
Wie gute Manieren die Karriere ankurbeln Knigge-Irrtümer im Schnellcheck



Kennen Sie diese Restaurants, in denen sich niemand entspannen kann, weil die Kellner steif und nobler sind als ihre Gäste? Zum Glück gehört dieses Szenario weitgehend der Vergangenheit an, denn auch in kulinarischen Tempeln mit gehobenen Preisen wird heute Menschlichkeit gelebt. Was bleibt, ist das Bild in den Köpfen der Community. Welche Vorurteile sind es, die unsere Sicht auf Etikette beeinflussen und uns sowie unserem Erfolg manchmal im Weg stehen können?
Nehmen wir doch mal die weit verbreitete Annahme, dass Ihr Auftritt im Stil-Training unter den Argusaugen eines humorlosen, schmal-lippigen Butler-Typen, der einen Stock verschluckt zu haben scheint, unter die Lupe genommen wird. Dem möchte sich wirklich niemand sehenden Auges aussetzen. Deshalb können Sie nach dem Gesetz des Marktes davon ausgehen, dass eben jener Typ eher selten ist und Sie Menschen aus Fleisch und (Herz-)Blut treffen werden.
Die gefürchteten Stil-Noten werden seriöse Trainer dieses Fachs nicht verteilen, denn eine echte Knigge-Haltung erkennen Sie daran, dass der andere Sie gut aussehen lässt, so dass Sie Ihr Gesicht wahren und jedes Seminar, jeden Vortrag oder jede Beratung mit erhobenem Haupt verlassen können.
Katharina Starlay ist Modedesignerin, Imageberaterin und Mitglied im Deutschen Knigge-Rat. In Vorträgen, Seminaren und individuellen Beratungen coacht sie rund um Kleiderstil und Businessknigge. Seit 2002 berät sie auch Unternehmen für deren Außenauftritt und entwickelt Stil-Leitfäden sowie Firmenkleidung. Sie schreibt Bücher (zuletzt erschienen: Erfolgreich über 50: Stilvoll älter werden ) und publiziert über Stilthemen: Starlay.de.
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"Das geht gar nicht" ist ein Satz, den Adolph Freiherr Knigge (1752 - 1796) nicht kannte: Wo es um Menschen geht, geht viel. Gerade in der Vielfalt der Kulturen, in der wir heute zusammen leben, gibt es viele Bräuche oder Riten, an die wir uns gewöhnen müssen und die doch eine Geschichte (und einen Grund) haben. Statt Leute vorzuführen, spricht man also über Möglichkeiten, Erwartungen und Tipps, die im gesellschaftlichen Rahmen funktionieren und Sie souveräner - und das Leben leichter machen.
Das entspannte Benehmen auf nationalem oder internationalem Parkett ebnet den Boden, auf dem wir uns bewegen - und damit die Karriere. Und so wird die Eleganz des Geistes zu einem Vehikel für mehr Anerkennung und Erfolg. Welche Glaubenssätze verstauben unser Denken, wenn es um Manieren und den Umgang mit anderen geht? Schauen wir doch einmal hin:
Etikette ist veraltet: Der Besenstiel im Rücken, das Buch auf dem Kopf? Das war tatsächlich gestern. Veraltet ist dabei allerdings nur die Methode nicht aber das, was sie erreichen möchte: Eine gute Körperhaltung nämlich sorgt in der Hochkultur der Selbstdarstellung mehr denn je für eine Ausstrahlung von Lässigkeit und Stärke.
Dieses Beispiel zeigt, wie wir eigentlich an die Sache herangehen sollten: Mit einem klaren Blick und einem gesunden Menschenverstand. Riskieren Sie deshalb den Fokus aufs Detail und fragen sich, was es ist, das Sie wirklich brauchen: Das kunstvolle Zerlegen eines Hummers ist vielleicht in Ihrem Business-Alltag weniger vordergründig als ein angenehmer Händedruck, der Umgang mit Visitenkarten, die smarte Art, sich vorzustellen oder einen Small-Talk zu führen, an den sich Ihr Gesprächspartner noch lange später erinnert.
Je teurer das Restaurant, desto ungemütlicher ist es: Steife Stühle und Mangel an Ellenbogenfreiheit? Kein Platz, um die Serviette abzulegen oder ein mittleres Chaos an Gläsern, Besteck und Brötchen-Teller? Das passiert Ihnen eher in der Enge eines Flugzeugs als in einem Restaurant 4.0: Mit dem Food-Trend der Design-Gastronomie ändern sich nämlich auch die Darreichungsformen der Lifestyle-Gerichte, die so kreativ sein können, dass man fast eine Betriebsanleitung braucht. Und so wird auch der Businesslunch mit ernstem Thema zu einem vergnüglichen kulinarischen Erlebnis.
Zum dunklen Anzug trägt die Frau ein kleines Schwarzes: Dieser Irrtum hält sich hartnäckig. Nur beweisen Heerscharen von Prominenten auf dem roten Teppich, dass sich auch die Dresscode-Uhr seitdem weitergedreht hat. Bekleidungsvermerke wie es auf Alt-deutsch heißt, spiegeln wie kaum etwas anderes den Fluss des gesellschaftlichen Lebens. Höchste Zeit, in diesem Punkt update zu sein.
Im Knigge-Kurs blamiere ich mich bestimmt: Fernsehformate mit Jury, deren messerscharfe Kritiken Träume vernichten, sind geradezu dazu angetan, diese Angst zu schüren. Sie vernebeln den Blick darauf, was es heißt, einen Menschen sein Gesicht wahren zu lassen. Im Zuge solcher Formate ist auch ein anderes Phänomen zum Volkssport avanciert: Das Lachen auf Kosten anderer.
Ein Trainer, die oder der den Respekt vor anderen nicht nur als Worthülse vor sich her trägt, sondern lebt, wird diese Kultur aus dem eigenen Umgang bewusst ausklammern. Wählen Sie also sorgfältig, wem Sie folgen wollen, denn der oberste Internet-Eintrag, der lauteste Schrei, muss noch lange nicht den richtigen Partner für Ihre kostbaren, imageprägenden Umgangsformen bringen. Und wenn Sie selbst sich vergegenwärtigen, was Sie für sich nicht wollen nämlich bloßgestellt zu werden kann Ihnen der Sog der Pop-Kultur auch nichts anhaben.
Ich bin wie ich bin: ... und der Rest der Welt soll das gefälligst so nehmen? Unter der Flagge der Authentizität wird heute so manches entschuldigt, was dessen Umfeld beeinträchtigt, übervorteilt oder im negativsten Fall schädigt. Der eigentliche Schaden entsteht nur meist bei demjenigen selbst, wenn die Sympathien, die den Erfolg voran bringen, ausbleiben.
Manieren folgen starren Regeln: Vor dem Schraubstock kommt immer noch die Aufmerksamkeit für das Gegenüber, das man erreichen möchte. Knigge hat mehr mit Herzensbildung als mit Vorschriften zu tun. Und bevor Ihnen der Kopf raucht, ob Sie jemandem "Gesundheit" sagen dürfen, lohnt sich ein Gedanke an den Empfänger der Geste: Der Enkel wünscht dem gleichaltrigen Kollegen vielleicht nicht mehr "Gesundheit" seinem Opa aber schon! Denn der legt Wert darauf. Manieren sind nämlich immer nur so gut, wie sich der andere damit wertgeschätzt fühlt. Wenn Sie das verinnerlicht haben und es auch ausstrahlen, verzeiht Ihnen das Leben auch einen Schnitzer.
Etikette ist veraltet: Der Besenstiel im Rücken, das Buch auf dem Kopf? Das war tatsächlich gestern. Veraltet ist dabei allerdings nur die Methode nicht aber das, was sie erreichen möchte: Eine gute Körperhaltung nämlich sorgt in der Hochkultur der Selbstdarstellung mehr denn je für eine Ausstrahlung von Lässigkeit und Stärke.
Dieses Beispiel zeigt, wie wir eigentlich an die Sache herangehen sollten: Mit einem klaren Blick und einem gesunden Menschenverstand. Riskieren Sie deshalb den Fokus aufs Detail und fragen sich, was es ist, das Sie wirklich brauchen: Das kunstvolle Zerlegen eines Hummers ist vielleicht in Ihrem Business-Alltag weniger vordergründig als ein angenehmer Händedruck, der Umgang mit Visitenkarten, die smarte Art, sich vorzustellen oder einen Small-Talk zu führen, an den sich Ihr Gesprächspartner noch lange später erinnert.
Je teurer das Restaurant, desto ungemütlicher ist es: Steife Stühle und Mangel an Ellenbogenfreiheit? Kein Platz, um die Serviette abzulegen oder ein mittleres Chaos an Gläsern, Besteck und Brötchen-Teller? Das passiert Ihnen eher in der Enge eines Flugzeugs als in einem Restaurant 4.0: Mit dem Food-Trend der Design-Gastronomie ändern sich nämlich auch die Darreichungsformen der Lifestyle-Gerichte, die so kreativ sein können, dass man fast eine Betriebsanleitung braucht. Und so wird auch der Businesslunch mit ernstem Thema zu einem vergnüglichen kulinarischen Erlebnis.
Foto: Spencer Platt/ Getty ImagesManieren folgen starren Regeln: Vor dem Schraubstock kommt immer noch die Aufmerksamkeit für das Gegenüber, das man erreichen möchte. Knigge hat mehr mit Herzensbildung als mit Vorschriften zu tun. Und bevor Ihnen der Kopf raucht, ob Sie jemandem "Gesundheit" sagen dürfen, lohnt sich ein Gedanke an den Empfänger der Geste: Der Enkel wünscht dem gleichaltrigen Kollegen vielleicht nicht mehr "Gesundheit" seinem Opa aber schon! Denn der legt Wert darauf. Manieren sind nämlich immer nur so gut, wie sich der andere damit wertgeschätzt fühlt. Wenn Sie das verinnerlicht haben und es auch ausstrahlen, verzeiht Ihnen das Leben auch einen Schnitzer.
Foto: Heiko Wolfraum/ dpa
Das Kumpel-Du:
Im Community-Zeitalter begegnet es uns an nahezu allen Stellen des sozialen Miteinanders vom virtuellen Kontakt bis zu Sportarten oder einer Begegnung in betont bodenständiger Location. Der Rahmen prägt die Stimmung und damit das Grundverständnis, ob wir uns persönlich oder in einer Rolle sehen, beruflich oder privat. Aber muss wirklich jeder virtuelle Kontakt ein Duz-Kumpane sein auch wenn man ihn gar nicht kennt?
Auch die attraktive Frau neben Ihnen bei einer Vernissage ist es erstmal nicht. Es kann nämlich sein, dass Sie selbst zwar mit dem Künstler befreundet sind und somit einen direkten Bezug zum Gastgeber haben, die Dame den Künstler Ihren Freund selbst aber nicht kennt und nur im Presseverteiler der Galerie ist...
Das stellvertretende Du:
In manchen Firmen ruft man an, verlangt nach einem Ansprechpartner per Nachnamen und erfährt, dass "der Henning gerade nicht da" ist. Wahlweise kann es auch Lisa, Tim, Thomas oder "Susi" sein.
Gerade die Verwendung von Kosenamen gegenüber Dritten ist mehr unfreiwillige Nähe als dem Geschäft gut tut. Im Kontakt nach außen ist der Nachname noch immer professioneller und sicherer. Man weiß ja nie, wer es ist, der anruft.
Das Guru-Du:
Die spirituelle Szene und immer mehr Coaches bedienen sich dieser Technik, um unser Inneres schneller zu erreichen und die natürliche Schutzfunktion der Seele zu umgehen. Diese nämlich möchte sich erstmal anschauen, mit wem sie es so zu tun hat. Denn die Kultur des Siezens hat den wunderbaren Vorteil, dass man langsam in einer Beziehung ankommen kann. Je beliebter das Du in unserer täglichen Kommunikation aber wird, desto weniger Effekt wird die strategische Anrede erzielen.
Das temporäre Du:
Wesentlich eleganter ist es, im Interesse einer unkomplizierten Ansprache, die von den Inhalten nicht ablenken soll, ein temporäres Du anzubieten. Fortbildungen (wie hier für Zusteller, die lernen, besser mit Hunden umzugehen), Workshops und Wochenendseminare zur Weiterentwicklung der Persönlichkeit etwa verlangen Konzentration auf die Inhalte und kein Duzis-Durcheinander. Bei heterogenen Gruppen ist es also eine schöne Option zu fragen: "Ist es in Ordnung, wenn wir uns während des Seminars mit Du ansprechen?" Dann hat jeder noch die Wahl, anschließend dabei zu bleiben oder wieder zum Sie überzugehen. Ein Du verliert an Wert, wenn es unfreiwillig ist.
Das strategische Du:
Bei Handelsunternehmen oder auch pauschalen Duzangeboten von großen Chefs bekommt die Geste schnell etwas Strategisches. (Hier der jüngst in den Aufsichtsrat gewechselte vormalige Vorstandsvorsitzende der Otto Group, Hans-Otto Schrader, den jeder im Konzern duzen und mit seinem Spitznamen "Hos" ansprechen darf.) Auch beim Guru können wir nicht davon ausgehen, dass er allein unsere Heilung im Sinn hat: Alles braucht einen Gegenwert. Nur sollte der Wert beidseitig sein.
Das stellvertretende Du:
In manchen Firmen ruft man an, verlangt nach einem Ansprechpartner per Nachnamen und erfährt, dass "der Henning gerade nicht da" ist. Wahlweise kann es auch Lisa, Tim, Thomas oder "Susi" sein.
Gerade die Verwendung von Kosenamen gegenüber Dritten ist mehr unfreiwillige Nähe als dem Geschäft gut tut. Im Kontakt nach außen ist der Nachname noch immer professioneller und sicherer. Man weiß ja nie, wer es ist, der anruft.
Das Guru-Du:
Die spirituelle Szene und immer mehr Coaches bedienen sich dieser Technik, um unser Inneres schneller zu erreichen und die natürliche Schutzfunktion der Seele zu umgehen. Diese nämlich möchte sich erstmal anschauen, mit wem sie es so zu tun hat. Denn die Kultur des Siezens hat den wunderbaren Vorteil, dass man langsam in einer Beziehung ankommen kann. Je beliebter das Du in unserer täglichen Kommunikation aber wird, desto weniger Effekt wird die strategische Anrede erzielen.
Etikette ist veraltet: Der Besenstiel im Rücken, das Buch auf dem Kopf? Das war tatsächlich gestern. Veraltet ist dabei allerdings nur die Methode nicht aber das, was sie erreichen möchte: Eine gute Körperhaltung nämlich sorgt in der Hochkultur der Selbstdarstellung mehr denn je für eine Ausstrahlung von Lässigkeit und Stärke.
Dieses Beispiel zeigt, wie wir eigentlich an die Sache herangehen sollten: Mit einem klaren Blick und einem gesunden Menschenverstand. Riskieren Sie deshalb den Fokus aufs Detail und fragen sich, was es ist, das Sie wirklich brauchen: Das kunstvolle Zerlegen eines Hummers ist vielleicht in Ihrem Business-Alltag weniger vordergründig als ein angenehmer Händedruck, der Umgang mit Visitenkarten, die smarte Art, sich vorzustellen oder einen Small-Talk zu führen, an den sich Ihr Gesprächspartner noch lange später erinnert.
Je teurer das Restaurant, desto ungemütlicher ist es: Steife Stühle und Mangel an Ellenbogenfreiheit? Kein Platz, um die Serviette abzulegen oder ein mittleres Chaos an Gläsern, Besteck und Brötchen-Teller? Das passiert Ihnen eher in der Enge eines Flugzeugs als in einem Restaurant 4.0: Mit dem Food-Trend der Design-Gastronomie ändern sich nämlich auch die Darreichungsformen der Lifestyle-Gerichte, die so kreativ sein können, dass man fast eine Betriebsanleitung braucht. Und so wird auch der Businesslunch mit ernstem Thema zu einem vergnüglichen kulinarischen Erlebnis.
Foto: Spencer Platt/ Getty ImagesManieren folgen starren Regeln: Vor dem Schraubstock kommt immer noch die Aufmerksamkeit für das Gegenüber, das man erreichen möchte. Knigge hat mehr mit Herzensbildung als mit Vorschriften zu tun. Und bevor Ihnen der Kopf raucht, ob Sie jemandem "Gesundheit" sagen dürfen, lohnt sich ein Gedanke an den Empfänger der Geste: Der Enkel wünscht dem gleichaltrigen Kollegen vielleicht nicht mehr "Gesundheit" seinem Opa aber schon! Denn der legt Wert darauf. Manieren sind nämlich immer nur so gut, wie sich der andere damit wertgeschätzt fühlt. Wenn Sie das verinnerlicht haben und es auch ausstrahlen, verzeiht Ihnen das Leben auch einen Schnitzer.
Foto: Heiko Wolfraum/ dpa