Reisen trotz Pandemie Günstig fliegen - mit der richtigen Meilenstrategie

Flugreisen trotz Corona: Meilen gibt es derzeit zu Krisenpreisen. Wer sie geschickt einsetzt, spart Geld und umgeht die aktuell hohen Ticketpreise
Foto: Louis Nastro/ REUTERSDer Wunsch zu reisen, ob privat oder geschäftlich, ist gewaltig. Gleichzeitig sind im zweiten Corona-Winter die Flugkapazitäten vielerorts noch eingeschränkt. Das führt generell zu höheren Ticketpreisen für diejenigen, die das Flugzeug wieder nutzen. So hat der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) im September etwa 10 Prozent höhere Preise als vor der Krise festgestellt. Das sollte auch im Jahr 2022 so bleiben.
Mit 12,6 Millionen Passagieren an deutschen Flughäfen vermeldete der deutsche Flughafenverband ADV im Oktober das bis dato höchste Passagieraufkommen in 2021. Seit 8. November sind zudem nach 20 Monaten Wartezeit wieder Reisen in die USA möglich. Fast alle USA Flüge sind laut Lufthansa für die kommenden Wochen ausgebucht: Zugleich steigt unter Flugreisenden die Nervosität, dass Länder wie die USA mit erneuten Reisebeschränkungen auf das Auftauchen der neuen Coronavirus-Variante reagieren könnten. Doch noch ist es nicht so weit.
Die aktuell extrem hohen Infektionszahlen in der DACH Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) sind ein weiteres Problem. Auch wenn in den Flugzeugen hochwertige HEPA-Filter verbaut sind und eine Maskenpflicht besteht, ist das Risiko einer Ansteckung aufgrund fehlenden Abstandes höher als am Boden. Eine Möglichkeit, an Bord mehr Abstand zu halten, ist die Buchung von Business oder gar First Class Tickets. Doch diese sind nicht erst seit der Krise um ein Vielfaches teurer als ein Flug in der Economy Class.
Meilenverkäufe boomen
Doch es gibt einen oft wenig beachteten Weg, wie man mit Abstand und zudem sogar günstiger als vor der Krise reisen kann – mit Hilfe von Meilen. Airlines benötigen liquide Mittel. Daher haben viele Airlines seit Beginn der Krise ihre Bonusmeilenverkäufe forciert. So gab es zum Beispiel
· im Oktober 100% Bonus auf Air France Meilenkäufe
· im November 35% Bonus bei Emirates Meilenkäufen und 70% bei Etihad
· bis 29. November bis zu 165% Bonus bei Avianca Lifemiles (Star Alliance)
Auch British Airways, American Airlines, United, TAP Portugal, Air Canada und viele weitere Airlines bieten immer wieder Meilenverkäufe an, die mit einem Bonus verbunden sind.
Und die Lufthansa? Bei Miles & More, dem Meilenprogramm der Lufthansa Group, gibt es dagegen keine Möglichkeit, Meilen direkt zu kaufen. Dafür gibt es aber jeden Monat Angebote, Miles & More Prämienmeilen über Miles & More Partner zu erlangen. So gab es im Oktober bis zu 35.000 Meilen bei Beantragung der Miles & More Kreditkarte. Aktuell erhält man 55.000 Prämienmeilen für ein Welt Markenabo oder 300.000 Meilen für eine Prestige Mitgliedschaft "A small world." Mehr Meilen auf einen Schlag hat Miles & More noch nie angeboten.
Meilen optimal einsetzen - durch Buchung der Business Class
Doch wie rechnet sich das Ganze? Der häufigste Fehler, den Miles & More Kunden machen, ist, die gesammelten Meilen für Economy Class Flüge einzusetzen oder für Produkte aus dem Lufthansa Worldshop. Denn der Gegenwert von 1.000 eingesetzten Meilen beträgt dort meist nur 2 bis 4 Euro. Das liegt bei Prämienflügen daran, dass man auch beim Einsatz von Meilen trotzdem noch Steuern und Gebühren für den Flug zahlen muss, was in der Economy Class leicht mehr als 50 Prozent des Flugpreises ausmachen kann. Wer seine Meilen hingegen für Business oder gar First Class Flüge einsetzt, kann einen Gegenwert von 20 bis 50 Euro je 1.000 eingesetzte Meilen realisieren.
Das gilt insbesondere dann, wenn man jeden Monat auf die Veröffentlichung der sogenannten Meilenschnäppchen in Business Class für interkontinentale Routings wartet. So zahlt man in den Mittleren Osten nach Dubai & Co. 40.000 Meilen, nach Nordamerika und Südafrika 55.000 Meilen und nach Asien 70.000 Meilen für einen Lufthansa Business Class Flug.
Hat man jetzt zum Beispiel im Rahmen des "A small World" Angebots 300.000 Meilen für 5.200 Euro erworben, so sind dies 17,3 Euro je 1.000 Meilen. Ein Dubai Business Class Flug kostet dann knapp 700 Euro plus Steuern von etwa 430 Euro. Es sind in Summe 1.130 Euro, während die regulären Preise bei 2.000 Euro und mehr liegen.
Für die USA sind es 55.000 Meilen, also genau der Betrag, den man für das Welt Markenabo erhält, für das man 670 Euro bezahlt (12,2 Euro je 1.000 Meilen). Hinzu kommen Steuern und Gebühren von etwa 600 Euro, so dass der Endpreis für einen Lufthansa Business Class Flug an die USA Ost- oder Westküste im Rahmen der Meilenschnäppchen bei ca. 1.270 Euro liegt. Reguläre Preise liegen insbesondere bei der USA Westküste nicht selten bei 3.500 Euro und mehr.
Zudem gilt: Man reist in Business Class höchst komfortabel mit größerem Abstand zu anderen Passagieren. Meilenbuchungen kann man auch relativ kurzfristig wieder stornieren, was bei normal gebuchten Flügen meist nicht der Fall ist. Und man sichert sich über Meilen niedrige Preise für 2022, denn im Unterschied zu den Flugpreisen sind die Meilenpreise zumindest bei Lufthansa Miles & More konstant. Somit gilt die Devise: Sich jetzt Meilen zu Krisenpreisen sichern, um sie danach für Business oder First Class Flüge einzusetzen - und Geld gegenüber dem Direktkauf zu sparen.
Alexander Koenig ist Gründer von First Class & More, dem größten deutschsprachigen Beratungsportal für günstige Business und First Class Flüge sowie die optimale Nutzung von Vielflieger- und Hotelprogrammen. In seiner Kolumne "Koenigs Klasse" greift er regelmäßig Themen auf, die für Vielflieger und -reisende interessant sind.