Gigantomanie Eine Insel schippert vorbei

Unbekannte Inseln gibt es nicht mehr wie Sand am Meer. Warum nicht mal eine eigene schaffen, und 10.000 Urlaubern ein kurzweiliges Vergnügen bieten, denkt sich ein französischer Mischkonzern - und ließ schon mal ein eiförmiges Modell entwerfen.
Von Martin Scheele

Paris - Wer träumt nicht von einer einsamen Insel? Weit weg von Bürotürmen, Verkehrsstaus und anderen Touristen? Alles gehört einem allein: der Strand, die Kokosnüsse, die Zeit. Aber halt: Gedeiht nicht bald, selbst in einer paradiesischen Umgebung die Langeweile, entsteht nicht bald das Verlangen nach gewohntem Komfort und modernen Freizeitangeboten?

Dem französischen Architekten Jean-Philippe Zoppini ist womöglich jetzt die Quadratur des Kreises gelungen. Unlängst wurde in Paris "AZ-Island" als Computersimulation vorgestellt. Eine künstliche Insel, auf der ein 18-stöckiger Rundbau mit 4000 Kabinen etwa 10.000 Urlaubern Platz, Komfort und Kontakt bieten soll.

Der Nachteil einer Insel, auf der immer das gleiche Meerespanorama zu sehen ist, würde sich damit in Luft auflösen. Schließlich soll das 300 mal 400 Meter bedeckende Objekt mit zehn Knoten über die Meere schippern - dem Urlauber also die bisher einmalige Verknüpfung von verändernder Inselperspektive und raumgreifender Kreuzfahrt bieten.

Tennis, Kino, Museum: Großes Freizeitangebot

Das 78 Meter hoch über den Wasserspiegel ragende Traumschiff soll, so planen es die Entwickler, in sieben Teilmodulen gebaut und dann zusammengefügt werden. Jean-Philippe Zoppini sieht dabei keine großen Probleme auf sich zukommen. Er will sich auf die Erfahrungen aus dem Bau von Offshore-Ölbohrplattformen stützen.

Für einen kurzweiligen Urlaub auf der schwimmenden Insel ist auf jeden Fall gesorgt. Neben zahlreichen Geschäften, überdachten Passagen, Restaurants und Kinos sollen Bowlingbahnen, Tennisplätze und ein olympiareifes 40-Meter-Schwimmbecken mit Süßwasser nicht fehlen. Und falls es mal regnet, kann der Urlauber sich an einem großen Aquarium erfreuen oder das schiffseigene Museum erkunden.

Wer dem Stadtleben mitten auf Atlantik oder Pazifik entfliehen möchte, dem steht am ausladenden Heck eine geschützte Lagune samt Yachthafen zur Verfügung. Die Kaianlagen messen 40 Meter. Im Hafen sollen zukünftig zwei Fähren für Landausflüge liegen; zudem gibt es zahlreiche Liegeplätze für Segelboote, Yachten und Motorboote jeder Größe.

Ob das Projekt je realisiert wird, steht in den Sternen. Die Kosten dürften sich etwa in Höhe des Preisvolumens von drei bis vier Kreuzfahrtschiffen bewegen. Der Auftraggeber, der französische Mischkonzern Alstom, sucht derzeit nach Investoren.

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