Österreich Luxuriöse Einöde
Leogang - Altes Holz, ein knisternder Ofen in einer gemütlichen Stube, dazu moderner Komfort: Im Urlaub in einer Berghütte zu wohnen, bedeutet längst nicht mehr, auf Bequemlichkeit zu verzichten. Fernseher und eine gut ausgestattete Küche, eine Sauna, zuweilen sogar ein Whirlpool im Badezimmer oder auf einer windgeschützten Terrasse sind heute keine Seltenheit.
Kärnten und die Steiermark machten es vor, Tirol, das Salzburger Land, Oberösterreich und Vorarlberg nahmen die Idee auf: Wo es schneesichere Hochalmen gibt, werden in Österreichs Alpenregionen rustikale Hütten zu Feriendörfern gruppiert. Mehr als zehn neue Dörfer wurden allein in dieser Saison eröffnet. Sie liegen am Rande der Skipisten, Höhenloipen oder an Knotenpunkten im Wanderwegenetz, bis hinauf in Höhen über 2000 Meter.
Schlitten - mit Motor oder mit Hunden
Erfahrungen aus Jahrzehnten Alpentourismus flossen dabei in die Planungen ein, wobei sich die Anbieter zum Teil spezialisieren. Die Hütten der "Stonehill-Ranch" auf der Mühlviertler Alm verfügen zum Beispiel über einen Stall fürs eigene Pferd. Das 2000 Meter hoch bei Sölden liegende Almdorf Silbertal bietet Motorschlitten-Touren über das Hochplateau an. Auf Schlittenhunde und Trapperambiente setzt dagegen die "Mountainwolffarm" in Oberösterreich.
Am Sonnenhang der Leoganger Steinberge im Salzburger Land eröffnete zu Saisonbeginn das Steinalmdorf der Bauernfamilie Madreiter. "Für Naturliebhaber gab es hier in Leogang-Saalfelden einfach zu wenig Angebot", sagt Philip Madreiter. Daher verzichteten die Bergbauern auf den Anbau eines Hotels an ihren traditionellen "Embachhof". Stattdessen errichteten sie komfortable Hütten auf den weitläufigen Almwiesen. Architektur und die Materialien wurden an die ursprüngliche Landschaft des Saalachtals angepasst.
Zehn Gehminuten sind es auf dem Winterwanderweg zur Talstation der Asitzbahnen mit Einstieg in den Skizirkus Saalbach-Hinterglemm-Leogang. Die Abfahrt oder eine Rodeltour ist in den meisten Wintern bis zur Hütte möglich. Doch wie bei den anderen neu gebauten Almdörfern sind nicht nur Wintersportler die Zielgruppe.
Die Hütten sollen sich möglichst gut in die Natur einfügen, fordert der österreichische Alpenverein. Und durch die Bebauung soll es nicht zur Neuerschließung von bislang unberührten Bereichen kommen. Hütten, die diese Kriterien erfüllen, werden mit einer Umweltmedaille ausgezeichnet und sind gar nicht mehr so selten.
Vier-Gänge-Menü und Abendstille
Vier-Gänge-Menü und Abendstille
Für Familie Madreiter ist die Nähe zur Natur selbstverständlich - sie bewirtschaftet einen Biobauernhof. Zum Frühstück bringt Bäuerin Elisabeth den Gästen ihres Dorfes einen Korb mit dem "Salzburger Biofrühstück" aus regional hergestellten Bio-Produkten in die Hütte.
Am Abend kann sich der Hüttengast wahlweise den "Steinalm-Genusskorb" für ein privates Dinner in den eigenen vier Wänden bestellen oder sich für ein vier Gänge umfassendes Menü im nur einen kurzen Spaziergang entfernten Ferienbauernhof der Gastgeber anmelden.
Selbstversorgung kann, muss aber nicht gewählt werden. Das Almdorf Jochmontafon bei Gargellen zum Beispiel bietet auch All-Inclusive-Urlaube an. Einsamkeit statt Après-Ski-Gaudi im Tal, abendliche Stille am Berg statt Discosound im Tal: Wer nicht nur tagsüber die kleinen Fluchten sucht, sondern mitten in der Natur leben möchte, ist in den Almdörfern des Alpenraumes gut aufgehoben - auf Komfort muss er dabei nicht verzichten.
Bibiana Behrendt, dpa