
Trenchcoat: Klassiker für den Herbst
Trenchcoats Gut ummantelt
Wiesbaden - Wann immer ein Modedesigner oder Fashion-Profi gefragt wird, was unbedingt in den Kleiderschrank gehört, wird der Trenchcoat genannt. Er gilt als echter Allrounder unter den Mänteln und hat modisch eine einzigartige Karriere gemacht: Ursprünglich war dieser Mantel für die Schützengräben im Ersten Weltkrieg erfunden worden. "Trench" bedeutet im Englischen nämlich Graben.
Eines der wesentlichen Merkmale dieses Manteltyps waren von Anfang an die Schulterklappen, an denen damals militärische Rangabzeichen befestigt werden konnten. Dieses Detail zeichnet den Trench auch heute noch aus. Ebenso hat er den sogenannten Koller. Das ist eine zweite Lage Stoff über der Schulterpartie, die dafür sorgt, dass Regenwasser besser vom Mantel ablaufen kann. Weitere Merkmale: Ärmelriegel, Bindegürtel und doppelreihige Knöpfung.
Seinen Sprung ins zivile Leben schaffte der Trench nicht zuletzt durch den Film: Allen voran war es natürlich Humphrey Bogart, der ihn in "Casablanca" (1942) berühmt machte. Audrey Hepburn dagegen trug das Stück in ihrem Welterfolg "Frühstück bei Tiffany" (1961).
Damit wurde der Trenchcoat auch zu einem festen Bestandteil der Frauenmode - allerdings mit der Folge, dass dieser Begriff sehr weit gefasst wird, wie Stilexpertin Katharina Starlay aus Wiesbaden erklärt. "Heute werden unter dem Begriff Trenchcoat oft so ziemlich alle kurzen bis knielangen Mäntel angeboten". Doch ein echter Trench zeichnet sich durch die genannten Merkmale aus, und genau auf diese sollte man beim Kauf auch achten.
Beige ist kein Muss mehr
Aber nicht nur: "Wenn man den Trench im traditionellen Beige kauft, sollte man unbedingt sehen, ob der Farbton auch zum Ton der eigenen Haut passt", rät die Einkaufsberaterin Maria Hans aus Hamburg. "Beige ist ja eine Farbbezeichnung, innerhalb der es etliche Nuancen gibt. Und nicht jede Nuance passt auch zu jeder Frau."
Doch diese Farbe ist heute kein Muss mehr. "Das Spektrum weicht ja mittlerweile von den klassischen Sahara- oder Schlammtönen sowie Marine und Schwarz ab", erläutert Katharina Starlay. "Heute gibt es den Trench durchaus auch in Rot oder verschiedenen Blaunuancen."
Und es gibt durchaus Frauen, für die der klassische Trenchcoat nicht zwingend erste Wahl ist. "Wer zum Beispiel breite Schultern, dazu kurze Arme hat, sollte auf den Manteltyp mit seinen Schulterklappen und Ärmelriegeln verzichten", empfiehlt die Imageberaterin Lydia Maier aus Starnberg (Bayern). "Sie lenken den Blick nämlich ganz bewusst auf diese Zonen. Auch der Gürtel - beim echten Trench ein absolutes Muss - kann problematisch sein, zum Beispiel bei Frauen mit sehr kurzem Oberkörper."
Aber: Aktuell gibt es viele Alternativen, so dass jede Frau ihren passenden Begleiter durch die Übergangszeit von Herbst auf Winter finden kann. "Besonders schön für große Frauen sind beispielsweise die Mantelmodelle im Herrenstil", findet Maier. "Und wer kleine Pölsterchen kaschieren möchte, ist mit einer der aktuellen Longblousons bestens beraten." Auch Mäntel in A-Linie bleiben in der kommenden Saison angesagt. Relativ neu im Trend sind im Herbst Mäntel im Empire-Stil, also mit einer hoch angesetzten Taille. "Diese sollten aber immer knielang sein", erklärt die Beraterin.
Wer es bei seinem Mantel für die Übergangszeit ein wenig extravagant mag, setzt auf ein ovales Modell in Eier-Form - bezeichnet mit dem englischen Wort eggshape. Wichtig ist das Styling dazu: Die Eierform sieht nur gut aus, wenn Rock oder Hose schmal geschnitten sind. Sonst stimmen die Proportionen nicht mehr. Maria Hans rät in der Übergangszeit noch zu lässigen Capes und leichten Wolljacken, die es aktuell in Mustern wie großformatigen Karos gibt. Beide sind im Styling völlig unkompliziert und lassen sich gut kombinieren.
Andrea Abrell, dpa
Rückblick: 100 Jahre Trenchcoat
Humphrey Bogart trug ihn in "Casablanca", Inspector Columbo machte ihn zu seinem Markenzeichen und auch sein deutscher Kollege Stephan Derrick oder Hape Kerkelings Journalisten-Parodie Horst Schlämmer schienen ihn selten auszuziehen: den Trenchcoat.
Seit 100 Jahren ist das Kleidungsstück aus Londoner Schneidereien ein Massenartikel - der Mantel wurde 1914 für die Soldaten im Ersten Weltkrieg zum Schutz gegen Wind und Wetter erstmals in Masse gefertigt. Auf der London Fashion Week, die am Dienstag endete, wurde der Klassiker aus dem Hause Burberry wieder gefeiert.
Zur Burberry-Schau - zweimal pro Jahr der Höhepunkt der Londoner Modewoche, die ansonsten eher im Schatten der Schauen von Paris, Mailand oder New York steht - hat sich auch Supermodel Kate Moss die Ehre gegeben. Die Traumfigur in eine schwarze Trenchcoat-Variante gehüllt, nahm sie als Zuschauerin in der ersten Reihe Platz.
Auf dem Laufsteg der Kontrast zum dezenten Schwarz: Suki Waterhouse beendete in einer knallbunt-bedruckten Variante des Burberry-Klassikers die Show des Edel-Schneiders.
Burberry war der Erfinder des Trenchcoats
So viel Glamour hatte Firmengründer Thomas Burberry sicher nicht im Sinn, als er Ende des 19. Jahrhunderts seine Skizzen für den ersten Trenchcoat aufs Papier brachte. Schon 1870 hatte er einen Stoff verarbeitet, der durch seine feste, wasserabweisende Qualität bestach: Gabardine.
Die Polarexpeditionen von Roald Amundsen, Ernest Shackleton und Robert Falcon Scott experimentierten etwa mit dieser neuen, wetterfesten, aber vergleichsweise atmungsaktiven Textiltechnik. Anfang des 20. Jahrhunderts machte Burberry aus dem Material durch raffinierte Schnitte einen zeitlosen Gebrauchsartikel.
Wetterfest sollte er sein und warmhalten. Schließlich musste er für das Schlimmste herhalten, was Menschen sich damals vorstellen konnten: die Schützengräben (englisch: trenches) des Ersten Weltkriegs. Burberry verlieh ihm Schulterklappen und einen selbstschließenden Gürtel mit einer Schnalle im D-Design - dort konnten die Soldaten Ausrüstung befestigen. Auch die Ärmel konnte man dem Mantel notfalls schnell zuziehen. Vorne schloss der Mantel mit zehn Reihen von jeweils zwei Knöpfen. Auf dem Rücken wurde die charakteristische zweite Stofflage angebracht, damit das Wasser besser abperlen kann. Die Offiziere der Royal Army waren begeistert - 1908 bestellten sie das neue Outfit in großer Menge.
Der Trenchcoat, der vor dem Ersten Weltkrieg noch "Tielocken" hieß, ist bis heute äußerlich in seinen wesentlichen Bestandteilen fast unverändert. Burberry lässt ihn weiter in Nordengland handfertigen. Angeblich müssen die jungen Schneider ein Jahr lernen, bevor sie einen Kragen hinbekommen. Das karierte Futter ist ein weiteres Markenzeichen. Kunden blättern für ein Original oft mehrere Tausend Euro hin.
Ein Dauergast bei den großen Schauen
Der Burberry-Trenchcoat hatte in den 90er Jahren eine Durststrecke. Die Londoner Traditionsfirma drohte, unter den großen weltweiten Modemarken zerrieben zu werden. Vorstandschefin Angela Ahrendts, Anfang des Jahres zu Apple abgewandert, brachte das Unternehmen wieder zu ihren Wurzeln - dem Mantel. "Seit der Erfindung von Gabardine durch Thomas Burberry vor mehr als 150 Jahren war Outdoor-Kleidung der Kern unseres Geschäfts - und das bleibt es bis heute. Ablesen kann man das am Burberry-Trenchcoat als unsere Ikone", schrieb Ahrendts in ihrem letzten Geschäftsbericht für Burberry.
Die Umsatzzahlen gingen steil nach oben, zwischen 2006 und 2013 haben sie sich von 1,2 Milliarden Pfund auf 2,4 Milliarden Pfund verdoppelt (etwa 3 Milliarden Euro). Der Vorsteuergewinn verdoppelte sich von 2010 bis 2013 auf gut 460 Millionen Pfund.
Auf den großen Modeschauen - für Damen wie auch für Herren - ist der Trenchcoat ein Dauergast. Wie kaum ein zweites Kleidungsstück steht der Trenchcoat für zeitlose Eleganz und etwas, was in der Mode viele Höhen und Tiefen durchlebt hat: vornehme Britishness.