Larry Page, Lars Windhorst, Ralph Dommermuth Die Luxusyachten der Tech-Milliardäre

Ob Computer-, Internet- oder Biotechnologie-Hintergrund – viele Gründer oder Investoren aus diesem Ranking sind jung und mit großen Formaten ins Yachting eingestiegen. Viele von ihnen betätigen sich philanthropisch.
Rang 10: "Gene Machine", Eigner: Jonathan Rothberg
Der US-amerikanische Chemie-Ingenieur entwickelte mit seiner – 2007 verkauften – Firma 454 Life Sciences eine Methode zur ebenso schnellen wie günstigen DNA-Sequenzierung, daher auch der Name seiner Yacht: "Gene Machine". Dr. Jonathan Rothberg, der eine Professur in Yale innehat, betreibt zudem einen Inkubator für Medizintechnik und Medikamenten-Start-ups. Diese präsentiert er regelmäßig bei einem Investoren-Pitch auf seiner 55 Meter langen Amels 188, etwa für ein portables MRT-Gerät oder ein Ultraschallgerät, das Bilder auf dem Handy anzeigt.

Reich durch Bio-Tech: Jonathan Rothberg 2012 vor seinem Genom-Sequenzierer.
Den Corona-Lockdown verbrachten Rothberg, seine Frau und die sechs Kinder zwischen neun und 24 Jahren an Bord ihrer Yacht. Schnell kam Rothberg die Idee eines molekularen Covid-19-Schnelltests, der ohne Laboratorien auskommt. Die Probe wird über einen Abstrich unter den Nasenlöchern genommen und von einem hermetisch geschlossenen System ausgewertet.

Rang 9: "Skat", Eigner: Charles Simonyi
Es ist äußerst wahrscheinlich, dass der Microsoft-Programmierer, der die Word- und Excel-Entwicklung leitete, sich nach 19 Jahren auf seiner 71-Meter-Lürssen "Skat" um 19 Meter vergrößert. Zum einen zeigten die Espen-Øino-Linien mit den achterlichen Wintergartenaufbauten beim technischen Stapellauf eindeutige Parallelen zur Vorgängerin, zum anderen zierten den negativen Steven eine ungarische und eine schwedische Flagge, was den Staatsbürgerschaften von Charles Simonyi und seiner Frau entspricht.
Lürssen verholte den 90 Meter messenden Stahl-Alu-Kasko am Standort Rendsburg in ein Schwimmdock, um das Interior nach Vorgaben des Hamburger Büros Dölker + Voges ausbauen zu lassen. Seine alte "Skat", was Schatz auf Dänisch bedeutet, richtete der italienische Modedesigner Marco Zanini ein.
Simonyis ikonische Fregattenyacht bietet das Brokerhaus Fraser für 56,5 Millionen Euro zum Kauf an.

Charles Simonyi bei einem Auftritt vor Studenten im Jahr 2009

Rang 8: Global, Eigner: Lars Windhorst
Lars Windhorst importierte bereits mit 14 Jahren Computerteile aus Asien nach Deutschland, das Gymnasium verließ er mit 16. Er war das Wunderkind der New Economy, flog als 18-Jähriger mit Helmut Kohl und seiner Wirtschaftsdelegation um die Welt, lebte hauptsächlich in Hongkong – und landete nach dem Platzen der Dotcom-Blase mit 70 Millionen Euro Schulden in der Privatinsolvenz.
Windhorst kämpfte sich nach einem Flugzeugabsturz und erneuter Firmenpleite im Jahr 2009 durch riskante Unternehmensbeteiligungen zurück.

Ende 2013 tätigte Windhorst eine Akquisition mit privatem und geschäftlichem Nutzen. Auf der 68 Meter langen "Global", die 2007 bei Lürssen als "Kismet" vom Stapel lief, empfing Windhorst Anfang des Jahres den Hertha-BSC-Kader, nachdem er bei dem Berliner Verein eingestiegen war.
Seine Investmentgruppe beteiligt sich an Tech-Firmen und ist Eigentümerin der Flensburger Schiffbaugesellschaft.

Rang 7: "Athena", Eigner: Jim Clark
Der gebürtiger Texaner und Stanford-Absolvent Jim Clark entwickelte mit Edwin Catmull einen Algorithmus, der unter anderem die Grundlage für Renderings bildet.
James, genannt Jim, Clark gründete 1993 den erfolgreichen Webbrowser Netscape, der sich Ende der Neunzigerjahre einen Browserkrieg mit dem Internet Explorer von Microsoft lieferte. 1998 ging Netscape für 4,2 Milliarden Dollar an AOL, und die Codes bildeten die Grundlage für Mozilla, ehe der Browser-Dino 2008 eingestellt wurde.
2004 taufte der begeisterte Segler Clark bei Royal Huisman seinen 90 Meter langen Gaffeldreimaster auf den Namen "Athena". In den letzten Jahren versuchte Clark, das Pieter-Beeldsnijder-Design gemeinsam mit der J-Class "Hanuman" für – so wird kolportiert – zusammen 95 Millionen Euro zu verkaufen.
Jim Clarks Frau, das australische Ex-Model Kristy Hinze-Clark, nimmt mit dem gemeinsamen 100-Füßer "Comanche" weltweit an Regatten teil.

Rang 6: "Andromeda"
Als Eigner der Yacht wird Yuri Milner gehandelt, der die Eignerschaft aber nicht bestätigen will. Der Risikokapital-Guru russischer Abstammung blickt auf eine akademische Vita als Physiker zurück und baute mit Mail.ru das russische Pendant zu GMX und Yahoo auf.
Mit seinem Fonds DST Global Limited investierte Milner vergleichsweise spät und daher große Summen in Facebook. Vier Jahre nach dem Börsengang des sozialen Netzwerks erhielt Milner 1,73 Milliarden Dollar für 45,6 Millionen Aktien, ein Coup, der ihm Legendenstatus im Silicon Valley einbrachte.
Mag sein, dass Yuri Milner auf Usmanovs "Dilbar" auf den Yachting-Geschmack gekommen ist, jedenfalls soll er 2017 den XXL-Explorer "Andromeda" (Ex-"Ulysses") in sein privates Portfolio aufgenommen haben. Die 107 Meter ließ sich der Neuseeländer Graeme Hart in Norwegen und Bremerhaven bauen, nach Plänen von Marin Teknikk und mit einem Interior von H2 Yacht Design.

Verschwiegen: Yuri Milner (Archivbild) ließ die Yachtanschaffung dementieren, nachdem zuvor Mark Zuckerberg als Eigner gehandelt worden war

Rang 5: "Blue Papillon", Eigner: Ralph Dommermuth
Der Unternehmer aus dem Westerwald gilt als Deutschlands erster Internet-Milliardär. Sein United-Internet-Imperium, das heute unter anderem die E-Mail-Plattformen GMX und Web.de sowie den DSL-Anbieter 1 & 1 umfasst, fußt auf einem 1988 gegründeten Marketingunternehmen. Dommermuths Dienste nahmen Softwarefirmen und die Deutsche Telekom in Anspruch.
Als treibende und vor allem geldgebende Kraft hinter der ersten und bislang einzigen deutschen America’s-Cup-Kampagne trat er 2005 als Segler in die Öffentlichkeit. Für seine eigene Yacht wandte sich "Mr. Internet" an die erste Adresse für Supersegler, Royal Huisman aus dem niederländischen Vollenhove.

Ralph Dommermuth arbeitete mit Germán Frers einen eleganten 43-Meter-Riss aus und mit Rhoades Young Design ein klassisch zurückgenommenes Interior. Der Steuerstand liegt beinahe mittschiffs und lässt Freiraum für eine achterliche Eignerterrasse.

Rang 4: "Joy", Eigner: Sean Parker
"Weißt du, was cool ist? Eine Milliarde." Das sagte Sean Parker zu Mark Zuckerberg, als sie im Film "The Social Network" über Millionen-Dollarbeträge sprachen. Mit 24 Jahren ebnete er Facebook als erster Präsident den Weg zum Konzern, um das Start-up 2005 nach einem Jahr zu verlassen.
Parker fing früh an zu programmieren und gründete mit 19 Jahren die Filesharing-Plattform Napster mit. Ironischerweise investierte er als einer der Ersten Millionenbeträge in Spotify und machte die schwedische Plattform in den USA groß.

Sean Parker (Archivbild) soll sich 2017 mit 37 (!) Jahren die 70 Meter lange "Joy" zugelegt haben. Das Bannenberg-&-Rowell-Design hatte Feadship im Jahr 2016 an einen ebenfalls jungen Finanzunternehmer aus Indien geliefert – mit Basketballcourt auf dem Vorschiff. Parker wurde zum Facebook-Kritiker, betätigt sich mit einer Stiftung philanthropisch und verchartert "Joy" ab 700.000 Euro.

Rang 3: "Dragonfly", Eigner: Sergey Brin
Der 1973 in Moskau geborene Sergey Brin wurde wie sein Google-Kompagnon im Jahr 2011 zum Yachtie, als er das 73 Meter lange und 27 Knoten schnelle Silver-Format "Dragonfly" erwarb. Brin nutzt die Yacht, die eine Reichweite von 4500 Seemeilen bei 18 Knoten hat, für seine schnelle Hilfstruppe Global Support and Development (GSD), die weltweit innerhalb von 24 Stunden Erstversorgung und Wiederaufbau leistet.
Der erste Einsatz führte 2015 nach Vanuatu im Südpazifik, nachdem Zyklon Pam gewütet hatte. GSD hat 100 freie und 20 feste Mitarbeiter, die sich aus ehemaligen Navy Seals, Piloten, Sanitätern und der Yachtcrew zusammensetzen.

Sergey Brins (Archivbild) neuestes Flottenmitglied ist ein mit Helium betriebenes Luftschiff, das derzeit auf einem Flugfeld unweit von Palo Alto entsteht

Rang 2: "Senses", Eigner: Larry Page
Google-Gründer Larry Page besitzt ein Stück Yachtinggeschichte. Die Linien der 59 Meter langen "Senses" bestellte der französische Yachtsammler Jack Setton bei Martin Francis, das Interior bei Philippe Starck. Die Arbeiten bei Stahlbau Nord und Schweers managte Claus Kusch. Gründe für die Werftwahl waren die Bauzeit von nur 18 Monaten und die kommerzielle Expertise.
Für Setton war der 1999 gewasserte Eisklasse-Explorer ein Arbeitstier, ähnlich einem Jeep. Davon zeugten 40-Knoten-RIB, Acht-Meter-Sportfisherman und eine 28 Fuß (8,53 Meter) lange Herreshoff-Slup.
Page übernahm 2011 vom neuseeländischen Brauerei-Erben Sir Douglas Myers auch die 14 Meter lange Nelson 42, die selbst bei schwerem Seegang eine Heckwanne herunterrutscht – wie auf Seenotrettungskreuzern, die sonst bei Schweers geschweißt wurden. Der Google-Gründer bestückt das Hauptbeiboot vornehmlich mit Surfboards und Kite-Equipment und lädt regelmäßig die Board-Sport-Elite zu sich an Bord ein.

Für eine Wochenrate von 400.000 Euro verchartert Larry Page (Archivbild) seine Yacht auch an zehn Gäste.

Rang 1: "Mogambo" / Power Play, Eigner: Jan Koum
2009 gründete Jan Koum WhatsApp mit seinem Yahoo-Kollegen Brian Acton. Der Verkauf an Facebook im Jahr 2014 brachte den Gründern insgesamt 16 Milliarden Euro ein. Einen Teil bildeten Facebook-Aktien, ausgeschüttet nach vierjährigem Verbleib im Unternehmen.
Acton überwarf sich mit Zuckerberg und stieg ein Jahr vor Erhalt der letzten Rate aus. Der gebürtige Ukrainer Koum strich seine Aktienanteile im Wert von 850 Millionen Dollar ein und verließ Facebook kurz darauf. Der Porsche-Fanatiker – seine Sammlung zählt rund 100 Exponate, vornehmlich luftgekühlt, nie schwarz und immer bei einem Freund in Deutschland aufbereitet – soll 2018 auch Eigner von "Mogambo" (Foto) geworden sein. Die 74 Meter zählten zu fünf Yachten, die 2012 bei Nobiskrug entstanden.

Kurze Zeit später, das verrieten AIS-Daten, bereicherte der Yachtversorger "Power Play" Koums Flotte. Auf den 55 Metern wurde nachträglich ein Helihangar installiert, der auf einer Schiene nach vorn rutscht und die Landefläche freigibt.

In diesem Jahr kreiste "Power Play" wiederum auffällig häufig um die neue 99,50-Meter-Feadship "Moonrise" herum, unter anderem in Kroatien. Das wäre die absolute Krönung für den Studienabbrecher Koum, der in der Öffentlichkeit meist in T-Shirt, Jeans und Sneakers auftritt.

Diese Top-Ten-Liste stammt aus der Zeitschrift:
boote Exclusiv 06/2020
Die Welt der Superyachten
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