Ex-Nissan-Chef
Ghosn soll Fluchthelfern 900.000 Dollar gezahlt haben
Seine Flucht aus dem japanischen Hausarrest war spektakulär. Jetzt verdichten sich die Beweise: Der Ex-Nissan-Chef Carlos Ghosn soll zwei Helfern Wochen vor seiner Flucht in den Libanon fast 900.000 Dollar gezahlt haben.
Carlos Ghosn: Der ehemalige Vorstandschef der französisch-japanischen Auto-Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi spricht nach seiner Flucht in den Libanon zu Journalisten (Bild Archiv)
Foto: Marwan Naamani/ dpa
Die Beweise gegen zwei mutmaßliche Helfer im Fall der spektakulären Flucht des Ex-Nissan-Chef Carlos Ghosn (66) aus Japan verdichten sich. Wenige Wochen vor seinem Absetzen in den Libanon habe Ghosn fast 900.000 Dollar an die Firma einer der mutmaßlichen Fluchthelfer überwiesen, teilte die US-Staatsanwaltschaft am Mittwochabend (Ortszeit) mit. Die Staatsanwälte reichten bei Gericht zwei entsprechende Belege über Transaktionen im Oktober in Höhe von 540.000 Dollar und 322.500 Dollar von einer Bank in Paris zu der Firma Promote Fox ein. Das Unternehmen ist auf Peter Taylor und seinen Bruder eingetragen.
Peter Taylor und sein Vater Michael werden im Zusammenhang mit Ghosns Flucht der Beihilfe beschuldigt und beantragten eine Freilassung aus der Untersuchungshaft auf Kaution. "Es besteht kein Fluchtrisiko und es gibt zweifellos Voraussetzungen, unter denen sie freigelassen werden können", sagten die Anwälte der Taylors mit Verweis auf steigende Coronavirus-Fälle in dem US-Gefängnis. Das Vater-Sohn-Gespann fürchtet auch eine Auslieferung an Japan. Die Staatanwaltschaft argumentiert dagegen, dass durch die Zahlung Ghosns ausreichend Finanzmittel vorliegen würden, die durchaus ein Absetzen ins Ausland ermöglichen könnten.
Die US-Behörden verhafteten die Taylors im Mai auf einen Haftbefehl Japans, weil diese Ghosn angeblich bei seiner Flucht am 29. Dezember vergangenen Jahres in den Libanon geholfen hätten. Ghosn wollte einem Prozess wegen Steuerhinterziehung und Veruntreuung beim japanischen Renault-Partner Nissan entgehen. Der Libanon hat kein Auslieferungsabkommen mit Japan.
Mit einer Kiste aus dem Land geschmuggelt
Ghosns spektakuläre Flucht lieferte besten Stoff für eine Verfilmung: Ersten Berichten zufolge soll der ehemalige Manager in einem Instrumentenkasten aus dem Tokioter Hausarrest geschmuggelt worden sein. Spätere Berichte stellten dies aber infrage: Ghosn habe Bildern einer Überwachungskamera zufolge allein sein Haus verlassen, hieß es. Im vergangenen Februar wiederum rückte die geheimnisvolle Kiste erneut in den Fokus.
Laut japanischen Medienberichten und dem "Wall Street Journal" (WSJ) soll Ghosn in der Kiste nämlich nicht aus seinem Haus, wohl aber durch die Sicherheitskontrollen am Flughafen Kansai in Osaka geschmuggelt worden sein. In den Boden der Box seien Luftlöcher für den Ex-Manager gebohrt worden, ein Foto aus dem "WSJ" im Februar zeigte die Kiste mit Fingerabdruckpulver der türkischen Polizei. Sie sei am Istanbuler Atatürk-Flughafen in einem der Privatjets gefunden worden, mit denen Ghosn schlussendlich in den Libanon gereist sei.
Carlos Ghosn: Der ehemalige Vorstandschef der französisch-japanischen Auto-Allianz Renault-Nissan-Mitsubishi spricht nach seiner Flucht in den Libanon zu Journalisten (Bild Archiv)