Nachdem die Telekom im Festnetzbereich immer mehr in Bedrängnis gerät, droht jetzt neues Ungemach auf dem Funkmarkt: Ein kleines Unternehmen bietet Breitband via Wimax an. Die neue Konkurrenz zu DSL soll demnächst so leistungsfähig sein, dass ganze Regionen mit IP-Telefonie auf Breitband-Funkbasis versorgt werden können.
Heidelberg - Die Deutsche Telekom bekommt Konkurrenz neuer Qualität in einer ihrer Paradedisziplinen, dem schnellen Internetzugang per DSL.
Nicht per Kabel, sondern aus der Luft greift die Deutsche Breitband Dienste (DBD) das magentafarbene Imperium an. Als erste Großstadt in Deutschland soll Heidelberg mit Internetzugängen in der neuen, drahtlosen Wimax-Technik ausgerüstet werden - Telefon und Internet gleich eingeschlossen.
Wimax (Worldwide Interoperability for Microwave Access) ist in gewissen Sinn der nächste Schritt nach W-Lan, dem inzwischen weit verbreiteten drahtlosen Internetzugang in Cafés, Hotels, Flughäfen und an Veranstaltungsorten. Anders als W-Lan, dessen Reichweite auf einige Dutzend Meter begrenzt ist, soll Wimax schnellen Zugang ins Internet über fünf bis sieben Kilometer Distanz zwischen Sendestation und Computer herstellen können. Es soll sich zudem unter Last stabiler verhalten als W-Lan, dessen Datenraten bei etwa 20 Nutzern gleichzeitig schon deutlich in die Knie gehen.
Die Telekom hinkt hinterher
Obwohl der Wimax-Standard erst kurz vor der endgültigen Verabschiedung durch die Normgremien steht, ist die Deutsche Breitband Dienste unter Geschäftsführer Fabio Zoffi bereits seit mehr als einem Jahr mit einer Vorversion auf dem Markt.
Bisher allerdings zielte das junge Unternehmen unter der Marke DSLonair auf "weiße Flecken", jene meist ländlichen Regionen, in denen die Telekom oder andere Telefongesellschaften auf absehbare Zeit keine DSL-Anschlüsse per Festnetz bereitstellen wollen oder können.
DBD verfüge "über einige tausend Kunden" in bisher 16 Netzen, sagte Zoffi. Seit dem ersten Quartal 2004 ist DBD auf dem Markt. Die Telekom, die derzeit fast sieben Millionen Festnetz-DSL-Anschlüsse vermarktet hat, testet in St. Augustin bei Bonn inzwischen zwar ebenfalls die Wimax-Technik, hängt aber gut ein Jahr hinterher.
Ein Grund dafür ist, dass sich Zoffi die für seine Funknetze nötigen Frequenzen gesichert hat, indem er sie aus der Insolvenzmasse des WLL-Datenfunkanbieters Star 21 kaufte. Die Bundesnetzagentur kündigte unterdessen an, sie wolle voraussichtlich Ende des Jahres neue Frequenzen unter anderem für die Wimax-Nutzung zuteilen.
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DBD will seinen Vorsprung nutzen. Bis Ende des Jahres sollen Wimax-Netze etwa 30 weitere Gebiete abdecken. Vor allem aber wagt DBD sich erstmals auch dort in Konkurrenz zur Telekom, wo diese DSL per Festnetz anbietet.
Heidelberg, der Sitz von DBD, sei nur der Anfang, so das Unternehmen. Schon im September sollen weitere Großstädte folgen und das Angebot, das zunächst auf Geschäftskunden zielt, auch für Privatkunden zugänglich werden.
Da dürften die Zugangsschwierigkeiten von 1,5 Megabit pro Sekunde für Privatkunden und zwei Megabit pro Sekunde für Geschäftskunden selbst bei günstigen Preisen nicht mehr ausreichen, die DBD bisher bei DSLonair bieten kann. Immerhin liegt das Topangebot der Telekom inzwischen bei sechs Megabit pro Sekunde.
Zoffi versicherte, acht Megabit pro Sekunde seien mit seiner Funktechnik problemlos machbar. Die Telekom testet freilich schon Netze mit 16 oder gar 25 Megabit. Der Chiphersteller Intel, Hauptprotagonist von Wimax, hält mit der Funktechnik Datenraten bis 70 Megabit pro Sekunde für möglich - eine Behauptung, der die meisten Experten bisher allerdings skeptisch gegenüberstehen.
Ein weiteres Werbeargument führt der italienische Geschäftsmann Zoffi, früherer Benetton-Manager und Mitgründer einer Wagniskapitalgesellschaft, für das Angebot der DBD ins Feld: Er will seine Funk-Breitbandnetze im Bündel mit Internettelefonie (Voice over IP) anbieten. "Das ist die erste Lösung, mit der man tatsächlich die Telefonleitung abbestellen kann", verspricht er.