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Stargründerin von Amorelie Was macht eigentlich Lea-Sophie Cramer?
Lea-Sophie Cramer (33) erinnert sich noch sehr gut an ihren ersten Arbeitstag bei Rocket Internet vor gut zehn Jahren. Da stieg sie mit Deutschlands Internetrockstar Oliver Samwer (48) ins Flugzeug, um in Asien das Gutscheinportal Groupon aufzubauen. Kein schlechter Start, aber für Cramer nur der Einstieg in eine extrem steile Lernkurve. Drei Jahre später gründete sie in Berlin Amorelie – vordergründig nur ein Laden, der online Sexutensilien anbietet. Der Clou: Cramer tauchte das Schmuddelgeschäft in ein besser verkäufliches Licht: Sextoys vertrieb sie ebenso kultiviert wie unaufgeregt als "Adventskalender" oder "Massage-Boxen".
2018 übernahm ProSiebenSat.1 das Business; die Bewertung soll bei rund 100 Millionen Euro gelegen haben, für Cramer blieb geschätzt ein knapp zweistelliger Millionenerlös hängen. Sie selbst schweigt dazu. Ende 2019 stieg sie auch aus dem Operativen aus – und beschloss, erst mal gar nichts zu machen. Zum Entsetzen von Personalberatern, die anfragten, ob für eine solche Auszeit denn nun der richtige Zeitpunkt sei.

Glory Days: Lea-Sophie Cramer und Sebastin Pollok bei der Eröffnung des Shops für hochwertiges Erotikspielzeug Amorelie auf St. Pauli. Bei dem Onlinesexshop ist sie auch nach dem Verkauf an ProSiebenSat.1 noch im Beirat, für den TV-Sender beurteilt sie als Jurorin der Sendung "Das Ding des Jahres" Geschäftsideen.
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Cramer selbst spricht allerdings nicht von Auszeit, sondern vom "Year of Learning". Sie steht nun noch früher auf als zu ihren Zeiten als Amorelie-Chefin – um 5.30 Uhr. Sie nimmt sich zwar auch mehr Zeit für ihre Familie: ihren Partner sowie ihre zwei Kinder. Doch sie hat sich vor allem ein dickes Programm zur Selbstoptimierung als Chefin auferlegt. Sie nennt es: "meinen Werkzeugkoffer upgraden". Die Inspiration kommt von Marshall Goldsmith (71), Autor des Buches "Was Sie hierher gebracht hat, wird Sie nicht weiterbringen". Daran glaubt auch Cramer.
So hat sie in München eine Ausbildung zum systemischen Coach begonnen. "Nicht weil ich Coach werden will, sondern eine echt gute Führungsperson." Bei Amorelie habe sie gemerkt, dass sie "andere Menschen mehr in die Verantwortung bringen und entwickeln muss". Das sei für Gründer immer schwierig. " Am Anfang baust du jeden Stuhl und jeden Tisch selber auf."
Ein neuer Anfang steht jetzt bevor: Mit Investoren bespricht sie bereits Geschäftsmodelle. Zwar investiert Cramer auch selbst in Start-ups. Doch der Reiz des Operativen ist zu groß, um sich dauerhaft auf die Seite der Investoren zu schlagen. "Bei den spannenden Start-ups würde ich nicht nur auf Investorenseite bleiben, sondern sofort operativ wirken wollen."