Internettelefonie Günstig, aber auch gefährlich
Düsseldorf/München - Eine wachsende Zahl von Telefonkunden interessiert sich für das Telefonieren via Internet. Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Emnid für das Nachrichtenmagazin "Focus" ergab, dass knapp 20 Prozent der Deutschen erwägen, ihre Telefonrechnung künftig mit Hilfe der neuen Internettechnik zu senken. Dabei gibt es verschiedene Wege, vom günstigen Telefonieren über die Internetleitung zu profitieren.
In manchen Fällen werden dabei nicht mal mehr Telefongebühren fällig. Zum Beispiel wenn man Skype nutzt. Das ist eine Kommunikationssoftware, die unter Skype.com kostenlos aus dem Internet herunter geladen werden kann.
Voraussetzung dafür ist zum einen ein bestehender DSL-Anschluss in Form einer Flatrate, denn nur er gewährleistet eine gute und ununterbrochene Übertragungsqualität von Sprache. Wobei es keine Rolle spielt, bei welchem Provider man den DSL-Anschluss gebucht hat.
Zum anderen benötigt man ein Headset mit Mikrofon und Kopfhörer, um mit dem Gesprächspartner überhaupt kommunizieren zu können. Kostenlos sind Telefonate mit Skype allerdings nur dann, wenn der Gesprächspartner ebenfalls mit der Software telefoniert.
Möchte man mit der Software indes vom PC aus eine Verbindung mit einem Telefonfestnetz herstellen, werden extra Gebühren fällig: Ins deutsche, amerikanische, britische und französische Festnetz sind es derzeit 1,7 Cent pro Minute.
Kostenpflichtig bei Skype ist auch die Voice-Mail, also der integrierte Anrufbeantworter. Für ihn werden Monatsgebühren berechnet: fünf Euro für ein Vierteljahr, ein ganzes Jahr kostet 15 Euro.
Skype-Nutzer, die ihrerseits aus anderen Netzen erreicht werden wollen, müssen sich über eine spezielle Funktion eine eigene Rufnummer für ihren PC zulegen, damit dieser überhaupt angewählt werden kann. Diese Funktion ist in der deutschen Version von Skype aber noch nicht vorhanden.
Auch AOL und T-Online sind mit dabei
Auch AOL und T-Online sind mit dabei
Auch große deutsche Internetprovider haben inzwischen günstige VoIP-Produkte im Sortiment. So bietet AOL seit kurzem "AOL Phone" in drei Tarifstufen an.
Beim "Fun-Tarif" für Einsteiger fallen keine Grundgebühren an. Das Telefonieren mit anderen AOL-Phone-Kunden ist dabei kostenlos, während Telefonate ins deutsche Festnetz 1,5 Cent pro Minute, in die ausländischen Festnetze 4,5 Cent pro Minute und in die Mobilfunknetze 0,20 Euro pro Minute kosten. Ein Vertrag muss nicht abgeschlossen werden.
Beim "Free-Weekend-Tarif" sind am Wochenende alle Gespräche in alle deutschen Festnetze kostenlos, die Preise der anderen Verbindungen entsprechen denen des "Fun-Tarifs". Dafür muss eine monatliche Grundgebühr von 6,90 Euro bezahlt und ein Vertrag abgeschlossen werden.
Die ebenfalls an einen Vertrag gebundene "Flatrate" von "AOL Phone" kostet den Anwender 19,90 Euro pro Monat, zusätzliche Kosten fallen nur für Telefonate in Mobilfunknetze (0,20 Euro pro Minute) und bei Auslandsgesprächen (4,5 Cent pro Minute) an.
Auch die Deutsche Telekom hat sich nach langem Zögern in den Konkurrenzkampf um die Internettelefon-Kunden eingeschaltet. Da für das Telefonieren über das Internet kein klassischer Telefonanschluss mehr nötig ist, bedroht der Konzern damit zwar sein eigenes Kerngeschäft, verliert die Kunden aber nicht vollständig.
Die Telekom-Tochter T-Online bietet daher zwei verschiedene Möglichkeiten an, über das Internet zu telefonieren. Zum einen eine Softwarelösung à la Skype inklusive Headset und eigener PC-Rufnummer an. Das kostenfreie Programm "T-Online Internettelefon" funktioniert derzeit allerdings nur von T-Online-Kunde zu T-Online-Kunde.
Wer über diesen Weg etwa mit einem Skype-Nutzer oder einem Freenet-Kunden via PC und Internetverbindung telefonieren will, guckt noch in die Röhre. Dafür funktionieren Gespräche ins deutsche Festnetz (2,9 Cent pro Minute), in die ausländischen Festnetze (4,9 Cent pro Minute) und in die Mobilfunknetze (0,22 Euro pro Minute).
VoIP nur mit DSL-Anschluss
VoIP nur mit DSL-Anschluss
Zudem bietet T-Online die Internettelefonie - wie auch AOL - in Kombination mit einem kompletten DSL-Anschluss an. Das kommt vor allem für Neukunden in Frage, die zum Beispiel noch keinen Breitbandanschluss haben.
Dabei buchen sie eine DSL-Flatrate und bekommen eine spezielle VoIP-Telefonanlage für 30 Euro mitgeliefert. An diese Anlage können sie ihr bisheriges Analogtelefon anschließen und können dann damit via Internet telefonieren.
Diese Möglichkeit gibt es zum Beispiel für Einsteiger mit dem Tarif "T-DSL 1000". Dabei fallen als Kosten die monatlichen Grundgebühren für den DSL-Anschluss (17 Euro) plus die T-Online-Flatrate (30 Euro) an.
Doch egal ob man Kunde bei AOL oder bei T-Online werden will: Beide Provider setzen voraus, dass der DSL-Anschluss bei ihnen gebucht ist. Als Dreingabe verzichten sie dafür manchmal darauf, die generelle Bereitstellungsgebühr für den DSL-Anschluss in Höhe von 100 Euro zu kassieren. Da sie dies jedoch nicht automatisch tun, sollte man auf jeden Fall danach fragen, um im Nachhinein keine böse Überraschung mit weiteren Kosten zu erleben.
Bei all der Euphorie um die neue Telefontechnik gibt es jedoch einen Wehrmutstropfen: Mit der Internettelefonie entsteht auch ein neuer Markt für billige Werbeanrufe. Das Risiko für "Spam over Internet Telephony" (Spit) wachse mit steigender Verbreitung von Internettelefonen, warnt das Multimediamagazin "AVDC" in seiner aktuellen Ausgabe.
Das Szenario ist alles andere als angenehm. Wer per E-Mail um drei Uhr morgens Spam erhält, wird in dem Moment nicht direkt gestört. Wenn allerdings um diese Zeit Spit-Versender anrufen, zerrt das an den Nerven.
Unwahrscheinlich ist das nicht: Über das Internet können Spammer Sprachnachrichten kostengünstig und parallel an tausende von Anschlüsse in aller Welt verteilen. Ein Anrufautomat, so "AVDC", wähle unzählige Rufnummern auf einen Schlag. Für den Anbieter sei das einfach und billig, für den Angerufenen aber nervenraubend.
Spit ist nicht die einzige Schattenseite der VoIP-Telefonie. DSL-Ausfälle wie auch der Befall mit denkbaren VoIP-Viren stellten laut dem Magazin weitere Risiken dar.