Voice over IP ist im Kommen. Ein Graus für die Telefonnummernwächter. Sie malen Schreckensszenarien, bei denen die Rufnummern ausgegangen sind. Eine neue Vorwahl sowie eine neue Regelung für die Nummernvergabe soll dem prophezeiten Desaster entgegenwirken.
Hamburg - Über das Internet telefonieren, das soll die Technik der Zukunft sein. Vorbei die Zeiten, in denen für einen Telefon- und einen DSL-Anschluss gezahlt werden musste. Vorbei auch die Zeiten, in denen Telefonate nur zu Hause eingingen und nicht auch auf Reisen zu empfangen waren. Denn Voice over IP (VoIP) bietet einen entscheidenden Vorteil: Man ist überall erreichbar; zudem sind die Verbindungskosten innerhalb eines IP-Netzes ungeschlagen günstig.
Doch VoIP ist in Deutschland noch ein junger Markt. 300.000 Anschlüsse, die sich zumeist in Unternehmen befinden, sind bislang für IP-Telefonie registriert. Die Revolution wird dennoch gerne beschworen. Und auch die Deutsche Telekom, die erst zögerlich auf die Technik reagierte, hat nun ein entsprechendes Angebot angekündigt.
Während sich die Dienstleisterzahl immer weiter vergrößert, ist die Disskussion um die Rufnummern für IP-Telefonie seit Monaten im vollen Gange. Der Ruf wurde laut, die Regulierungsbehörde solle den IP-Telefonie-Markt regulieren. Auch wurde Nummernknappheit befürchtet. Der Grund: Die Anbieter der neuen Telefonverbindungen kauften sich in 1000er-Blöcken Rufnummer in bestimmten Orten, diese sie dann bundesweit verteilen konnten. In den Orten, die die Nummern wiederum lieferten, könnten schließlich die Nummern ausgehen, so das Schreckensszenario. Also musste eine Lösung her, die die Rgulierungsbehörde für Post und Kommunikation (RegTP) nun gefunden zu haben meint.
032- oder lieber die Ortsvorwahl?
Ende November gab sie bekannt, dass die Anbieter von VoIP auch Nummern mit der Vorwahl 032 erhalten könnten. Die Anträge können bereits abgegeben werden, die Zuteilung erfolgt jedoch erst im Januar, da im einzelnen noch nicht über die Verteilung entschieden sei, sagte ein Sprecher der RegTP.
Verkauft werden sollen die 032-Nummern in 100er Blöcken, was grundsätzlich positiv zu bewerten sei, wie VATM-Sprecherin Eva-Maria Ritter im Gespräch mit manager-magazin.de erklärte. Da die Anbieter pro Nummer rund zwei Euro zahlen müssten, kämen die Unternehmen so im Zweifel günstiger weg.
Doch wer will eine 032-Vorwahl haben, fragen sich die Unternehmen. Gewöhnt sind die Privatkunden bislang an ihre Ortsvorwahl und genau das will die Regulierungsbehörde ebenfalls stärken. Denn wenn ein Nutzer keine 032-Nummer haben möchte, dann gilt künftig die Ortsgebundenheit. Telekom und Arcor präferieren hingegen die Anschlussgebundenheit, nach dessen Prinzip bislang IP-Nummern verteilt wurden.
Großer Nummerntausch
Die Befürchtung: Die bisherigen IP-Kunden könnten verunsichert werden. So ist auch noch nicht klar, ob die Bestandskunden, die bisher vielleicht eine IP-Nummer aus einem der 1000er-Blöcke, die die Dienstleister in irgendeinem kleinen Ort gekauft haben, nun ihre Nummern wechseln müssen. Auch blieben die Unternehmen womöglich auf den bisher gekauften Nummer sitzen und müssten im gleichen Zuge wieder neue dazukaufen.
Vor einigen Tagen hatte die Regulierungsbehörde die verschiedenen IP-Anbieter zu einem klärenden Gespräch eingeladen. Noch bis zum 15. Dezember können sie das Eckpunktepapier zu der Nummernvergabe, dass die Behörde Ende November vorgelegte, kommentieren. Danach wird das Amt seine endgültige Regelung festschreiben. "Man kann erkennen, dass die RegTP auf dem Weg ist, den reinen IP-Anbietern gerecht zu werden", so Ritter. Alle Teilnehmer wird die Behörde aber sicherlich nicht zufrieden stellen.