
Samsung stößt in neue Smartphone-Dimensionen vor Faltbar. 5G. 2000 Euro.

Samsung-Chef DJ Koh präsentiert das Galaxy Fold
Foto: Eric Risberg/ AP
Samsung wagt im umkämpften Smartphone-Markt den Vorstoß in eine neue Geräte-Kategorie mit einem Telefon, das sich zu einem Tablet auffalten lässt. Das Gerät mit dem Namen Galaxy Fold soll zum Preis von 2000 Euro im Mai in den Handel kommen. Zugleich weitet Samsung sein Angebot klassischer Smartphones aus: Das neue Premium-Gerät Galaxy S10 gibt es in vier Varianten in verschiedenen Preisklassen. Darunter ist auch eine Version für den superschnellen 5G-Datenfunk. Obwohl der Aufbau entsprechender Netze in Deutschland sich unter anderem durch Klagen zu verzögern droht, soll das Telefon auch hierzulande erhältlich sein.
Das Falt-Smartphone hat einen für heutige Verhältnisse eher kleinen Bildschirm mit einer Diagonale von 4,6 Zoll auf der Frontseite. Wenn man es aufklappt, faltet sich aber ein 7,3 Zoll großes Tablet-Display aus. Samsung wirbt damit, dass man innerhalb einer App nahtlos zwischen den Bildschirmen wechseln kann. Öffnet man etwa auf dem kleinen Display die Google-Karten, sieht man beim Aufklappen die selbe Stelle - aber in einem größeren Ausschnitt und mit mehr Daten.
"Die Netzbetreiber haben großes Interesse an dem Produkt - auch weil sie auf dem großen Bildschirm ihre Inhalte ausspielen können", sagte Samsung-Manager Mario Winter der dpa. Geht die Rechnung auf, könnten die Fold-Geräte zumindest in hochpreisigen Mobilfunk-Verträgen großzügiger subventioniert werden. Das auffaltbare Galaxy Fold "ist komplett marktreif und wir werden es im zweiten Quartal definitiv auf dem deutschen Markt verkaufen", sagte Winter.
Im zweiten Quartal kommt es auf den deutschen Markt
Samsung hatte einen Prototypen im November gezeigt und präsentierte jetzt das Serienmodell wenige Tage vor der Branchenschau Mobile World Congress. Dort könnten auch weitere Anbieter wie etwa Xiaomi aus China ihre Falt-Geräte vorstellen. Die weniger bekannte chinesische Firma Royole zeigte bereits auf der Technik-Messe CES im Januar ihr Gerät mit dem Namen FlexPai, bei dem sich ein großer Bildschirm so zusammenklappen lässt, dass er auf der Außenseite bleibt.
Analyst Anshul Gupta von der Marktforschungsfirma Gartner rechnet nicht damit, dass die neue Gerätekategorie dem Smartphone-Geschäft kurzfristig einen Schub geben kann. "Der Markt funktioniert nicht mehr so, dass Leute sich ein Smartphone kaufen, nur weil eine neue Technologie verfügbar ist." Mit der Zeit dürften faltbare Displays aber einen enormen Effekt haben: "Es wird dadurch mehr neue Geräteformen und Nutzungsszenarien geben."
Samsung-Chef DJ Koh präsentiert das Galaxy Fold
Foto: Eric Risberg/ APWährend das Galaxy Fold zunächst ein Exot bleiben könnte, kommen bereits im März drei Modelle der neuen Galaxy-S10-Reihe in den Handel, die für Samsung eine sehr wichtige Rolle spielen werden. Es geht unter anderem um den Wettbewerb mit chinesischen Rivalen, die mit günstigeren Premium-Modellen in den Markt drängen.
Neu am Galaxy S10 ist unter anderem ein direkt im Bildschirm integrierter Fingerabdruck-Scanner mit Ultraschall-Technik. Die Kamera im Bildschirm braucht jetzt nur noch einen kreisrunden Ausschnitt in der rechten oberen Ecke - damit füllt das Display fast die gesamte Fläche aus. Auf der Rückseite wurde als dritte Kamera ein Ultra-Weitwinkel-Objektiv hinzugefügt.
Die Telefone können zudem andere Geräte wie die neuen Samsung-Ohrhörer Galaxy Buds oder die Computer-Uhr Galaxy Watch Active kontaktlos aufladen. Dazu muss man sie auf die Rückseite des Smartphones platzieren.
Das Galaxy S10 hat eine Bildschirm-Diagonale von 6,1 Zoll, das Modell S10+ kommt auf 6,4 Zoll. Das S10+ kostet in der teuersten Variante 1599 Euro - hat dafür aber einen Terabyte eingebauten Speicher. Die günstigere Version S10e ist mit 5,8 Zoll kleiner und kostet 749 Euro, wie Samsung am Mittwoch bekanntgab.
5G-Modell kommt noch vor dem Start der Netze auf den Markt
Das 5G-Modell hingegen wurde auch über den ultraschnellen Datenfunk hinaus mit anderen Funktionen aufgerüstet. Dazu gehört eine weitere Kamera auf der Rückseite für Tiefenmessung, um bessere Fotoeffekte sowie Anwendungen mit erweiterter Realität (AR) zu ermöglichen. Der Bildschirm ist mit einer Diagonale von 6,7 Zoll noch einmal größer.
Samsung sieht kein Problem darin, das 5G-Telefon noch vor dem Start entsprechender Netze auf den deutschen Markt zu bringen. "Es kann sich ja schnell ändern", sagte Samsung-Manager Winter. "Für uns war es wichtig, dass wir mit einem High-End-Smartphone 5G liefern können. Und wenn die Netzbetreiber bereit sind, werden sie es auch nutzen."
Mit seiner S-Reihe tritt Samsung im oberen Segment des Smartphone-Marktes gegen die iPhones von Apple an. Die beiden Anbieter stellen ihre Top-Modelle traditionell im Abstand von einem halben Jahr vor und liefern sich einen Wettstreit um innovative Funktionen. So dürfte zum Beispiel auch die nächste iPhone-Generation eine weitere Kamera bekommen und andere Geräte drahtlos aufladen können, wie der gut vernetzte Branchenanalyst Ming-Chi Kuo erwartet.
Konkurrenz nimmt zu - Huawei verdrängt Apple
Samsung und Apple waren jahrelang klar die Nummer eins und zwei im Markt, inzwischen nimmt die Konkurrenz chinesischer Anbieter zu. Allen voran verdrängte Huawei im vergangenen Jahr Apple vom zweiten Platz im Markt nach Geräteabsatz. Premium-Geräte chinesischer Hersteller seien günstiger als entsprechende Modelle von Samsung und Apple, böten aber zumindest in bisherigen Generationen vergleichbare Leistung und Funktionen, sagte Gartner-Analyst Gupta. Deshalb legten sie in der Gunst der Verbraucher zu.
Die drei neuen Samsung-Smartphones. Von links nach rechts: Galaxy S10+, Galaxy S10 und Galaxy S10e.
Alle drei, auch das abgebildete Galaxy S10e, zeichnen sich durch hervorragende Bildschirme aus. Während das S10e mit 2280 x 1080 Pixeln schon eine hohe Auflösung hat, gehen S10 und S10+ mit 3340 x 1440 Pixeln noch einen Schritt weiter.
Anders als das hier zum Vergleich abgebildete iPhone haben die neuen Galaxys keine eingebaute eSim, dafür aber zwei Steckplätze für Sim-Karten.
Das Aufladen per Kabel erfolgt zeitgemäß via USB-C. Fas wie ein Relikt wirkt der analoge Kopfhöreranschluss, der immer noch viele Fans hat.
Im Rücken des S10 und S10+ stecken drei Kameras: Einer 12-Megapixel-Weitwinkelkamera mit einer guten Lichtempfindlichkeit von f/1.6 stehen ein 12-Megapixel-Teleobjektiv mit f/2.4 und ein 16-Megapixel Ultraweitwinkel mit f/2,2 zur Seite.
Das kleinste und das größte: Links liegt das Galaxy S10e mit 5,8 Zoll, rechts daneben ein Galaxy S10+ mit 6,5 Zoll.
Alle neuen Galaxys haben für Selfies sogenannte "Punch-Hole-Cameras", die wie ein Loch im Bildschirm aussehen. beim S10+ ist das Punch Hole allerdings sehr breit, weil neben der Kamera noch ein Tiefensensor hineinpassen muss.
Ein zaghafter Versuch, die Qualität der Kamera einzuschätzen, bestand beim Vorabtermin in London darin, alles zu fotografieren, was in dem hermetisch abgeriegelten Veranstaltungsgebäude zu finden war - und seien es nur ein paar Kieselsteine.
Das Galaxy S10 ist mit einem Preis von 749 Euro sozusagen das Einstiegsmodell in Samsungs Oberklasse. Technisch ist es in weiten Teilen mit den teureren Modelle gleichauf.
Diese Rückansicht des Galaxy S10e zeigt, wie sich die Farben der Geräte bei unterschiedlichem Lichteinfall verändern. Eigentlich ist dieses Exemplar im Farbton "Prism White" lackiert.
Nur beim Galaxy S10e steckt der Fingerabdrucksensor im Rahmen, bei den anderen Modellen im Bildschirm.
Der wichtigste Unterschied des S10e gegenüber S10 und S10+: Es hat nur zwei Kameras im Rücken.
Neben den neuen Smartphones hat Samsung auch neues Zubehör vorgestellt. So wie die Smartwatch Galaxy Watch Active, die für 249 Euro in den Handel kommen soll.
Neu sind auch die Galaxy Buds, komplett kabellose Kopfhörer nach dem Vorbild von Apples AirPods.
Anders als die AirPods lassen sich die 149 Euro teuren Galaxy Buds kabellos aufladen. Per Power-Share-Funktion sogar vom Akku eines Galaxy S10 aus.