

Miele hat zur Elektronikmesse IFA in Berlin (1.-6. September) eine neue Geräteart für die Küche präsentiert. Der Dialoggarer ist eine eigene Produktgattung neben Backofen, Dampfgarer und Mikrowelle. Er bietet den Angaben zufolge eine neue Technologie zum Garen, die Speisen gleichmäßiger zubereiten kann und dabei bis zu 70 Prozent weniger Zeit benötigt.
Bei einer Demonstration vor Beginn der Messe wurde zum Beispiel Fleisch zeitgleich mit wesentlich empfindlicheren Tomaten zubereitet - ohne Qualitätsverluste bei einer der Zutaten.
Möglich ist das durch elektromagnetische Wellen, die mit wechselnden Frequenzen in Kombination der bekannten Betriebsarten wie Ober-/Unterhitze tief in Speisen vordringen. Während bei anderen Technologien in herkömmlichen Backöfen oder Mikrowellen das äußere schon länger gart, während das Innere noch kalt ist, wird hier das gesamte Lebensmittel gleichmäßig erhitzt. So können zum Beispiel Brote ohne Kruste oder Braunfärbung gebacken oder tiefgekühlte Sahnetorten innerhalb von 30 Minuten ohne Verlaufen und Qualitätsverluste aufgetaut werden.
Dialoggarer soll 8000 Euro kosten
Zugleich überwachen hoch entwickelte Sensoren das Gargut konstant und berechnen auf das Joule genau, wie viel Wärmeenergie sich im Lebensmittel befinde. Innerhalb von Millisekunden können Veränderungen am Gargut registriert und die Zubereitung angepasst werden. Axel Kniehl, Geschäftsführer Marketing und Vertrieb bei Miele, nannte es "ein Zwiegespräch mit dem Essen" und seinem Garpunkt.
Mit der neuen Garmethode sind viele Speisen der experimentellen Küche auch im Hobbybereich möglich. Köche demonstrierten am Rande der Präsentation zum Beispiel das vollständige Garen eines Fischfilets in einem hohlen Block aus purem Eis, der währenddessen nicht wegschmolz. Grundsätzlich gehe es dem Unternehmen mit dem Gerät aber um erhebliche Zeitersparnis und bessere Ergebnisse beim üblichen Kochvorgang in der Privatküche, so eine Firmensprecherin. Zum Beispiel Volumenzunahme vom Teig beim Backen oder gleichmäßigeres Garen von Fleisch.
Das Gerät der oberen Preisklasse soll für rund 8000 Euro ab April 2018 in den Handel kommen. Die Entwicklung hat sieben Jahre gedauert.
Um die neue Kochtechnik zu demonstrieren, haben sich Mieles Köche einige ungewöhnliche Gerichte ausgedacht. Besonders plakativ war die Zubereitung eines Stücks Kabeljau, das im Inneren eines Eisblocks in den Dialoggarer geschoben wurde.
Die Bedienung des Geräts erfolgt per Touchscreen. Hier ist zu sehen, dass die Temperatur für den Fisch auf 30 Grad eingestellt wurde, die niedrigste Einstellung.
Um zu beweisen, dass der Eisblock auch nach acht Minuten Zubereitungszeit im Dialoggarer noch kalt war, wurde eine Wärmebildkamera hervorgeholt. Es hätte aber auch gereicht, das Eis kurz anzufassen. Es war kalt, wie es bei Eis so üblich ist.
Das Stück Kabeljau im Inneren der Eisbox war jedoch perfekt zubereitet. Man musste es nur schnell aus seinem kalten Gefäß herausholen, um seine Abkühlung zu vermeiden.
Hier wird Lachs für ein weiteres Beispiel vorbereitet. Die Alufolie soll den Fisch von den magnetischen Wellen des Miele-Geräts abschirmen.
Das Ergebnis: Der freigelegte Teil des Lachsfilets wurde gar durchgekocht, unter der Folie blieb der Fisch roh.
Eine weitere Besonderheit der neuen Technik: Es lassen sich verschiedene Speisen gleichzeitig zubereiten. Das Gerät passt seine Leistung während des Garens automatisch an die verschiedenen Konsistenzen an.
Ein Experiment mit Buns, gefüllten Hefeteigbrötchen, deren Teig mit Speisefarbe gefärbt wurde. Im Dialoggarer wurden die Teigbällchen fluffig und behielten ihre knalligen Farben.
Im Backofen verloren sie dagegen die Farbigkeit und bekamen aufgrund der Hitze eine Kruste.
Um den Unterschied zu Mikrowellen zu zeigen, wurden zwei tiefgekühlte Sahnetorten aufgetaut. Das Exemplar rechts zerlief im Mikrowellenofen, während das zweite Exemplar im Dialoggarer seine Form beibehielt.
Hier steckt die Technik: An der Decke des Garraums befinden sich kleine Antennen, deren Form an Fragezechen erinnert.
Diese Präsentationsfolie soll das Funktionsprinzip erklären: Energie wird von den Antennen abgestrahlt und die nicht in Wärme umgewandelte Energie wieder gemessen.
Da die genutzten elektromagnetischen Wellen sich mit einem Teil des Mobilfunkspektrums überschneiden, müssen der Garraum und die Tür besonders dick abgeschirmt werden.
Die Bedienung per Touchscreen erscheint ungewohnt, aber einfach.
Wenn die Geräte im kommenden Jahr auf den Markt kommen, soll eine Assistenzfunktion beim Auswählen der Gar-Parameter helfen.
Die Miele-Köche verwendeten für ihre Vorführung jedoch eine Art Profi-Modus, in dem sich alle einstellbaren Werte des Dialoggarers manuell justieren lassen.