

Wahre Größe hält sich lange - aber nicht ewig. Seit neun Jahren schon segelt der Dreimast-Schoner Eos unangefochten allen anderen Segelyachten davon: Mit 92,92 Metern führt die Eos das Längen-Ranking an, das das Magazin "Boote Exclusiv" alle zwei Jahre herausgibt (im Wechsel mit dem Ranking der größten Motoryachten der Welt).
Die Eos wurde, wie das in Branche so üblich ist, 2006 unter strengster Geheimhaltung gebaut - von Bremer Lürssen-Werft für den amerikanischen Medienunternehmer Barry Diller, der sie nach einem Brand im Jahr 2012 völlig neu ausstatten ließ.
Schon im kommenden Jahr könnte die imposante Yacht allerdings den Platz an der Spitze verlieren. Mehrere Giga-Segler sind im Bau, wie "Boote Exclusiv"-Chefredakteur Marcus Krall weiß. Und dann wird wahrscheinlich auch die magische 100-Meter-Marke geknackt. "Im nächsten Ranking werden wir mit White Pearl einen neuen Spitzenreiter sehen, der diese Position wahrscheinlich recht lang besetzt. Die Yacht wird ein einziger Superlativ", so Krall. Mit ihren mehr als 145 Metern setze der Mega-Segler, der derzeit in Kiel entsteht, neue Maßstäbe. Auftraggeber soll der russische Multi-Milliardär Andrej Melnichenko sein, dem auch die 119 Meter lange Motoryacht "A" gehört.
Um es auf die Liste der Top 200 zu schaffen, muss ein Schiff mindestens 40 Meter lang sein. Die komplette Liste druckt das Magazin in seiner aktuellen Ausgabe ab (siehe Kasten). 17 Neuzugänge gibt es in diesem Jahr, zwölf davon unter den ersten 100 Plätzen, fünf weitere zwischen den Plätzen 100 und 200 ein. Die ersten drei Plätze blieben gleich, Platz vier ersegelte sich die Aquijo, eine 85 Meter lange Alu-Stahlyacht mit 90 Meter hohen Masten.
"Der Segelyacht-Markt ist generell etwas unter Druck, in der Spitze ab 60 Meter ist allerdings die Nachfrage recht groß", weiß Krall. "Reichten 2007 noch 38 Meter für einen Platz unter den Top 200, musste es in diesem Jahr zwei Meter mehr sein, um sich in den Top 200 zu platzieren. Um es bis in die Top 100 zu schaffen, mussten die Segelyachten 2015 satte 47 Meter mitbringen", so Krall. Auch deutsche Eigner seien nach wie vor sehr aktiv im Markt.
Platz 1: Die 92,92 Meter lange Eos gehört dem US-amerikanischen Medienunternehmer Barry Diller. Seit ihrem Bau 2006 führt sie das Ranking der längsten Segelyachten an - dürfte den Platz an der Spitze allerdings bald verlieren, wenn einige der im Bau befindlichen Giga-Segler fertiggestellt werden.
Platz 2: Boot gefällig? Die Athena wurde 2004 bei Royal Huisman in den Niederlanden auf Kiel gelegt und ist 90 Meter lang. US-Eigner Jim Clark bietet sie aktuell zum Verkauf an.
Platz 3: Auf Rang drei rangiert die Maltese Falcon (88 Meter) von der italienischen Werft Perini Navi. Eignerin ist die griechische Geschäftsfrau Elena Ambrosiadou.
Platz 4: Die 1575 Tonnen verdrängende Alu-Stahlyacht Aquijo verfügt über zwei knapp 90 Meter in den Himmel ragende Masten, an denen eine Segelfläche von 3200 Quadratmetern befestigt ist. Länge der Yacht: 85 Meter
Platz 5: Mit 78 Metern ist die M5 die weltweit größte Slup, gezeichnet von Ron Holland. Masthöhe: Stolze 88,3 Meter.
Platz 6 (ohne Abbildung):Der 75,13 Meter lange Viermastschoner Phocea ist schon knapp 40 Jahre alt, darf aber immer noch mit den größten Segelyachten spielen.
Platz 7: Die 69,24 Meter lange Atlantic ist eine Replik einer Segelyacht von 1905. Eigner Ed Kastelein nimmt auch Chartergäste auf.
Platz 8: Wenn es um die Segel-tuchgröße geht, führt mit deutlichem Abstand die 67,20 Meter lange Alloy-Ketch Vertigo das Ranking - der Länge nach schafft sie es allerdings nur auf Platz 8. Sie trägt an ihren beiden Kohlefasermasten unglaubliche 5330 Quadratmeter Tuch.
Platz 9: Der Cruiser-Racer Hetairos bringt es auf 66,7 Meter - ein Meisterstück aus Kohlefasern.
Platz 10:Die Ahimsa ist 66 Meter lang und hat 83 Meter hohe Masten.
In der Kieler Nobiskrug-Werft wird zurzeit die Super-Segeljacht "White Pearl" gebaut. Mit fast 150 Metern Länge wird es das längste Segelschiff der Welt.
Auftraggeber ist dem Vernehmen nach der russische Industrielle und Milliardär Andrej Melnitschenko, der sein Geld vor allem im Bankgeschäft und mit Industriebeteiligungen machte.
Berichten zufolge wird das Schiff 25 Meter breit sein und einen Tiefgang von etwa acht Metern haben. Mehr als 60 Leute seien als Crew vorgesehen, heißt es.
Die Masten, die auf diesen Bildern noch nicht montiert sind, haben angeblich eine Höhe von bis zu 100 Metern.
Kürzlich gab es eine erste Testfahrt mit der "White Pearl". Die Fertigstellung ist angeblich für Sommer 2016 geplant.
Zum Vergleich: Das deutsche Segelschulschiff "Gorch Fock" (im Bild) hat eine Länge von knapp 90 Metern. Die "Sedov" aus Russland, bekannt als größte Windjammer der Welt, kommt auf gut 117 Meter.
Auch seine erste Superjacht namens "A", hier in den Gewässern von Singapur unterwegs, ließ Oligarch Melnitschenko in Kiel bauen.