Fashion Week Roboter in Röhrenhosen
Berlin - Kühle Farben, kombiniert mit Latex und schlichten Schnitten - der Chefdesigner des Modelabels Joop bleibt seiner Linie treu. Dirk Schönberger präsentierte am Donnerstag im Rahmen der Berliner Fashion Week seine mit Spannung erwartete Frühjahr/Sommer-Kollektion Jeans für 2009. Der Designer ließ sich dabei inspirieren von Robotern und Geishas. Zu elektronischen Beats ließ er die Models in engen Röhrenhosen, knappen Shirts und Kleidchen durch ein ehemaliges E-Werk am Berliner Ostbahnhof stolzieren.
Auffällig waren die Materialien: Latex, Lack und Metallbeschichtungen gaben glänzende Effekte, darüber hinaus dominierten leichter Jersey, gebleichter Denim, grober Strick und Satin. Die Schnitte reichten von üppig, voluminösen Pluderhosen und kimonoartigen Wickelkleidern bis zu kurzen, engen Shirts und Hosen, die viel Haut und jeden Muskel zeigten. Kühle Grau- und Blautöne wurden abgewechselt von dunklem Schwarz, wässrigem Pink, knalligem Rot und leuchtendem Gelb.
Die Show lockte einige Prominenz an, darunter die Schauspielerinnen Nicolette Krebitz, Catherine Flemming, Andrea Sawatzki und das Model Eva Padberg, das Gesicht der Fashion Week. Die geladenen Gäste feierten anschließend in der benachbarten "Panorama Bar" über dem angesagten Club "Berghain".
Berlin fällt aus dem Rahmen
Schönberger absolvierte die renommierte Modeschule Esmod in München, ehe er dem Team von Designer Dirk Bikkembergs in Antwerpen und Italien angehörte. Im vergangenen Jahr wurde er zum Kreativdirektor von Joop. Der aus Köln stammende Designer soll die Marke wiederbeleben, die nach dem Ausstieg von Gründer Wolfgang Joop 2001 an Profil verloren hatte.
Auf der Fashion Week stehen in den kommenden Tagen unter anderem Schauen von Michalsky, Unrath & Strano, M by Kostas Murkudis und Vivienne Westwood auf dem Programm. EinHöhepunkt ist am Samstag die Verleihung des "Elle Fashion Star". Dann wird Modeschöpfer Karl Lagerfeld von Model Claudia Schiffer für sein Lebenswerk geehrt.
"In Berlin hat man noch sehr viel Mut, Sachen zu machen, die aus dem Rahmen fallen", sagt Markenbotschafterin Eva Padberg über die Fashion Week. Die Stadt habe auf jeden Fall Glamour. Diesmal steht das weiße Modezelt auf dem Bebelplatz am Boulevard Unter den Linden. 25 Schauen finden darin statt, darunter von Joop Jeans, Michalsky, Unrath & Strano, M by Kostas Murkudis und Vivienne Westwood.
Lieblingsoutfit? "Nackt."
Lieblingsoutfit? "Nackt."
Zum Auftakt hatte der belgische Designer Bruno Pieters zur Show von Hugo in eine alte Lagerhalle im Westhafen geladen, der den für Berlin typischen Industriecharme versprüht. Pieters hat sich vom Bauhausstil inspirieren lassen.
Kontraste in Schwarz, Weiß und leuchtendem Kobalt-Blau, lässige Trenchcoats, hohe Hemdkragen mit Binder und Zopfmuster prägen seine zweite Kollektion für Hugo. Brüche sind wichtig. Zur Anzugjacke dürfen es bei Pieters auch mal Shorts sein.
Wie bei der Berliner Modewoche üblich, wurde am Donnerstag auch beim Publikum besonders genau hingeschaut. Schriftsteller Benjamin von Stuckrad-Barre kam im weißen Dandy-Outfit, Regisseur Oskar Roehler mit Helmut-Kohl-Gedächtnisbrille, "Sex and the City"-Darstellerin Kim Cattrall im gestreiften Oberteil.
Schauspieler Rupert Everett (zartrosa Hemd) ist in Berlin schon fast Stammgast. Ihm gefällt der raue Charme der Stadt. "Sie ist keine Hochzeitstorte", findet der Brite. Everett, der kürzlich mit einem Wohnsitz in der Uckermark liebäugelte, kann eher den Berliner Straßenpunks mit ihren Hunden etwas abgewinnen als dem kommerziellen Stil der Glitzerwelt. Auf die Frage nach seinem Lieblingsoutfit antwortete er trocken: "Nackt".
manager-magazin.de mit Material von dpa