Intel-Interview "Drahtlostechnik ist das nächste große Ding"
Frage:
Wie groß schätzen Sie Ihren Einfluss auf die strategischen IT-Investitionsentscheidungen bei Intel ein?
Smith: Ich habe wohl den besten und zugleich den schlechtesten IT-Job der Welt. Den besten, weil ich mich nicht groß anstrengen muss, um das Intel-Management davon zu überzeugen, dass der Einsatz von Technologie ihr Geschäft verbessern kann. Die verstehen das intuitiv. Den schlechtesten, weil alle 85.000 Intel-Mitarbeiter glauben, sie könnten meinen Job besser machen als ich. Weil sie alle technikorientiert sind.
Frage: Brauchen Sie dafür nicht mehr als nur Technikverständnis?
Smith: Das ist eine der großen Herausforderungen an die IT - nicht nur in der Sprache der Technologie, sondern in der Sprache des Business zu reden. Wir verlieren uns alle gern in der Eleganz der technischen Lösung, anstatt den Geschäftswert der Investition zu artikulieren. Ich muss der Geschäftsleitung zeigen können, dass Investitionen in die Mitarbeiterproduktivität oder in die Effizienz der Lieferkette einen Ertrag bringen, der gleich oder größer ist als der, den wir erhalten, wenn wir das Geld anderswo investieren.
Frage: Welche Messgrößen verwenden Sie dafür?
Smith: Wir verwenden einen Indikator, den wir Business Value nennen. Wenn wir ein Projekt ins Auge fassen - etwa die Automation unserer Lieferkette -, dann ermitteln wir im Voraus, welchen Wert wir daraus ziehen. Das kann höhere Effizienz der Mitarbeiter sein, die die Planung erledigen, es können niedrigere Lagerbestände oder kürzere Lieferzyklen sein.
Das alles wird mit einem Dollar-Wert versehen. So können wir die möglichen Investitionen priorisieren und entscheiden, welches Projekt wir tatsächlich durchführen. Und hinterher messen wir, ob auch wirklich das herauskommt, was wir erwartet haben. Auf diese Weise haben wir in den vergangenen drei Jahren zwei Milliarden Dollar an Business Value für Intel erzeugt. Für 2005 haben wir uns noch höhere Ziele gesetzt.
"Das Geschäft wandelt sich rasch"
Frage: Wo liegt der Schwerpunkt?
Smith: Wie viele Unternehmen sind wir dabei, unsere Infrastruktur zu vereinfachen, so dass neue Anwendungen viel schneller eingerichtet werden können. Denn das Geschäft wandelt sich so rasch. Wenn sie zwei Jahre brauchen, um ein System zu implementieren, dann lösen sie auch die Businessprobleme von vor zwei Jahren. Und das sind sehr wahrscheinlich die falschen. Ich möchte gern eine Anwendung in drei Monaten einrichten können.
Frage: Intel ist selbst einer der großen IT-Innovatoren. Welche der aufkommenden Technologien schätzen Sie vom Business-Standpunkt her als die Bedeutsamste ein?
Smith: Das nächste große Ding ist zugleich das aktuelle - die Drahtlostechnik. Sobald Sie Ihre Wissensarbeiter mit Wireless-Notebooks ausstatten, werden Sie feststellen, dass die Zusammenarbeit auf eine viel natürlichere Weise abläuft. Und was noch interessanter ist: Sie können Technologie an Orten einsetzen, wo dies traditionell nicht möglich war.
Ein Beispiel ist die Konstruktionsfirma Laing O'Rourke in England, die am neuen Terminal am Flughafen Heathrow baut. Bei so einem Projekt ist die Koordination der Arbeiten eine Riesenaufgabe: Tausende von Leute sind daran beteiligt, und weil ständig Designänderungen gemacht werden, arbeiten nicht alle immer mit den gleichen Vorlagen.
Deshalb müssen viele Dinge im Nachhinein geändert und nochmals von Neuem gemacht werden. Daher wurde die gesamte Bauzone als Wireless Hotspot eingerichtet: Alle greifen über drahtlose Notebooks auf einen einheitlichen Informationsbestand zu, was die Überarbeitungskosten gewaltig reduziert.
Frage: Haben Sie auch Großes vor?
Smith: Unser Investitionsmodell ist eher ausgeglichener Natur. Eine Sache, die 2005 ansteht, ist ein recht umfangreicher Austausch unserer Client-Systeme. Das machen wir fast schon auf religiöse Weise im Dreijahreszyklus. Die Kosten für den Kauf der neuen Hardware ist dann tatsächlich geringer als für den Unterhalt der alten. Nach drei Jahren treten die ersten Hardwarefehler auf, und auch die Betriebssysteme sind nach Jahren allwöchentlichen Patchens ziemlich korrupt.
"Als CIO will ich einiges von Ihnen wissen"
Frage: Sind Sie schon einmal davon abgewichen, einer neuen Technologie wegen?
Smith: Das haben wir eigentlich nur ein einziges Mal gemacht - beim Launch der Centrino-Mobiltechnik. Die Aussicht auf Computer, die vorkonfiguriert für den Wireless-Einsatz waren, hatte große Bedeutung für uns. Ansonsten sind drei Jahre aber schon die magische Zahl.
Frage: Nutzen Sie hauptsächlich Notebooks als Clients?
Smith: Ja. Von den rund 100.000 Clients sind 75 Prozent Laptops. Sie bringen uns einfach eine Größenordnung mehr an Produktivität, das ist der treibende Faktor.
Frage: Wie behalten Sie die vielfältigen mobilen Zugriffe auf Ihr Netz unter Kontrolle?
Smith: Als CIO will ich einige Dinge von Ihnen wissen, bevor ich Sie mit Ihrem Mobilgerät ins Unternehmensnetz lasse: Wer Sie sind, ob Sie autorisiert sind natürlich - aber auch, ob das Gerät sicher ist, ob es eine VPN-Verbindung besitzt, ob die richtige Virenscanner- oder Firewall-Version darauf läuft.
Diese On-Connect-Autorisierung ist eines der Dinge, bei der unsere Active Management Technology ins Spiel kommt. Sie stellt beispielsweise fest: Oh, das ist Stacys Gerät, aber ihm fehlt noch ein Patch. Also wird das Gerät gepatcht und erst dann die Verbindung zugelassen. Vieles davon ist intern für die Verwaltung unserer eigenen Assets entwickelt worden. Dann haben wir es auch in die Produktabteilung gegeben, und jetzt ist es schließlich in Silizium gewandert.
Frage: Inwieweit ist der Endanwender involviert?
Smith: Aktuell patchen wir die Systeme vielleicht einmal pro Woche, da muss der User natürlich warten und eventuell anschließend rebooten. Mit der Virtualization Technology werden wir aber eine neue Stufe erreichen: Ich kann dann als IT-Verantwortlicher eine Partition für mich reservieren, die all das im Hintergrund erledigt und auf die den Nutzer keinen Zugriff hat. Der Anwender kann einfach weiterarbeiten und merkt nicht einmal, dass im Hintergrund gerade eine andere Partition gepatcht oder neu gestartet wird.