
Business-Knigge Afrika Geschichte kennen, zurückhaltend sein - und auf die Namen achten
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Wenn Turkish-Airlines-Chef Temel Kotil auf Afrika zu sprechen kommt, gerät er schnell ins Schwärmen. Der Kontinent sei "Europas Zukunft", "ein Paradies in der Nachbarschaft": 1,2 Milliarden Menschen, mehr Rohstoffe als in China. Das rasante Bevölkerungswachstum des Kontinents (Nigeria soll bis 2050 zum drittgrößten Land der Welt aufsteigen) birgt eine Vielzahl von Problemen, aber auch Chancen.
Denn in vielen der Länder reift allmählich eine stabile Mittelschicht heran, die ihre Bedürfnisse befriedigt haben möchte. Das schafft Nachfrage. Afrikas Volkswirtschaften wachsen derzeit um 4,5 Prozent, 2016 sollen es sogar 5 Prozent sein.
Wer sich unternehmerisch vor Ort engagieren will, muss sorgfältig auf die Gepflogenheiten des jeweiligen Landes achten. Jeder Staat hat seine ganz eigene Kolonialgeschichte. Und viele haben mit den Spätfolgen sozialistischer Regime zu kämpfen. Die Afrika-Statthalter deutscher Konzerne haben also oft Standorte im Portfolio, die so unterschiedlich sind wie Grönland und Tahiti.
Da ist Flexibilität gefragt. Es gibt aber auch Regeln, die für den ganzen Kontinent gelten. Viele afrikanische Gesellschaften sind muslimisch geprägt - daher empfiehlt sich Respekt vor allem Religiösen, äußerste Zurückhaltung dem anderen Geschlecht gegenüber, Vorsicht mit Alkohol. Zudem sollte man Geduld mitbringen.
"Europäer haben die Uhren, Afrikaner haben die Zeit", zitiert Asmau Nitardy vom Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft eine Expatriate-Weisheit. "Deutsche wollen immer viel zu schnell auf den Punkt kommen. Chinesen machen das besser, die reisen in großen Gruppen an, nehmen sich Zeit, bringen Geschenke mit und laden erst einmal zu vielen Essen ein."
Kenia: Investorin Chris McGuire über die richtige Taktik in Meetings.
Chris McGuire von Aperios Partners am Kilimandscharo
Foto: privatSeien Sie pünktlich! Die Kenianer sind ein sehr relaxtes Volk, doch Ausländern wird verspätetes Erscheinen als Unhöflichkeit ausgelegt. Das Meeting beginnt dann gleich in einem härteren Ton. Visitenkarten sind wie in China mit beiden Händen zu überreichen. Sollten die Verhandlungen schwierig werden, vermeiden Sie es, Irritationen in Stimmlage oder Worten auszudrücken.
In Kenia wird das als extrem rüde empfunden. Zu Geschäftsterminen erscheint meist der CEO oder Chairman in Begleitung einiger nächstrangiger Untergebener. Sie führen die eigentlichen Verhandlungen und dürfen locker beim Vornamen genannt werden. Dem CEO oder Chairman gegenüber, der wie eine Art Häuptling über den Verhandlungsverlauf wacht, ist größtmögliche Höflichkeit angebracht.
Er ist stets mit dem Nachnamen anzusprechen; als Begrüßungsformel eignet sich das "Jambo!" ("Hallo, wie geht es Ihnen?") besser als ein schlichtes "Hello!" Beziehen Sie ihn zwischendurch immer wieder mit ein, und bleiben Sie stets aufmerksam und höflich. Ich habe einmal selbst erlebt, wie ein Mitinvestor von uns das eherne Nachnamengesetz gebrochen hat: Es reichte, um ihn komplett aus dem Deal zu kippen.
Protokoll: Eva Buchhorn
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Dos
Körperkontakt:
Umarmen, lachen, Hände halten
Viele Afrikaner halten engeren Kontakt, als Deutsche es gewohnt sind: Man fasst einander an oder umarmt sich bei Vertragsabschluss. Wer da jedes Mal zusammenzuckt, hat es schwer.
Respekt:
Alter vor Schönheit
Afrika ist ein junger Kontinent das Durchschnittsalter liegt bei unter 25 Jahren. Dem Alter wird daher fast überall besonderer Wert beigemessen, natürlich auch im Geschäftsleben.
Geduld:
Antworten können länger dauern
Eine rasche Antwort auf Mails oder Briefe ist fast überall in Afrika eher unüblich. Planen Sie von vornherein genügend Zeitpolster ein, damit Sie nicht in Stress geraten.
Understatement:
Bescheidenheit kommt an
Besonders in Südafrika erreichen Sie Ihr Ziel eher, wenn Sie tiefstapeln. In Verhandlungen dürfen Sie auch ruhig etwas Humor zeigen, das untergräbt Ihre Autorität keineswegs.
Don'ts
Gucken:
Langen Blickkontakt halten
In vielen afrikanischen Ländern gilt es als schlechtes Benehmen, dem Gegenüber lange in die Augen zu sehen. Deutsche interpretieren das oft falsch als Ausweichen, dabei ist das Gegenüber nur höflich.
Ethnien:
Direkte Fragen stellen
Die Zugehörigkeit zu einer Bevölkerungsgruppe ist in vielen Ländern Afrikas identitätsbestimmend. Oft gibt der Name Aufschluss; eine direkte Frage nach der Ethnie gilt fast überall als grober Fauxpas.
Arroganz:
Belehren und bekehren
Fast ganz Afrika steckt noch das Erbe der Kolonialzeit tief in den Knochen. Wer mit der Attitüde des Besserwissens auftritt oder von oben herab urteilt, rührt an alte Wunden.
Zeit:
Termine wörtlich nehmen
Schon wegen der Unsicherheit vieler Verkehrsverbindungen auf dem Kontinent sind Termine oft Makulatur. Zehn Uhr kann auch heißen: Irgendwann am Vormittag. Wenn nichts dazwischenkommt.