Socken sind das Verschleißteil der Männergarderobe und das zweitegalste Kleidungsstück der Welt. Dabei können sie schnell einen guten Gesamteindruck verderben. Findige Unternehmer bieten deshalb eine skurrile Fußpflege für Manager an.
Hamburg - Wohl der Socke, die am Ende in Kinderhände fällt. Bekommt zwei Knöpfe als Augen verpasst und einen Mund aufgestickt und erwacht als Handpuppe zu neuem Leben, wenn man das so nennen kann. Manchmal reicht die kindliche Ausdauer für eine ganze Gruppe. Falls hinten im Kleiderschrank eine weiße Tennissocke auftaucht, reiht sie sich mit den schwarzen zu einer Multikulti-Gemeinde auf.
Leider sind die Weißen knapp geworden, seit sie 1982 im Slipper von Michael Jackson beim Moonwalk Karriere machten und fortan der Hit in der kruden Modewelt der 80er waren. Heute sind alle Socken schwarz, das zweitegalste Kleidungsstück nach dem Feinrippunterhemd. Socken taugen nicht mehr als Differenzierungsmerkmal. Socken sind das Verschleißteil der Modewelt.
Weil der Kauf keine Erbauung nach Feierabend verspricht und deshalb gerne aufgeschoben wird, bieten findige Internethändler seit einiger Zeit Socken im Abo an. Die Idee stammt von den Chefs der Schweizer Firma blacksocks, die mit weitem Abstand Marktführer ist. Deren Gründern fielen der Legende nach 1994 beim ohne Schuhe eingenommenen japanischen Tee die ungleichen verwaschenen Socken ihrer Geschäftsfreunde auf.
Mit der Lösung trauten sie sich zwar erst 1999 auf den Markt. Inzwischen verschickt ihre Blacksocks AG aber nach eigenen Angaben mehrmals jährlich Socken an 15.000 Kunden. Allein im vergangenen Jahr sei der Kundenstamm um 25 Prozent gewachsen, sagen die Gründer am Sitz der Schweizer Firma in Zürich.
Mode am Mann statt auf der Socke: Handballspieler Stefan Kretzschmar mit Tätowierung, die Ex-Freundin Franziska van Almsick zeigt.
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Startschuss für jahrelange weiße-Socken-Mode: Moonwalk-Erfinder Michael Jackson
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Kindgerechtes Recycling: Handpuppe aus Socken
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Sockenparade Bitte klicken Sie auf ein Bild, um zur Großansicht zu gelangen.
Für die Jahrespakete kassieren sie zwischen 50 und 200 Euro jährlich, je nach Menge und Qualität. Die Geschäfte bahnen sie wie getsox.com, sockenportal.de oder socken-haus.de ausschließlich übers Internet an. Auf mindestens zwei Dutzend ist die Zahl der Händler mit entsprechendem Geschäftsmodell inzwischen angewachsen.
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Das Geschäftsmodell funktioniert bei allen Konkurrenten ähnlich: Gewählt werden kann zwischen Paketlösungen, die Menge, Qualität und Lieferabstände vorgeben. Frische Socken gibt's so lange, bis das Abo gekündigt wird. Gezahlt wird pro Lieferung.
"Jeder kann sich zusammenstellen, was er braucht", sagt Victor Rochow, dessen Firma Sockrack fast die komplette Bürotarnkleidung per Post liefert. Über die Seite sockenzauber.de betreibt sie aus dem beschaulichen Eckernförde an der schleswig-holsteinischen Ostseeküste ihre Geschäfte. Im Gründerzentrum am Stadtrand führt der Weg durch das zentrale pflanzenbestückte Glasatrium ins Büro des Zwei-Mann-Betriebes, in dem Rochow die Geschäfte mit den zurzeit etwa 500 Abonnenten verwaltet.
Inzahlungnahme für Altsocken
Das Lager ist kaum größer als das deutsche Durchschnittswohnzimmer, was Rochow mit einem Vorteil des Geschäftsmodells erklärt: "Wir können genau sagen, was wir wann verschicken müssen und entsprechend bestellen." Packen tut die Poststelle; neben schwarzen Socken gelegentlich auf Bestellung auch Hemden in den üblichen Bürofarben Hellblau und Weiß und außerdem Damen- und Herrenunterwäsche.
Damit will sich Rochow von der Konkurrenz abheben - und stößt in höherpreisige und damit margenträchtigere Geschäftsfelder vor. Denn viel zu verdienen gibt es vor allem bei den angebotenen Billigsocken nicht, zumal er Altsocken noch, ein symbolischer Akt, in Zahlung nimmt. Beim Preis von 1,90 bis 2,90 Euro für die Hausmarke hilft nur Masse. Die soll, bisher laufen nur Gespräche, demnächst Kooperationen mit Bonussystemen von Tankstellen und Verlagen bringen.
Womöglich ist der Idee dann dauerhafter Erfolg beschieden, der erst gefährdet ist, wenn irgendwann ein Modeschöpfer die Socken wiederentdeckt. Wenn nach der Rückkehr der Schlaghose und der natürlich ironischen Zitation von 70er Jahre Frisur und Oberlippenbärtchen die Comicsocke zum angesagtesten Trend wird und Manager vor dem Regal mit Donald-Duck-Strümpfen und Bärchensocken stehen und das passende Accessoire wählen.
Schwer vorstellbar. Andererseits waren das Turnschuhe zum Anzug auch.