Im vergangenen Jahr kostete ein 30-Sekunden-Spot beim amerikanischen Sender NBC mit 6,5 Millionen US-Dollar so viel wie nie zuvor. In diesem Jahr legt der TV-Sender Fox, der das Spiel überträgt, noch einmal eine Schippe drauf und verlangt sieben Millionen Dollar für 30 Sekunden.
Das könnte auch für einen neuen Rekord beim Gesamtvolumen der Fernsehwerbung sprechen. Bereits 2022 gaben die Unternehmen dem Marktforscher Kantar zufolge mit 578 Millionen Dollar so viel wie nie zuvor aus. Das meiste Geld investierte dabei die Autoindustrie in die Super-Bowl-Werbung, danach folgten IT- und Medienfirmen, der Finanzsektor und die Getränkehersteller. Der Onlinehändler und Streaminganbieter Amazon war dabei das Unternehmen mit den höchsten Ausgaben (32 Millionen Dollar), gefolgt von Toyota (25,6 Millionen Dollar) und Budweiser (ebenfalls 25,6 Millionen Dollar).
Nur Porsche wohl noch dabei
In diesem Jahr hat sich das alles ein wenig gedreht. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, als nahezu alle großen deutschen Automarken Werbung schalteten, hat nun nur Porsche als einziger deutscher Autobauer einen Spot ausgestrahlt. Die Zuffenhausener hatten sich 2020 nach 23 Jahren Abwesenheit beim Super Bowl mit einem Clip zurückgemeldet, der weltweit gefeiert wurde. Der Autobauer warb 60 Sekunden lang für seinen vollelektrischen Taycan, der sich eine wilde Verfolgungsjagd mit fast einem Dutzend anderer Fahrzeuge aus der Geschichte des Sportwagenbauers lieferte. Satte zehn Millionen Euro bezahlte Porsche nur für die Ausstrahlung des Werbefilmchens, die Produktionskosten kamen natürlich noch obendrauf.
Kryptomarkt ist kollabiert
Auch in der Finanzwelt hat sich seit letztem Jahr einiges getan. Im vergangenen Jahr wurde der Super Bowl noch als "Crypto Bowl" bezeichnet, weil so viele Kryptofirmen wie nie zuvor Werbung beim Big Game schalteten. Inzwischen ist der Markt kollabiert, die Kryptobörse FTX, die unter anderem NFL-Superstar Tom Brady (45) und Topmodel Gisele Bündchen (42) für sich werben ließ, ist insolvent.
Gegen den Gründer, Sam Bankman-Fried (30), wird wegen "Betrug epischen Ausmaßes" ermittelt und Brady und Bündchen müssen sich gegen Aktionäre zur Wehr setzen, die in Sammelklagen Schadensersatz von ihnen fordern. Unternehmen wie Coinbase und Crypto.com haben hunderte Mitarbeiter entlassen, ihre Börsenkurse sind massiv eingebrochen. Von den Kryptofirmen war somit bezüglich des Super Bowls in diesem Jahr nicht viel zu erwarten.
Apple Music löst Pepsi ab
Bei den Getränkeherstellern kommt es ebenfalls zu einem Umbruch: Nach insgesamt 35 Jahren ohne Unterbrechung ist Budweiser-Hersteller Anheuser-Busch InBev als exklusiver Sponsor des Super Bowl ausgestiegen. Und der US-Getränkehersteller Pepsico, dessen Marke "Pepsi" seit 2013 die Halbzeitshow präsentiert, hat den Staffelstab an Apple Music weitergegeben. Pepsico verzichtet der US-Zeitschrift "Variety" zufolge aus Kostengründen auf das Sponsoring. Kein Wunder, Apple soll Berichten zufolge rund 50 Millionen Dollar für diese prominente Werbefläche bezahlt haben.
Rihanna kehrt nach sechsjähriger Auszeit auf die Bühne zurück
Auch die Musikszene mischt traditionell bei dem Super-Bowl-Finale mit. In der 15-minütigen Halbzeitshow trat in diesem Jahr die neunmalige Grammy-Gewinnerin Rihanna (34) auf, die damit ihre fast sechsjährige Auszeit von der Musik beendet. Es war in jeglicher Hinsicht ein fulminanter Auftritt: Die Sängerin und ihre Tänzerinnen und Tänzer schwebten auf bewegbaren Bühnen ins Stadion und der Latex-Anzug von Rihanna enthüllte ein ganz persönliches Geheimnis: Rihanna ist wieder schwanger.
Eine Gage erhalten die Popstars für ihren Auftritt zwar nicht, aber am Tag nach der Performance schießen in der Regel die Streaming-Abrufe der Songs massiv in die Höhe – eine lukrative Einnahmequelle für die Sängerinnen und Sänger.
Und nicht zuletzt verdienen natürlich auch die Spieler ordentlich an dem NFL-Spektakel. Laut dem Tarifvertrag der NFL – ja, den gibt es wirklich – erhält ein Spieler des Siegerteams einen Bonus von 164.000 Dollar. 2030 werden es übrigens rund 228.000 Dollar sein. Wer verliert, bekommt immerhin noch knapp die Hälfte.