Skimode Bunte Schneehasen
Berlin - Es wird bunt auf der Piste. Von Aspen bis Ischgl trägt man im kommenden Winter Kobaltblau auf Currygelb. Schon im vergangenen Winter waren im Schnee Outfits in starken Farben im Trend. Während man da aber noch die Knallfarben der Jacke mit einer gedeckten Hose kombinierte, fällt in der Wintersportsaison 2011/12 auch diese Bastion der Zurückhaltung: Schneehasen mutieren endgültig zu Kanarienvögeln auf Brettern.
Der Farbtrend kommt direkt vom Laufsteg auf die Piste: Bei den Schauen der großen Designer wurden auffällig bunte, aber einfarbige Kleidungsstücke wild miteinander kombiniert. Grüne Hose zu rotem Shirt, gelber Rock zur grünen Weste. Doch schon lange vor Prada und Jil Sander nutzten die Designer der jungen Snowboard- und Freeski-Szene schon das Colourblocking und preschten gerne auch in Sachen Wintersport-Mode mit besonders halsbrecherischen Kombinationen voran. Jetzt ziehen die Hersteller für den breiten Markt nach.
Schöffel zeigt etwa eine dunkelblaue Skijacke zur knallgelben Hose, genau umgekehrt kombiniert Salomon die Knallfarben. Maloja zeigt Skifahrer in blauer Hose, roter Jacke und gelber Mütze, Puya eine orangene Hose zur lila Jacke. Bei Burton tragen Damen Jacken im weiten Boyfriend-Schnitt mit Flächen in Pink, Lila und Mintgrün.
Ralf-Stefan Beppler, Trendexperte von der Messe Outdoor in Friedrichshafen, ist davon überzeugt, dass die bunte Farbmischerei ankommt: "Farbe macht jünger." Auch die älteren Skifahrer griffen inzwischen zu kräftigen Grün, Gelb- und Orangetönen. Laufstege im Schnee interessieren den Sicherheitsexperten des Deutschen Skiverbands (DSV) recht wenig, Andreas König findet aber etwas Gutes an dem Trend: "Ich bin sehr froh, dass es farbenfroh geworden ist. Je bunter die Kleidung, umso besser werden Skifahrer auf der Piste wahrgenommen."
Die Baseballjacke kommt dick gefüttert auf die Skipiste
Doch es gibt auch Gegenentwürfe. "In der Snowboardmode sehen wir eine Bewegung zur Natur - zu Olivtönen und Braun", berichtet Nina Piatschek, Trendexpertin für Wintermode beim Fachmagazin "Textilwirtschaft". Hier bleibt die dem Brettsport eigene Lässigkeit das stilbildende Element. Die Mode ist unangestrengt und cool: Man sieht weite Schnitte, große Karos, Prints und Hemden aus Flanell. Auch die Baseballjacke, die im Sommer ihr Comeback auf der Straße feierte, findet dick gefüttert ihren Weg in die Kollektionen der Snowboard-Spezialisten wie Burton und Nike 6.0.
Mehr denn je verwischen die Grenzen zwischen Sport und Mode. Auch klassische Skijacken bekommen enge Schnitte verpasst und werden ausgehtauglich, wie bei Vaude. Neben viel Farbe bieten diese vor allem viel Komfort. Strech- und Shellstoffe wärmen, ohne dabei die Bewegungsfreiheit einzuschränken und neue Membranen schützen vor Wind, aber lassen die Kleidung gleichzeitig atmen. "Ich schwitze nicht so viel, friere nicht so viel, habe weniger Wasserverlust, bin entsprechend auch geistig fitter und beim Skifahren mehr bei der Sache", erläutert Andreas König.
Solche technische Weiterentwicklung haben sich als die große Konstante der vergangenen Jahre erwiesen. "Produkte werden immer leichter, dürfen dabei aber nicht in der Funktion nachlassen", sagt Ralf-Stefan Beppler. Auch die Produktionsbedingungen treiben die Branche um. "Nachhaltigkeit ist ein extrem wichtiges Thema", sagt Nina Piatschek. Beppler sieht den Öko-Boom sogar im Selbstverständnis der Branche verankert: "Wenn es Outdoor auch in Zukunft geben soll, muss die Natur erhalten bleiben. Und natürlich fühlen sich da auch die Firmen gefordert."
Weil bei der Funktionskleidung Hersteller etwa auf Kunststoffe wie Polyester angewiesen sind, wird hier Recycling immer wichtiger. Bei Pyua entwickelte man mit Verwertern ein Recyclingsystem: Kleidung, die in Altkleidercontainern landet, wird erfasst, und für die eigene Produktion wiederverwendet.